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Besonders junge Leute gelten als empfänglich für die Propaganda der radikal-islamischen Prediger. Zu den Anwerbeaktionen gehört die kostenlose Verteilung des Korans.
© picture alliance / dpa

Verfassungsschutz warnt: Islamisten werben vor Flüchtlingsheimen

Personen aus der salafistischen Szene sprechen vor allem unbegleitete Jugendliche gezielt an, warnt der Verfassungsschutz.

Der Verfassungsschutz warnt davor, dass Islamisten versuchen, Flüchtlinge anzusprechen und zu werben. In Berlin seien „mehrere Fälle festgestellt worden, in denen Personen aus der salafistischen Szene im Umfeld von Flüchtlingsunterkünften auftreten und Werbung für ihre extremistische Interpretation des Islam machen“, heißt es in einer Mitteilung der Behörde.

Der Verfassungsschutz befürchtet, dass diese Kontaktversuche der Gewinnung neuer Anhänger und Unterstützer dienen könnten. Noch sei unklar, ob diese Versuche der Kontaktaufnahme bei den angesprochenen Flüchtlingen auf eine messbare Resonanz stoßen wird.

Nach offiziellen Angaben stammt die Mehrheit der Flüchtlinge, die derzeit nach Berlin und Deutschland kommen, aus überwiegend muslimisch geprägten Ländern. Darunter sollen jedoch keine Menschen sein, die „als islamistische Terroristen mit einem Kampfauftrag nach Deutschland“ geschleust werden sollen. Dies hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) vor einer Woche gesagt.

Auch den Berliner Behörden liegen bislang keine Informationen vor, dass sich unter den Flüchtlingen Angehörige jihadistischer Organisationen mit einem „Kampfauftrag“ befinden. Alle hierzu eingehenden Hinweise werden sehr ernst genommen und sorgfältig geprüft.

Auch de Maizière hegt die Sorge, dass Islamisten in und um die Flüchtlingsaufnahmeeinrichtungen neue Kämpfer zu rekrutieren versuchten. Ihre Zielgruppe seien vor allem unbegleitete Jugendliche. Im Internet gebe es entsprechende Aufrufe führender Salafisten, berichtete der Minister.

Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, sagte, dass „besonders jugendliche unbegleitete Flüchtling eine leichte Beute der Islamisten sein könnten“. Hier liege ein „erhebliches Radikalisierungspotenzial“.

Henkel: 340 gewaltbereite Salafisten in Berlin

Der Berliner Verfassungsschutz hat Erkenntnisse, dass Moscheevereine, Hilfsorganisationen und auch Einzelpersonen aus dem islamistischen Spektrum den Kontakt zu Flüchtlingen suchen. Die Szene ist gut vernetzt: So soll eine islamistische Gruppe aus England in Bayern und in Nordrhein-Westfalen versucht haben, an Asylbewerber heranzukommen.

Innensenator Frank Henkel hatte bei der Vorstellung des aktuellen Verfassungsschutzberichts vor der „stetig wachsenden Zahl der Salafisten“ gewarnt. Allein in Berlin sei die Zahl von 350 im Jahr 2011 auf mehr als 650 im vergangenen Jahr gestiegen. Die Zahl der gewaltorientierten Salafisten habe sich von 100 auf 340 sogar überproportional erhöht.

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