Anschlag auf Bahnstrecke nach Erkner: IS-Flagge könnte sich als falsche Spur erweisen
Nach der Beschädigung einer Oberleitung zwischen Wuhlheide und Karlshorst ist das Tatmotiv laut Polizei völlig offen.
Nach einem Anschlag auf die Oberleitung der Eisenbahnstrecke nach Erkner gibt es keine Hinweise zum Motiv. Am Mittag des 23. Dezember hatte die Deutsche Bahn eine Störung an der Oberleitung bemerkt und die für Bahnanlagen zuständige Bundespolizei informiert. Diese stellte zwischen den Bahnhöfen Karlshorst und Wuhlheide ein gerissenes Halteseil und ein beschädigtes Versorgungskabel fest. Betroffen war nur das Richtung Frankfurt (Oder) führende Gleis. Während der Ermittlungen war zeitweise auch die parallel fahrende S-Bahn-Strecke nach Erkner gesperrt worden. Für eine weitere Spurensuche durch Polizisten gab es am 1. Feiertag erneut kurze Beeinträchtigungen im Bahnverkehr.
An der durch den Forst führenden Strecke wurden unter anderem eine Flagge des „Islamischen Staates“ (IS) und zahlreiche Schriftstücke mit arabischen Schriftzeichen gefunden. Wie ein Polizeisprecher am 2. Weihnachtstag sagte, haben diese aber nicht den Charakter einer Selbstbezichtigung. Auch im Internet wurde kein Bekennerschreiben veröffentlicht. Das Motiv sei also völlig offen, sagte der Sprecher, ermittelt werde „in alle Richtungen“. Es werde geprüft, ob Flugblätter und Flagge mit der Beschädigung an der 15.000-Volt-Oberleitung in Zusammenhang stehen.
Auffallend ist, dass die Berliner Polizei in ihrer Meldung vom 1. Feiertag selbst auf einen vorangegangenen Anschlag in Bayern verwies. Anfang Oktober war auf der Strecke zwischen Nürnberg und München ein ICE gering beschädigt worden, der gegen ein gespanntes Stahlseil gefahren war. Dieses war so dünn, dass es sofort zerriss, die Gefahr, dass der Zug entgleist, bestand laut bayerischer Polizei nicht. Am Tatort wurde ein mehrseitiges Drohschreiben in arabischer Sprache gefunden. Nach offiziellen Angaben handelte es sich um keine konkrete Drohung. Die Polizei schließt nicht aus, dass Rechtsextreme versucht haben, eine IS-Tat vorzutäuschen.
Am 1. Weihnachtstag stoppte ein verdächtiger Koffer den Bahnverkehr an der Warschauer Straße. Dieser war harmlos, teilte die Bundespolizei mit.