Zwischen Nürnberg und München: Stahlseil über ICE-Strecke: Ermittler prüfen rechtsextremen Hintergrund
Im Oktober fuhr ein ICE in Bayern gegen ein Stahlseil. Es gab ein Drohschreiben auf arabisch. Vielleicht wollte der Täter gegen Flüchtlinge Stimmung machen.
Der versuchte Anschlag auf einen ICE mit einem Stahlseil Anfang Oktober in Bayern hatte womöglich einen rechtsextremen Hintergrund. "Wir halten es für möglich, dass es sich um einen radikalisierten Einzeltäter aus dem extrem rechten Milieu handelte, der kurz vor der Landtagswahl in Bayern Stimmung gegen Flüchtlinge provozieren wollte", sagte ein Ermittler den Zeitungen des Redaktionsnetzwerk Deutschland laut einer Vorabmeldung vom Montag.
Vor rund einem Monat hatten unbekannte Täter ein dünnes Stahlseil über die Gleise der Schnellfahrstrecke zwischen Nürnberg und München gespannt. Bei dem Vorfall war ein ICE beschädigt worden, verletzt wurde niemand. Die Behörden gehen davon aus, dass die Konstruktion den Zug nicht hätte entgleisen lassen können.
Wie es in dem Bericht unter Berufung auf Sicherheitskreise weiter hieß, waren knapp drei Wochen nach dem Anschlag zwar Zettel mit arabischen Schriftzeichen in der Nähe der Trasse und zwei Tage später weitere Flugblätter ähnlichen Inhalts gefunden worden, die an das bayerische Landeskriminalamt übergeben wurden. Sinngemäß heiße es darin, solange die EU den Kalifatsstaat angreife, würden weitere Anschläge auf die Bahn stattfinden. Allerdings hätten die Texte aus einschlägig bekannten Internetforen gestammt, seien frei verfügbar und könnten leicht von jedem anderen verwendet werden. Ein Bezug zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat sei aber "sehr unwahrscheinlich", hieß es weiter. Möglich sei dagegen, dass diese Schreiben verwendet wurden, um eine Verbindung zur islamistischen Szene vorzugaukeln.
Rund 50 Beamte ermitteln beim bayerischen Landeskriminalamt täglich in dem Fall. Sie stufen den Vorfall nicht als Anschlag, sondern als gefährlichen Eingriff in den Zugverkehr ein. Zudem ermittelt das Bundeskriminalamt und die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus. Einen Bezug der Tat zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) halten die Ermittler aber für sehr unwahrscheinlich. (dpa, AFP)