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Johannes Danckert, kommissarischer Vorsitzender der Vivantes-Geschäftsführung.
© Christophe Gateau/dpa

Chef der Berliner Vivantes-Kliniken drängt zu Impfungen: „Intensivpflegekräfte sind physisch und psychisch erschöpft“

Für Covid-19-Fälle auf den Intensivstationen wird Personal benötigt – die Krankenhausgesellschaft fordert alle Kliniken auf, planbare OPs zu verschieben.

Deutschlands größter kommunaler Klinikkonzern, die Berliner Vivantes-Kette, warnt vor Not auf den Intensivstationen. "Diese Situation hat ganz klar das Potenzial, die Kliniken zu überlasten", sagte Vivantes-Chef Johannes Danckert am Donnerstag. Man verfüge zwar "über ausreichend Beatmungsgeräte und moderne Medizintechnik. Allerdings haben drei Coronawellen bundesweit deutliche Spuren in den Kliniken hinterlassen."

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Viele Intensivpflegekräfte seien erschöpft – physisch und psychisch. "Manche haben sogar den Beruf verlassen", sagte Danckert mit Blick auf die Fachkräftesuche aller Krankenhäuser. Die aktuelle Personalnot schränke die Leistungsfähigkeit der Kliniken im Vergleich zu den Vorwellen ein. Vivantes betreibt in Berlin acht Kliniken, fast ein Drittel aller stationären Patienten der Stadt werden dort versorgt.

Von fast 490 Covid-19-Patienten in Berlins Krankenhäusern liegen derzeit nahezu 140 auf einer Intensivstation. Das ist platz- und personalintensiv, die Kliniken kosten solche Fällen durch allerlei Begleitumstände oft mehr, als sie von den Krankenkassen dafür erhalten. Von diesen Corona-Intensivfällen werden 120 künstlich beatmet, was die Behandlung noch komplizierter macht.

Ob Berlins Krankenhäuser die Corona-Intensivpatienten so verteilen, wie das in den vergangenen Pandemiewellen geltende "Save"-Konzept vorgesehen hat, ist nicht ganz klar. Demnach versorgt die Charité als Level-I-Klinik die schwersten Covid-19-Fälle. Level II sind 16 Kliniken, darunter große Vivantes-Häuser, das Unfallkrankenhaus Berlin, die privaten Helios- sowie die freien DRK-Kliniken, die ebenfalls schwere Corona-Fälle behandeln sollen.

Charité und Vivantes versorgen 60 Prozent der Covid-19-Intensivfälle

Von 140 Berlins Corona-Intensivfällen liegen derzeit 80 in den Landeskliniken von Charité und Vivantes, also fast 60 Prozent. Die Universitätsklinik und Vivantes betreiben 45 Prozent aller fast 21.000 Krankenbetten der Stadt. Und in beiden Krankenhausketten werden noch dutzende Covid-19-Fälle auf Normalstationen versorgt. Erst vor einigen Wochen hatten die Pflegekräfte auf den Charité- und Vivantes-Stationen gestreikt, auch dabei ging es um mehr Personal pro Schicht.

Vivantes und Charité verschieben nun reguläre, planbare Operationen zugunsten von Covid-19-Patienten. Dadurch geht ihnen Geld der Krankenkassen verloren. Denn planbare Eingriffe lassen sich mit dem Kassenhonorar oft auskömmlich vorbereiten. Insbesondere der Charité-Vorstand drängt auf Freihalte-Pauschalen für erwartete Covid-19-Fälle, wie sie der Bund noch vergangenen Winter zahlte. Dazu wird in den nächsten Tagen eine Aussage aus der Bund-Länder-Treffen erwartet.

2750 Covid-19-Patienten auf Deutschlands Intensivstationen

Mitte dieser Woche wurden 2750 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch versorgt, dazu kommen circa 17.000 andere Fällen, circa 2400 Betten auf Intensivstationen waren frei. Eine Überlastung der Intensivstationen wegen der stark steigenden Corona-Neuinfektionen ist laut Deutscher Krankenhausgesellschaft nicht mehr abzuwenden.

Alle Kliniken, also auch kleinere Häuser, die derzeit kaum Covid-19-Fälle versorgen, sieht die Deutsche Krankenhausgesellschaft in der Pflicht. "Der Wert von 4000 belegten Covid-Intensivbetten ist praktisch nicht mehr zu vermeiden", sagte der Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Die Folge sei, dass Kliniken die planbaren Operationen "jetzt sofort verschieben müssen".

Alle Krankenhäuser sollten wissen, "dass sie unabhängig von der Anzahl der Covid-Patienten im eigenen Haus ihre Leistungen einschränken müssen, um dann auch für überlastete Kliniken einspringen zu können", sagte Gaß weiter. Für das Krankenhauspersonal würden die kommenden Wochen und "wahrscheinlich Monate" noch einmal eine enorme Kraftanstrengung.

Vivantes-Chef Danckert appellierte an "jeden Einzelnen", sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen und das Angebot zur Auffrischungsimpfung wahrzunehmen.

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