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Die Charité in Berlin-Mitte.
© Hannes Heine
Update

Viele Covid-19-Patienten, volle Intensivstationen: Berliner Charité verschiebt nahezu alle planbaren Operationen

Für Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen wird Personal benötigt – die Charité sagt andere Eingriffe ab. Berlinweit werden 110 Corona-Fälle beatmet.

An Europas größter Universitätsklinik werden planbare Eingriffe seit Dienstag verschoben – die Ärzte der Charité informieren derzeit Patienten, die in den nächsten Tagen einen Termin hatten.

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Die steigende Zahl von Covid-19-Patienten mache diesen Schritt nötig, um Mitarbeiter wieder vermehrt auf Covid-19-Stationen einsetzen zu können, teilte ein Sprecher mit. Notfälle werden demnach aber weiter behandelt und auch dringliche Eingriffe würden vorgenommen.

Derzeit werden mehr als 120 an Covid-19 erkrankten Patienten in der Charité behandelt. Allein 50 Betroffene liegen auf den Intensivstationen. Die Charité behandelt häufig die besonders schweren Fälle. Das landeseigene Hochschulkrankenhaus hatte schon vergangenen Herbst pandemiebedingt im Notbetrieb gearbeitet, um die Zahl der personalintensiven Covid-19-Patienten zu bewältigen.

In ganz Berlin werden derzeit fast 470 Corona-Fälle in Kliniken versorgt, davon 130 auf Intensivstationen, wovon wiederum 110 beatmet werden müssen. Das erfuhrt der Tagesspiegel aus Ärztekreisen. Demnach stieg in der Charité auch die Zahl der sogenannten "Ecmo"-Patienten zuletzt auf 15. Bei dieser "extrakorporalen Membranoxygenierung" werden ausgefallene Organe lebensbedrohlich Erkrankter temporär durch ein High-Tech-Gerät ersetzt. In Berlin gibt es 40 Ecmo-Maschinen, die meisten werden von anderen Patienten mit schweren Lungenleiden gebraucht.

Vom Stress erschöpft: Weniger Personal als vor einem Jahr

"Unsere Intensivstationen füllen sich in beängstigender Geschwindigkeit mit Covid-19-Patienten", sagte Jörg Pawlowski, der Chef des Charité-Klinikpersonalrats, dem Tagesspiegel bereits vor einigen Tagen. Zum Jahreswechsel seien zwar fast 160 Covid-19-Intensivpatienten allein in der Charité behandelt worden, doch gebe es auf einigen Stationen derzeit Nicht-Corona-Patienten, deren Behandlungen – etwa Herzklappen-Operationen – in früheren Phasen der Pandemie verschoben worden seien.

[Lesen Sie mehr: Der Chef des Klinikpersonalrats schildert im Tagesspiegel-Plus-Interview die Lage in der Charité]

Zudem gebe es wegen des Dauerstresses heute weniger Personal als vor einem Jahr, sagte Pawlowski. Erschöpfte Beschäftigte seien krank geworden oder hätten den Beruf gewechselt. Das gilt allerdings für die meisten Kliniken. Überall werden Pflegekräfte gesucht, insbesondere für die Intensivstationen.

Schon zu Monatsbeginn hatte der Vorstand der Charité vor einer Überlastung gewarnt. In internen E-Mails an Ärzte und Pflegekräfte hieß es, man müsse sich für den Winter auf eine "hohe Belastung" einstellen. Schon zu diesem Zeitpunkt war eine Einschränkung des Regelbetriebs vorhergesagt worden. Dies ist nun eingetreten.

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