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Attila Hildmann hat sich wohl in die Türkei abgesetzt.
© REUTERS/Hannibal Hanschke

Nach Haftbefehl gegen Rechtsextremisten: Informant soll Attila Hildmann gewarnt haben

Ein Haftbefehl gegen ihn konnte nicht vollstreckt werden, Attila Hildmann ist untergetaucht. Nun vermutet die Staatsanwaltschaft: Er soll gewarnt worden sein.

Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt, ob jemand aus der Berliner Justiz den Rechtsextremisten und Verschwörungsideologen Attila Hildmann gewarnt habe, dass gegen ihn ein Haftbefehl vorliegt. Das ergaben Recherchen von WDR und Süddeutscher Zeitung, wie die "Tagesschau" berichtet. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte das auf Nachfrage. Die Behörde hat ein Ermittlungsverfahren gegen "Unbekannt" wegen des Vorwurfs des "Verrats von Dienstgeheimnissen" eingeleitet.

Dass sie Attila Hildmann nicht habhaft werden kann, damit rechnet die Berliner Staatsanwaltschaft schon seit März: Er befindet sich wohl in der Türkei, davon gehen die Ermittler aus. Er besitzt sowohl die türkische als auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Wegen Volksverhetzung, öffentlicher Aufforderung zu Straftaten und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte ist im Februar ein Haftbefehl gegen Hildmann erlassen worden. Doch der Vollstreckung entzog er sich und setzte sich rechtzeitig ins Ausland ab.

Nun beschäftigt der Fall die Berliner Justiz. Ist Hildmann von einem Maulwurf vor der Festnahme gewarnt worden? Ein Anhaltspunkt sei, dass er voll Häme über den Haftbefehl geschrieben habe - zu einem Zeitpunkt, als noch nicht einmal die zuständige Staatsanwaltschaft davon gewusst haben soll.

Den Medienberichten zufolge soll die Staatsanwaltschaft Anfang des Jahres den Haftbefehl gegen Hildmann beim Amtsgericht Berlin-Tiergarten beantragt haben, die Haftrichterin habe ihre Entscheidung darüber aber erst am Nachmittag des 19. Februar getroffen. Während die Staatsanwaltschaft darüber erst am Montag informiert worden sei, scheint Hildmann bereits am Wochenende Bescheid gewusst zu haben - in der Nacht auf Sonntag informierte er seine Telegram-Anhänger, nun "dringend untertauchen" zu müssen.

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Nur wenige Menschen sollen zu diesem Zeitpunkt Kenntnis von dem Haftbefehl gehabt haben: Der "Tagesschau" zufolge lediglich "die Haftrichterin, deren Mitarbeiter, eine Sekretärin in der Geschäftsstelle oder auch ein Sicherheitsmann, der die Akte transportiert hatte". Hildmann selbst habe behauptet, mehrere Polizisten hätten seiner Mutter gesagt, gegen ihn liege ein Haftbefehl vor.

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Allerdings soll sich Hildmann bereits seit Dezember 2020 nicht mehr in Deutschland aufgehalten haben.

Früher als veganer Kochbuchautor bekannt, nennt Hildmann sich selbst „ultrarechts“ und einen Verschwörungsprediger. Hildmann war wiederholt bei Protesten gegen die Corona-Schutzmaßnahmen aufgetreten. Er fällt regelmäßig durch antisemitische und rechtsextremistische Äußerungen auf. In dem Ermittlungsverfahren gegen den 39-Jährigen überprüft die Anklagebehörde mehr als 1000 Äußerungen.

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