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Meist tragen Erzieher und Kita-Mitarbeiter das Coronavirus in Kitas.
© Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

60 Berliner Einrichtungen von Schließungen betroffen: Infektionstreiber in Kitas ist das Personal

Jede sechste betroffene Einrichtung befindet sich in Neukölln. Unter den Infizierten aber ist nur ein Kind. Meist sind Erzieher erkrankt.

Aktuell sind von Berlins mehr als 2.700 Kitas 27 vorübergehend wegen Corona-Infektionen geschlossen. In weiteren 33 Einrichtungen sind einzelne Gruppen in Quarantäne, so dass insgesamt 60 Einrichtungen von Schließungen betroffen sind. Das teilte die Jugendverwaltung am Mittwoch mit.

In der Vorwoche waren 26 Betreuungseinrichtungen komplett und weitere 26 teilweise zu gewesen. Zumeist wird die Quarantäne durch infiziertes Personal ausgelöst, also durch Erzieher und Erzieherinnen, selten auch durch weitere Mitarbeiter.

Dies belegen aktuelle Zahlen aus Neukölln, die dem Tagesspiegel vorliegen: Hier wurde an den mindestens zehn der von Schließungen betroffenen Kitas bisher nur ein infiziertes Kind aktenkundig.

Demgegenüber sind aber mehr als 20 Erzieher und weitere Mitarbeiter infiziert. Weit über 400 Kinder und rund 70 Mitarbeiter sind in Quarantäne, mindestens zwei Kitas ganz geschlossen, ansonsten nur Gruppen.

Zum Vergleich: In Berlins kinderreichstem Bezirk Pankow sind zurzeit drei Kitas von Schließungen betroffen, wie Gesundheitsstadtrat Torsten Kühne (CDU) am Montag auf Anfrage mitteilte. Dass Neukölln offenbar an der Spitze der Kita-Schließungen steht, entspricht der besonders hohen Corona-Infektionsrate im Bezirk.

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Dass trotz des zunehmenden Infektionsgeschehens – auch berlinweit – bisher nicht mehr Schließungen notwendig waren, wird damit begründet, dass Kinder im Kita-Alter keine „Infektionstreiber“ sind, was auch etliche Studien ergaben. Meist werde das Infektionsgeschehen „von außen in die Einrichtungen hineingetragen“, erläutert eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Jugend.

Um der Öffentlichkeit einen besseren Überblick über die Infektionen an Kitas zu geben, soll die Zahl der betroffenen Einrichtungen von kommender Woche an zusammen mit den Schulzahlen herausgegeben werden. Bisher wurden sie nur auf Nachfrage genannt.

Ein jüngster Fall: Zwei Krippen in Marienfelde geschlossen

Bei einer der betroffenen Kinderbetreuungseinrichtungen handelt es sich um eine Krippe in Marienfelde: Nach Informationen des Tagesspiegels wurde ein Kind am Freitag kurz vor Betriebsschluss positiv auf das Coronavirus getestet. Daraufhin wurden die zwei Krippen in der Hildburghauser Straße geschlossen, für Erzieher und Kinder wurde bis zum 27.Oktober eine zweiwöchige Quarantäne angeordnet.

Die dazugehörige Kita läuft hingegen im Regelbetrieb weiter, wie Verwaltungsleiterin Huelya Güvenc dem Tagesspiegel sagte. Den Eltern stehe jedoch frei, ihre Kinder vorsorglich zu Hause zu lassen. Im Kita-Bereich wurden die Hygienemaßnahmen verschärft, die Erzieher tragen permanent Mund-Nasenschutz.

Studie: Nur ein Prozent der Einrichtungen betroffen

Ein Vater eines Kita-Kindes aus Marienfelde zeigt sich hingegen besorgt. „Die Bereiche der Kita und der Krippe liegen immerhin nah beieinander“, sagte er. Verwaltungsleiterin Güvenc erklärte jedoch, dass die Kita- und die Krippengruppen keinen Kontakt zu einander hatten. „Auf Anweisung des Gesundheitsamts wurde nur die Krippe geschlossen.“

Nach Angaben des Deutschen Jugendinstituts und des Robert-Koch-Instituts lieferte jetzt die interdisziplinäre „Corona-KiTa-Studie“ als Zwischenergebnis von 12.000 registrierten Einrichtungen, dass in den vergangenen Wochen jeweils rund zehn Prozent der am Kita-Register teilnehmenden Einrichtungen einen SARS-CoV-2-Verdachts- oder Infektionsfall gemeldet hatten. Tatsächlich bestätigte Infektionsfälle betrafen nur ein Prozent der Einrichtungen pro Woche.

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