Studie der Charité zu Berliner Kitas: Bisher keine Corona-Infektionen unter 700 Teilnehmern nachgewiesen
Die Zahl der Berliner Coronafälle steigt, aber in den beteiligten Kitas gab es keinen Befund. Die CDU kritisiert das Konzept der Berliner Studie.
Den aktuell alarmierend hohen Coronazahlen zum Trotz ist bei der Kita-Studie der Charité unter rund 700 Teilnehmern – Kindern, (Haushalts-)Angehörigen und Kita-Personal - bislang keine Infektion nachgewiesen worden. Dies teilte die Senatsverwaltung für Wissenschaft auf Anfrage mit. Das Ergebnis beruht auf Testungen im September und Oktober. Die Befunde der Untersuchungen auf Antikörper stehen noch aus.
Die Studie ist Bestandteil der Corona-Schulstudie (BECOSS) und gehört damit zur Berliner Teststrategie. In einer ersten Testphase im Juni war unter über 350 Schülern nur ein – fast symptomfreier – infizierter Schüler ausgemacht worden sowie sechs mit Antikörpern. Der Untersuchungszeitraum beträgt ein Jahr. Zwischenergebnisse werden im November vorgestellt. Zu den Zielen gehört der Aufschluss über Infektketten und Übertragungswege sowie die Erfassung von „Wissen, Einstellungen und Verhalten im Schul- und Kita-Umfeld“.
Dass Charité und Senat erst im November mit weiteren Resultaten an die Öffentlichkeit treten, hält der Berliner CDU-Abgeordnete Adrian Grasse für zu spät: „Gezielte Maßnahmen sollten auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse erfolgen. Das ist aus meiner Sicht auch eine Voraussetzung für die Akzeptanz dieser Maßnahmen in der Bevölkerung.“
Der Senat habe viel Zeit verloren „und auch aus forschungspolitischer Sicht eine Chance vertan“, meint Grasse, der Mitglied im Wissenschaftsausschuss ist und sich schon länger für eine groß angelegte wissenschaftliche Studie stark macht. Grasse verweist auf die Hamburger Child-Studie, für die 6000 Kinder getestet wurden. Bereits im Juni hätten erste Zwischenergebnisse vorgelegen. Der Abgeordnete kritisiert zudem, dass im Rahmen der ersten Phase der Schulstudie keine Angehörigen mitgetestet worden seien. Somit fehle noch immer Aufschluss über Infektionsketten.
Um mehr über die bisherigen Resultate der Kita- und Schulstudie zu erfahren, hatte Grasse eine Anfrage gestellt, deren Beantwortung dem Tagesspiegel vorliegt. Demnach dauerte die erste Testphase in den Schulen vom 11. bis 19. Juni und in den Kitas vom 28. September bis 2. Oktober. Keineswegs alle angefragten Einrichtungen waren einverstanden mit einer Teilnahme.
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Vielmehr sagten drei von 27 Schulen mit Hinweis auf die „zusätzliche organisatorische Belastung“ sowie eine anstehende Prüfungswoche ab. Bei den Kitas war die Quote der Ablehnungen noch höher: Nur zwölf von 21 Einrichtungen wollten mitmachen. Auch hier wurde als Grund am häufigsten die zusätzliche Belastung genannt, heißt es in der Antwort von Wissenschafts-Staatssekretär Steffen Krach (SPD).
Auch Neuköllner Schulen und Kitas werden untersucht
Letztlich nehmen – wie laut Senat von der Charité beabsichtigt – je zwölf Grund-, Oberschulen und Kitas teil und zwar je zwei aus Charlottenburg-Wilmersdorf, Marzahn-Hellersdorf, Neukölln, Pankow, Reinickendorf sowie Tempelhof-Schöneberg. Die Einrichtungen werden aus Datenschutzgründen nicht genannt.
An den Schulen wurden 150 Lehrkräfte sowie knapp 400 Schülerinnen und Schüler untersucht. Haushaltsmitglieder konnten im Juni nicht einbezogen werden: „Dies erfolgte, nach entsprechender Erweiterung des Ethikvotums, für die erste Runde der Studie in den Kitas“, schreibt Krach. Die Expertinnen und Experten der Charité seien mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. Dem Vernehmen hat Berlin sich bewusst für eine andere Teststrategie als Hamburg und weitere Bundesländer entschieden, um damit die Möglichkeit zu erhöhen, eine größere Bandbreite an wissenschaftlichen Antworten zu generieren.
Die zweite Berliner Schul-Testung soll Anfang November erfolgen. „Die Ergebnisse sind natürlich nicht nur für uns in Berlin von hoher Relevanz, sondern auch bundesweit,“ sagte Krach dem Tagesspiegel.
Dass die Studie bisher „so gut verlief“, sei „der großen Erfahrung von Professor Mockenhaupt und seinem Team zu verdanken“, das die notwendige Sensibilität im Umgang mit Kindern und Jugendlichen aufbringe, betonte der Staatssekretär.