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Am Ende steht nur noch eins der beiden Räder da.
© Martin Gerten/dpa

Fahrraddiebstähle in Berlin: In Mitte verschwinden die meisten Räder

Wo viel Rad gefahren wird, werden auch viele Räder gestohlen. In Marzahn-Hellersdorf standen Zweiräder 2017 am sichersten.

Mehr als 27.000 Fahrräder sind im vergangenen Jahr in Berlin gestohlen worden. Die meisten Räder verschwanden im Bezirk Mitte (3931 Diebstähle), es folgen Friedrichshain-Kreuzberg (3877), Pankow (3666) und Charlottenburg-Wilmersdorf (3075). Das teilte die Senatsverwaltung für Inneres und Sport auf eine Anfrage des Grünen-Politikers Stefan Taschner mit. Die wenigsten Diebstähle wurden demnach mit 781 in Marzahn-Hellersdorf und mit 939 in Reinickendorf registriert. Das Mittelfeld teilen sich Tempelhof-Schöneberg (2546), Steglitz-Zehlendorf (2138), Neukölln (1953), Treptow-Köpenick (1764), Lichtenberg (1455) und Spandau (1151). Insgesamt ist das ein leichter Rückgang gegenüber 2016. Die Polizei rechnet aber mit einer hohen Dunkelziffer. Viele bestohlene Fahrradbesitzer verzichten wegen der geringen Aufklärungsrate auf eine Anzeige.

Im Durchschnitt entstand pro Fahrraddiebstahl ein Schaden von 629 Euro, insgesamt beläuft sich also alleine der Schaden der angezeigten Diebstähle im Jahr 2017 auf mehr als 17 Millionen Euro, tatsächlich dürfte er weit höher liegen. Ein lukratives Geschäft, wenn man denn eines daraus macht. Diebe werden selten ermittelt, die Aufklärungsquote belief sich 2017 auf gerade einmal 3,9 Prozent. „Uns wird regelmäßig berichtet, dass ganze Hinterhöfe leer geräumt werden“, berichtet Nikolas Linck vom ADFC.

Organisierte Kriminalität

„Die Täter kommen im Vorfeld und sichten, wie viele Räder da stehen und wie sie gesichert sind. Das ist organisierte Kriminalität“, sagt Linck. Mit dem Transporter würden diese dann aus der Stadt oder sogar über die Landesgrenze gebracht und über das Internet weiterverkauft. Die Berliner Polizei will sich auf keine Tätergruppen festlegen, die Zahl der ermittelten Straftäter sei zu gering, um eine belastbare Aussage zu machen. Dass der Fahndungserfolg so gering ist, liegt nach Einschätzung des ADFC auch am fehlenden Willen der Polizei: „Städte wie Hamburg haben längst eine SoKo zum Fahrraddiebstahl.“ In Berlin setze man auf eher auf Prävention.

Besonders in der Innenstadt, wo viele mit dem Fahrrad unterwegs sind, werden häufig Fahrräder geklaut. Die von der Polizei identifizierten „Hotspots“ für Diebstähle sind dabei einerseits die klassischen Fahrradkieze rund um Neukölln, Kreuzberg und Friedrichshain: Hier sind die Diebstahlzahlen – im Graefekiez wurden beispielsweise 407 Räder gestohlen – schlicht wegen der Masse an vorhandenen Fahrrädern besonders hoch. „Hotspots“ gibt es aber auch weiter außerhalb, etwa in Pankow-Zentrum, Friedenau oder Zehlendorf-Mitte. Dass es auch in den Randbezirken zu erheblichen Diebstahlzahlen kommt – in Pankow-Zentrum wurden 2017 421 Räder geklaut –, liegt meist an nahe gelegenen Bahnhöfen.

Es fehlen sichere Abstellmöglichkeiten

Der S-Bahnhof Pankow ist ein Umsteigeknoten für Pendler, daher werden viele Räder oft auch über Nacht abgestellt und potenzielle Täter können schnell entkommen. Das gleiche gilt für den S-Bahnhof Zehlendorf. Da die Fahrradproblematik dort bekannt ist, wird am S-Bahnhof Zehlendorf bis 2020 auch das erste vollautomatische Fahrradparkhaus Berlins gebaut. Das Parkhaus soll auf fünf Ebenen einen sicheren Platz für 120 Räder schaffen. Ergänzt wird das Parkhaus durch Fahrradbügel und überdachte Doppelstock-Ständer. Weitere Parkhäuser und Fahrradboxen plant der Senat an den S-Bahnhöfen Wannsee und Mexikoplatz sowie am U-Bahnhof Krumme Lanke.

Das Start-up „velo-easy“ hat bereits 2016 an vier Berliner Standorten – S-Bahnhof Lichtenberg, Karlshorst, Südkreuz und am Ring Center an der Frankfurter Allee – Fahrradboxen installiert, die man per Smartphone öffnen kann. Die Parkgebühr pro Tag beträgt einen Euro.

Generell mangele es in Berlin an Möglichkeiten, das Fahrrad sicher abzustellen, beklagt der ADFC. An Bahnhöfen und anderen stark frequentierten Plätzen gebe es noch dringenden Bedarf für fest verankerte Fahrradbügel. Zu oft seien Radler gezwungen, ihr Fahrrad frei abzuschließen, da hülfen auch zwei Schlösser zur Sicherung wenig. Wer ein wertvolles Rad besitzt, kann eine Fahrradversicherung abschließen. Im Falle eines Diebstahls muss der Besitz allerdings per Rahmennummer und eindeutiger Beschreibung, am besten mit einem Foto, nachgewiesen werden.

Die Polizei empfiehlt, das Rad codieren zu lassen, diese Nummer wird auf dem Fahrrad eingraviert oder so aufgeklebt, dass sie nicht entfernt werden kann. Der Code führt dann zum Besitzer, „nur mit Identifikationsummer kann es einen Fahndungserfolg geben“, erklärte eine Polizeisprecherin. Bei Dieben wirke der Code abschreckend, heißt es auch beim ADFC. Die Polizei codiert Räder kostenfrei als Präventivmaßnahme, die nächsten Aktionen finden am kommenden Donnerstag auf dem Metzer Platz in Spandau und an der Trelleborg Grundschule in Pankow statt. Auch beim ADFC kann man sein Rad zwei Mal pro Woche registrieren lassen. Allerdings sollte man die Originalrechnung oder den Kaufvertrag als Eigentumsnachweis mitbringen.

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