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Ende August ging die Amtsärztin von Marzahn-Hellersdorf in Pension. Seither wird das Amt kommissarisch geleitet. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.
© imago images/Steinach

Mitten in der Pandemie fehlen Amtsärzte: In drei Berliner Bezirken muss das Gesundheitsamt ohne Chef auskommen

Die Amtsärzte spielen eine zentrale Rolle in der Pandemie. Doch in Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick und Lichtenberg ist die Position nicht besetzt.

Die bezirklichen Amtsärzte haben viel Entscheidungsgewalt in Berlin. Sie bestimmen, wer in Quarantäne muss – auch etwa bei Corona-Ausbrüchen in Schulen. Sie müssen einschätzen, ob bei Kontaktpersonen das Risiko hoch oder gering ist, sich angesteckt zu haben. Außerdem sind die Gesundheitsämter der Bezirke für die Durchführung der Tests zuständig.

Doch in zwei Bezirken ist dieses wichtige Amt in der Pandemie unbesetzt. In Marzahn-Hellersdorf fehlt schon seit dem Sommer ein Amtsarzt, in Treptow-Köpenick geht er am Donnerstag in Pension. Die Nachfolge ist in beiden Bezirken noch nicht geklärt.

Auch in Lichtenberg ist die Amtsarzt-Stelle seit September nur kommissarisch besetzt. „Ich habe ein Amtshilfeersuchen an die Bezirke gestellt und es gab einen positiven Rückläufer“, erklärt der Gesundheitsstadtrat von Treptow-Köpenick, Bernd Geschanowski (AfD), auf Anfrage. Mit diesem Bewerber sollten am Montag Gespräche geführt werden, aber das „musste verschoben werden“. 

Das Thema ist nicht neu. Die Stelle des Amtsarztes, die lange Jahre Andreas von Welczeck inne hatte, ist wegen der vergleichsweise schlechten Bezahlung und antiquierter Ausstattung des Gesundheitsamtes unattraktiv.

Von Welczeck bildete zwei Amtsärzte aus, doch von denen wollte keiner den Job, bestätigte Geschanowski schon Ende März. Die Stelle ist seit Längerem ausgeschrieben – ohne Erfolg. 

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Jetzt werde die Leitung kommissarisch besetzt, sagt Geschanowski. Wegen der steigenden Fallzahlen seien elf weitere Mitarbeiter für die Nachverfolgung von Kontakten und zur Quarantänehilfe und -beratung eingestellt worden, außerdem seien fünf zusätzliche Bundeswehrsoldaten eingetroffen. Im November kämen nochmal 15 Mitarbeiter dazu, dann habe man 72 Mitarbeiter als Corona-Task-Force. Bei Bedarf würden Mitarbeiter aus anderen Ämtern herangezogen, wie schon im Frühjahr geschehen.

Der Bezirk ist mit einer Inzidenz von 25,2 Infizierten pro 100 000 Einwohnern inzwischen stärker belastet als Pankow (21), Lichtenberg (23,8), Marzahn-Hellersdorf (17) und Steglitz-Zehlendorf (23,9).

In Marzahn-Hellersdorf wird das Amt kommissarisch geführt

Marzahn-Hellersdorf steht schon seit Ende August ohne Amtsarzt da. Eine Ausschreibung blieb ein halbes Jahr lang ohne Erfolg – wie der „Tagesspiegel Checkpoint“ damals erfuhr – und die bisherige Amtsärztin und Leiterin des Gesundheitsamtes, Martina Hähnel, ging endgültig in den Ruhestand. 

Wegen der Corona-Pandemie hatte Hähnel ihr Amt bereits ein halbes Jahr länger als ursprünglich geplant ausgeübt. Auf dem Höhepunkt der ersten Welle der Corona-Pandemie war die erfahrene Amtsärztin dabei ein beruhigender Faktor im Krisenstab des Bezirksamts.

Doch dann war endgültig Schluss. Bis heute gibt es keinen Nachfolger. Kommissarisch leitet das Gesundheitsamt seit September der Mediziner Juan Carlos Ramirez Henao. Er leitet bereits seit vielen Jahren den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst von Marzahn-Hellersdorf. 

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Der Mittfünfziger, der aus Kolumbien stammt, brachte viel Erfahrung mit. Er war auch bisher schon Hähnels Stellvertreter. Insofern ist das Gesundheitsamt nicht ganz führungslos. Dennoch wirft die unbesetzte Leiterposition ein Schlaglicht auf die Personalengpässe in dem essentiellen Amt, die angesichts einer drohenden zweiten Welle des Coronavirus nichts Gutes verheißen.

Neukölln hat seit Februar wieder einen Amtsarzt – doch die Suche zog sich über zwei Jahre hin, ab September 2019 war die Stelle vakant. Das Problem ist auch das Gehalt – in einem Krankenhaus können Ärzte gut 1000 Euro mehr verdienen.

„Wir sind nicht konkurrenzfähig. Seit vielen Jahren haben wir bei den Senatsverwaltungen darauf hingewiesen. Im Ergebnis ist nichts passiert. Das ist ein Staatsversagen mit Ansage“, sagte Falko Liecke (CDU), Stadtrat für Gesundheit und Soziales in Neukölln, damals.

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