Gottesdienste zu Ostern in Berlin: In der Not funktioniert Kirche auch digital
Zu Ostern in die Kirche? Superintendent Michael Raddatz rät von Präsenzgottesdiensten ab. Der Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg setzt auf neue Medien.
Die Haltung des Evangelischen Kirchenkreises Tempelhof-Schöneberg ist klar und deutlich: „Ostern findet trotzdem statt – digital!“, so heißt es in einem Schreiben des Kreiskirchenrats. Er empfiehlt den 15 Gemeinden „eindringlich“, keine Präsenzgottesdienste anzubieten. „Von allen gesellschaftlichen Gruppen wird aktuell gefordert, ihren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten. Wir sehen in unserer Empfehlung den angemessenen Beitrag der Kirche.“ Anordnen kann der Kirchenkreis nicht; die Entscheidung liegt bei den Gemeinden.
Damit vertritt der Kirchenkreis eine Position, die deutlich über das hinausgeht, was Bund und Länder von den Kirchen erwarten. Diese hatten Mitte vergangener Woche sogar die zunächst geäußerte Bitte an die Kirchen zurückgezogen, möglichst keine Präsenzgottesdienste zu veranstalten. Etliche Kirchenvertreter hatten dagegen protestiert, da sie zu Ostern, dem höchsten christlichen Fest, nicht auf Anwesenheitsgottesdienste in den Kirchen verzichten wollten. Auch der evangelische Landesbischof Christian Stäblein hält es für möglich, diese zu veranstalten; die Gemeinden hätten in den vergangenen Monaten verlässliche Hygienekonzepte entwickelt und eingeübt. Mehr Infos auf ekbo.de
Für den Superintendenten von Tempelhof-Schöneberg, Michael Raddatz, ist die Haltung des Kirchenkreises aber auch eine Frage der Verantwortung, die die Kirche in der Gesellschaft übernimmt. „Und nicht alles, was erlaubt ist, muss man auch machen“, sagt der Theologe, der seit fünf Jahren an der Spitze des Kirchenkreises steht. Schon als Anfang des Monats absehbar wurde, dass die Infektionszahlen steigen, sei man auf die Gemeinden zugegangen und habe sehr für Alternativen geworben zu Gottesdiensten mit persönlicher Teilnahme.
Für Raddatz ist aber wichtig, dass digitale Angebote, Gottesdienste oder Andachten auf keinen Fall Notlösungen seien. „Wir haben im vergangenen Jahr viel ausprobiert und uns professionalisiert“, sagt Raddatz. „Wir sind kreativ geworden.“
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Die evangelische Kirche im Bezirk ist in dieser Beziehung besonders weit. Seit mehr als zwei Jahren hat Theresa Brückner dort eine Pfarrstelle für Kirche im Digitalen Raum. Sie ist in den sozialen Medien unterwegs und arbeitet an unterschiedlichen digitalen Formaten. In der vergangenen Woche bot Brückner eine digitale Fortbildung zu Video-Gottesdiensten an. Das Interesse war groß; rund 400 Teilnehmer schalteten sich dazu.
Neun Gottesdienste im Livestream
Im Kirchenkreis wird in den Tagen rund um Ostern einiges digital angeboten: Neun Live-Gottesdienste und Andachten wird es geben, aber auch aufgezeichnete Andachten auf Youtube. Raddatz und seine Stellvertreterin Martina Steffen-Elis gestalten etwa gemeinsam mit dem israelischen Klarinettisten Nur Ben Shalom eine Andacht am Karfreitag, die über Youtube zu sehen ist und tagsüber in der Schöneberger Apostel-Paulus-Kirche gezeigt wird.
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Auf einen Besuch der Kirche – wenn auch nicht zum Gottesdienst – muss nicht verzichtet werden. In den Tagen von Gründonnerstag bis Ostermontag sind verschiedene Gotteshäuser geöffnet, verteilt über den gesamten Bezirk. Sie laden dazu ein, dort Stille und Besinnung zu finden. An der Apostel-Paulus-Kirche beispielsweise gibt es dann sogar eine Tüte für ein Abendmahl zum Mitnehmen. Einen Überblick gibt es auf ts-evangelisch.de
Gedenken an die Corona-Toten
Am Karsamstag werden auf dem Tempelhofer Feld – nahe dem Eingang am S-Bahnhof Tempelhof – 3000 Kerzen zur Erinnerung an die in Berlin an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung Verstorbenen aufgestellt. Auch der Tagesspiegel gedenkt der Coronatoten: Hier lesen Sie eine Auswahl an Nachrufen.
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+++ Einige Themen der Woche:
- Verschärfte Regeln: Homeoffice in der Verwaltung
- Nur öffentlich zählt: BVV mit leichten Anlaufschwierigkeiten
- Digital mit einem Guide durch die Stadt: Verlosung von Tickets
- Die ersten Impftermine: Online-Tagebuch der Johanna-Eck-Schule
- Koffer auf dem Friedhof: eine Installation des Künstlers Gerald Matzner
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