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Frühjahrsputz. Im Sommerbad Humboldthain wird schon nassgespritzt.
© Doris Spiekermann-Klaas

Endlich wieder Arschbombe: In Berlin beginnt die Freibadsaison

Am 19. April ist Anbaden in Wannsee, Wilmersdorf und Kreuzberg. Die Bäderbetriebe hoffen auf noch mehr Gäste als im vergangenen Supersommer.

Der kühle Wind pfiff durch die Bäume, Blätter rauschten, neben dem matten Grün der Liegewiesen lag das leere Schwimmbecken mit seinen verblichenen hellblauen Fliesen, und in einem Pavillon des Sommerbads Humboldthain saß Annette Siering im Wintermantel und mit Schal und hörte, wie Aleksander Dzembritzki von Hitze, Supersommer und Rekordzahlen bei Badegästen redete. Eine interessante Kulisse für die Einstimmung auf die Freibadsaison, aber der Sport-Staatssekretär und die Interims-Vorsitzende der Berliner Bäderbetriebe (BBB) hatten ja die nächsten Monate vor Augen.
Und schon zum Anbaden soll es ja angenehme Temperaturen geben. Am 19. April sind das Strandbad Wannsee, das Sommerbad Wilmersdorf und das Prinzenbad in Kreuzberg geöffnet. Damit beginnt das Anbaden eine Woche früher als in den vergangenen Jahren. Am 27. April können Badegäste dann auch noch im Sommerbad Olympiabad ins Wasser springen.

Damit sind „vier der fünf Topbäder in Berlin frühzeitig eröffnet“, sagt Annette Siering. Sie führt derzeit allein die Geschäfte bei den Bäderbetrieben. Der BBB-Vorstandsvorsitzende Andreas Scholz-Fleischmann ist in Ruhestand gegangen, ein Nachfolger für ihn ist noch nicht bestimmt. Es sind zwar Namen im Gespräch, darunter der frühere Innensenator Frank Henkel (CDU), doch noch ist nicht entschieden. Das fünfte Top-Bad, das Sommerbad Neukölln, öffnet am 30. Mai, da müssen noch letzte Arbeiten erledigt werden. Am 1. Mai öffnen elf weitere Freibäder (gesamten Eröffnungs-Fahrplan siehe unten).

Auch hier fehlen Fachkräfte

Topbäder, das bedeutet, dass sie die am meisten frequentierten Areale im vergangenen Jahr waren. Ein Großteil der insgesamt 6,7 Millionen Badegäste, die von den Bäderbetrieben im vergangenen Jahr in allen BBB-Einrichtungen registriert wurden, hatten in diesem Quintett ihren Freizeitspaß. 6,7 Millionen, so viele waren es seit zehn Jahren nicht mehr. Das bedeutet mehr als eine Million Gäste mehr als 2017. „Das lag natürlich auch am Supersommer“, sagte Dzembritzki. „In diesem Jahr wollen wir diese Zahl erneut erreichen oder sogar noch übertreffen.“ Das wird aber nur gelingen, wenn wieder sahara-ähnliche Temperaturen herrschen.

Personell sind die Bäderbetriebe jedenfalls auf höhere Zahlen vorbereitet. 25 Bademeister und Rettungsschwimmer mehr als im vergangenen Jahr werden an den Beckenrändern und auf dem Rest der Anlagen stehen, auch die Öffnungszeiten sollen wieder großzügig und situationsabhängig gehandhabt werden. „Ohne die Flexibilität der Mitarbeiter wäre es im vergangenen Jahr nicht möglich gewesen, die Öffnungszeiten in den Bädern zu verlängern“, sagt Dzembritzki.

So soll es auch in diesem Jahr wieder sein. Da mehrere Bäder im Verbund arbeiten, ist es möglich, Personal von einem ins andere Bad zu verschieben, falls es nötig sein sollte. Allerdings, das räumt Bäderchefin Siering ein, „gibt es nach wie vor größere personelle Probleme im technischen Bereich der Bäder“. Für dieses Gebiet fehlen Fachkräfte. Insgesamt besitzen die Bäderbetriebe rund 780 Mitarbeiter, ca. 600 davon sind im Badebetrieb eingesetzt.

An der Schlange vorbei

Verkauft wird wieder die Sommer-Mehrfachkarte. Wer sie bis zum 30. April erwirbt, zahlt 60 Euro für 20 Eintritte. Ab dem 1. Mai steigt der Preis auf 70 Euro. Die Karte ist übertragbar und spart Zeit. Wer sie besitzt, kann an der Schlange an der Kasse vorbeischlendern und gleich ins Bad gehen. Auch der Ferienpass gilt unverändert. Er ist ab 1. Juni erhältlich, kostet neun Euro und ermöglicht an jedem Ferientag in Berlin ein Jahr lang freien Eintritt in eines der Berliner Bäder. „Allerdings kann man damit kein Bäderhopping machen“, sagt Dzembritzki. Die Karte gilt am Tag jeweils nur für ein Bad.

Zudem hat das Abgeordnetenhaus mehr Geld für die Multifunktionsbäder in Mariendorf und Pankow genehmigt. Jetzt stehen 85 Millionen Euro zur Verfügung statt wie bisher geplant 60 Millionen. In Pankow werden damit nun zwei 25-Meter-Becken gebaut, damit sowohl Vereins- und Schulschwimmen als auch der normale Badebetrieb gleichzeitig stattfinden kann. Außerdem werden die Terrassen im Freibadbereich saniert. Sie sind aufgrund ihres schlechten Zustands seit Jahren gesperrt. Eröffnet werden soll diese modifizierte Version des Bades allerdings erst 2025. Etwas früher, 2024, soll das neugestaltete Multifunktionsbad in Mariendorf mit einem großen Außenbecken, 50 Meter lang, genützt werden können.

Ganz großer Sport

An insgesamt 15 Standorten in Berlin bieten die Berliner Bäderbetriebe 50-Meter-Schwimmbecken im Freien an, so viele gebe es sonst in ganz Deutschland nicht, sagte Dzembritzki. Die Triathleten nützen bei ihrer Deutschen Meisterschaft im Sommer allerdings das Strandbad Wannsee. Die Titelkämpfe sind Teil eines großen, bemerkenswerten Sportevents. Am 3. und 4. August finden in Berlin gleichzeitig zehn Deutsche Meisterschaften statt, darunter auch jene im Schwimmen. Die allerdings unter Dach, in der Halle an der Landsberger Allee.

Dann ist auch das Becken neben dem Pavillon, in dem Annette Siering mit Wintermantel und Schal sitzt, mit Wasser gefüllt. Das Sommerbad Humboldthain öffnet am 1. Juni.

Eröffnungs-Fahrplan der Freibäder:

19. April: Wannsee, Wilmersdorf, Prinzenbad Kreuzberg

27. April: Olympiastadion

1. Mai: Spandau-Süd, Seestraße, Friedrichshagen, Jungfernheide, Lübars, Orankesee, Grünau, Plötzensee, Weißensee, Wendenschloss, Halensee

11. Mai: Gropiusstadt

25. Mai: Wuhlheide, Ankogelweg/Mariendorf

30. Mai: Sommerbad Neukölln

1. Juni: Humboldthain, Pankow, Sommerbad am Insulaner, Rixdorfer Straße/Mariendorf, Monbijou, Platsch, Lichterfelde („Spucki“)

20. Juni: Staaken-West.

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