Wie vor der Coronakrise: Immobilienmarkt boomt wieder – Wohnen in Berlin wird immer teurer
Berlins Grundstücksmarkt ist auf Rekordjagd, vor allem Eigentumswohnungen werden gehandelt wie nie. Der Immobilienumsatz im ersten Halbjahr 2021: fast zehn Milliarden Euro.
Mit dem Verkauf von Immobilien wurde in Berlin im ersten Halbjahr 2021 fast so viel Geld umgesetzt wie im Rekordjahr 2019. 9,4 Milliarden Euro, und damit gut 50 Prozent mehr als im selben Zeitraum des vergangenen Jahres, investierten Käufer von Bauland, Büro- und Geschäftshäusern, Eigentumswohnungen und anderem Haus- und Grundbesitz in der Hauptstadt. Das geht aus Daten des Gutachterausschusses für Grundstückswerte bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hervor, der die Kaufverträge des ersten Halbjahres 2021 auswertete.
Die größte Steigerung gab es demnach bei Wohn- und Geschäftshäusern sowie Eigentumswohnungen mit rund 42 Prozent mehr verkauften Objekten – das Umsatzplus im Vergleich zu dem Vorjahreszeitraum betrug 66 Prozent. Die Objekte sind damit wieder ungefähr so teuer wie vor der Coronakrise.
Der Gutachterausschuss ist der objektivste Gradmesser für die Entwicklung des Boden- und Immobilienmarktes, weil dem Gremium alle notariell beurkundete Kaufverträge vorgelegt werden müssen. Auf Grundlage dieser vollzogenen Kaufverträge über konkrete Objekte ermittelt der Ausschuss Zahlen und Durchschnittspreise.
Die Rahmenbedingungen der Corona-Krise hätten den Immobilienmarkt nur vorübergehend beeinflusst, teilte der Ausschuss mit. Die Deutsche Bundesbank erklärt den seit Jahren anhaltenden "Preisaufschwung am Wohnimmobilienmarkt" durch die starke Nachfrage bei knappem Angebot und spricht von "Überbewertungen" besonders in städtischen Regionen, auch in Berlin. Die "Pandemie hinterließ bislang kaum Spuren am Wohnimmobilienmarkt", schreiben die Bundesbanker. Forschungsinstitute wie das F+B sowie Online-Plattformen wie Immobilienscout rechnen mit weiter steigenden Preisen im kommenden Jahr.
Für Käufer ist der Run auf Immobilien in Berlin eine schlechte Nachricht, denn die Preise steigen weiter. So musste für ein Ein- oder Zweifamilienhaus Mitte dieses Jahres drei Prozent mehr bezahlt werden als ein Jahr zuvor: 4495 Euro im Durchschnitt. Der Preis von neu gebauten Eigentumswohnungen legte um vier Prozent zu, auf 6505 Euro je Quadratmeter.
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Noch deutlich stärker stiegen die Preise im Bestand, also für bereits vor Jahren errichtete Immobilien: Für nicht neu gebaute Ein- und Zweifamilienhäuser lag das Plus bei 13 Prozent. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden 1374 Immobilien dieses Typs verkauft, neun Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Preis für Eigenheim-Bauland stieg um 19 Prozent
Aufwärts geht es auch bei den Preisen von Wohn- und Geschäftshäusern: Elf Prozent mehr zahlten Käufer hier im Durchschnitt als im gleichen Zeitraum 2020. Außerdem wurden wesentlich mehr Wohn- und Geschäftshäuser verkauft: 406 insgesamt, ein Plus von 42 Prozent. Besonders begehrt sind die Mietwohnhäuser ohne Gewerbe: Die 172 Immobilien dieses Typs wurden zu Preisen verkauft, die um 50 Prozent oberhalb der Kaufpreise aus dem ersten Halbjahr 2020 lagen.
Begehrt waren auch unbebaute Grundstücke, wobei der Ausschuss hier keine Durchschnittspreise angeben konnte. 526 Bauflächen wechselten im ersten Halbjahr den Eigentümer, zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Trotz des geringfügigen Rückgangs bezahlten die Käufer für die kleinere Zahl an Flächen 20 Prozent mehr Geld als 2020.
Allerdings stieg auch die insgesamt verkaufte Fläche der gehandelten Grundstücke (plus 38 Prozent). Nur bei Grundstücken, die für den Bau von Eigenheimen, also den individuellen Wohnungsbau bestimmt sind, ist der Trend eindeutig: Der mittlere Kaufpreis stieg um 19 Prozent.