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Von den circa 1150 Intensivplätzen in Berlin sind fast 26 Prozent mit Covid-19-Kranken belegt.
© Christophe Gateau/dpa

„Intensivpflegekräfte am Ende“: Immer mehr jüngere Covid-19-Patienten in Berlins Kliniken

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci will Corona-Patienten aus anderen Bundesländern aufnehmen – aber das Personal ist ausgebrannt und arbeitet am Limit.

Während in Berlins Kliniken immer mehr, gerade jüngere Covid-19-Patienten auf Intensivstationen behandelt werden, geht Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) davon aus, dass die Stadt bald Corona-Fälle anderer Bundesländer aufnehmen wird. Von den circa 1150 Intensivplätzen in Berlin sind fast 26 Prozent mit Covid-19-Kranken belegt, eine 25-Prozent-Marke war vergangenes Jahr eingeführt worden, um Schutzmaßnahmen politisch durchsetzen zu können.

Frei sind derzeit 176 Betten – dazu käme innerhalb von 24 Stunden eine Reserve von 283 weiteren Intensivplätzen. Wohlgemerkt, diese Betten können nicht nur mit Covid-19-Patienten belegt werden, sondern müssen auch für akute Fälle – beispielsweise Unfallopfer – genutzt werden können. Zudem müsste Pflegepersonal von anderen Stationen abgezogen werden, was dann klappen kann, wenn die Patienten dort zügig genesen.

460 Covid-19-Patienten werden derzeit der Senatorin zufolge in Normalbetten stationär versorgt, hier seien stadtweit immerhin noch 2700 Plätze frei. Kalayci wies auf Vereinbarungen insbesondere mit ostdeutschen Bundesländern hin, sich bei Bedarf gegenseitig zu unterstützen. Tatsächlich waren Covid-19-Patienten schon in der zweiten Pandemiewelle aus Südbrandenburg nach Berlin gebracht worden – die Lausitz war damals Corona-Hotspot.

Am Wochenende wurde bekannt, dass im Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus 49 Covid-19-Patienten behandelt werden, davon 18 auf einer Intensivstation: Ihr Durchschnittsalter beträgt nach Angaben der Einrichtung derzeit 63 Jahre. In Berlin berichten Ärzte, dass auf einigen Stationen das Patientenalter im Schnitt sogar bei 55 Jahren läge – deutlich jünger als in der ersten und zweiten Welle.

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In Brandenburg liegen 548 Covid- 19-Kranke, 135 von ihnen werden intensivmedizinisch betreut.

„Die dritte Welle der Pandemie trifft die Brandenburger Krankenhäuser hart. Die Intensivstationen füllen sich und die Beschäftigten arbeiten am Limit“, sagte Torsten Schulz, selbst examinierter Krankenpfleger und der für Brandenburgs Kliniken zuständige Verdi-Verhandler. „Zu wenig Personal und das Sparen auf dem Rücken der Beschäftigten rächt sich besonders in so einer Pandemie.“

Am Montag protestierten Klinikbeschäftigte in Berlin

Am Montag protestierten Klinikbeschäftigte in Berlin – Anlass war die zugleich stattfindende Bundestagsanhörung zum Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung. In Verdi organisierte Pflegekräfte fürchten, dass „die Flucht aus der Pflege“ zunimmt. Wie berichtet, wechseln viele Fachkräfte nach einigen Jahren den Job; alle Kliniken suchen dringend Pflegepersonal. Seit März steigt die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen: Bundesweit werden fast 4600 Corona-Kranke behandelt, wie die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) mitteilte.

Auf dem vorläufigen Höhepunkt der Pandemie waren es zur Jahreswende circa 5500 Covid-19-Intensivpatienten. „Wir haben deutlich weniger betriebsbereite Betten als noch vor einem Jahr. Das liegt vor allem am Pflegekräftemangel“, hatte eine Divi-Sprecherin am Wochenende mitgeteilt. „Die Intensivpflegekräfte sind nach einem Jahr kompletter Dauerbelastung psychisch und physisch am Ende.“

Charité-Personalrat in der Intensivpflege, Alexander Eichholtz, verdeutlichte am Montag die dramatische Situation. "Die meisten Patienten bei uns sind momentan zwischen 40 und 55", schrieb er auf Twitter. "Schwerste Verläufe, Multiorganversagen, wir machen weitere ITS-Betten auf & strecken Personal, reduzieren OP-Kapazität. Alle Zahlen steigen wie vorhergesagt. Es wäre Zeit für Maßnahmen. Wirklich. Jetzt!"

In der Charité sind 90 Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt

Auch die Spitze der Berliner Charité hatte gewarnt, der für die Krankenversorgung zuständige Martin Kreis sprach von einer „kritischen Situation“. In Deutschlands größter Universitätsklinik sind derzeit 90 Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt, allerdings kommen in die Charité nur die allerschwersten Fälle.

In Berlin gibt es immer noch die Covid-19-Notklinik in der Messe. Dort wären 84 Betten sofort belegbar, Technik und Räume sind seit einem Jahr hergerichtet. Das Personal würde aus den ebenfalls landeseigenen Vivantes-Kliniken kommen, weitere Fachkräfte stehen auf Abruf bereit – etwa Ärzte im Ruhestand.

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