Infrastruktur in Berlin: Immer mehr Brücken sind marode
In Berlin müssen 105 Brücken neu gebaut oder instand gesetzt werden. Die größte Herausforderung besteht auf der Stadtautobahn.
Berlin bleibt Brückenhauptstadt – was den maroden Zustand vieler der Bauwerke angeht. Von den mehr als 820 Brücken, für die das Land zuständig ist, müssen 105 neu gebaut oder saniert werden. Die Liste des Verfalls ist in den vergangenen Jahren immer länger geworden. Auf 30 Brücken gelten bereits Verkehrseinschränkungen. Abhilfe soll jetzt ein von der Koalition auf den Weg gebrachtes „Erhaltungsmanagement“ schaffen, mit dem die Arbeiten systematisch vorangetrieben werden sollen.
Durch Neubauten müssen 44 Bauwerke ersetzt werden, deren Sanierung nicht mehr möglich ist oder zu teuer wäre. Vier sind in Bau, wie die Verkehrsverwaltung jetzt auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Harald Moritz mitteilte – die Salvador-Allende-Brücke in Köpenick, das Zehlendorfer Kleeblatt über der Avus, die Löffelbrücke, die im Zug der Pasewalker Straße in Pankow die Panke überquert, sowie die Lindenhofbrücke über den Berliner Außenring, ebenfalls in Pankow. Für die anderen Bauwerke, die ersetzt werden müssen, laufen die Planungen – oder es hat sich noch gar nichts getan. 13 Mal heißt es in der Antwort zum Bearbeitungsstand „NN“.
Für vier Neubauten hat die bundeseigene Straßenplanungsgesellschaft Deges die Zuständigkeit übernommen: Für die Rudolf-Wissell-Brücke der A 100, auf der ein Überholverbot für Lastwagen gilt und Spuren teilweise gesperrt sind, sowie für die Westendbrücke an der Stadtautobahn, für das Dreieck Charlottenburg und für den Neubau über den Bahn-Außenring bei der A 114 in Pankow.
Etat steig auf 30,7 Millionen Euro
Die größte Herausforderung dürfte der Neubau der Rudolf-Wissell-Brücke sein, wo die Arbeiten frühestens 2022 beginnen sollen. Um die beste bauliche Lösung zu finden, sucht man europaweit per Ausschreibung Ingenieurbüros, die dafür ein Konzept entwickeln sollen. Das 930 Meter lange Bauwerk besteht zwar aus zwei getrennten Überbauten, die aber durch gemeinsame Pfeiler gestützt werden. Dadurch ist es nicht möglich, einfach eine Brückenhälfte abzureißen und neu zu bauen und den Verkehr in dieser Zeit über die andere Brückenhälfte zu führen. Bei dieser Lösung müsste der Teil der Brücke, der stehen bleibt, zusätzlich aufwendig abgestützt werden. Deshalb kommt auch der Bau einer Behelfsbrücke in- frage. Oder ein Neubau auf einer anderen Trasse.
Der Zustand der Brücken war zuletzt auch vom Landesrechnungshof heftig kritisiert worden. Den Erhaltungsrückstand hatten die Prüfer mit rund einer Milliarde Euro beziffert. Bereits unter dem rot-schwarzen Senat war daraufhin das Planungspersonal, das zuvor weggespart worden war, wieder aufgestockt worden. Auch der Etat für Unterhaltung und Neubau von Brücken war gestiegen – von 13 Millionen Euro im Jahr 2014 auf zuletzt 30,7 Millionen Euro. In diesem Jahr sollen es etwa 33 Millionen Euro werden.
Geld allein bringt das Sanierungsprogramm allerdings nicht voran. Noch schwieriger als die Geldbeschaffung gestaltet sich die Suche nach Fachkräften für die Planung.
Weitere Neubauten geplant
Und mit dem Sanieren oder Ersatzneubauten ist es nicht getan. Auf dem Programm stehen auch weitere Neubauten. Allein für die geplante Tangentiale Verbindung Ost (TVO), die die Lücke zwischen der B1/B5 (Märkische Allee) in Marzahn im Norden und der Straße An der Wuhlheide in Treptow-Köpenick im Süden schließen soll, sind rund 20 Bauwerke geplant. Noch ist aber nicht einmal die Trasse festgelegt. Termine sind schon mehrfach verschoben worden.
Mit dem vorgesehenen Erhaltungsmanagement wolle man nicht nur den Instandhaltungsrückstand abbauen, sondern nach dem Sanieren und Neubauen auch erreichen, dass die Bauwerke langfristig regelmäßig gewartet werden und nicht wieder allmählich verfallen, sagte Moritz.
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