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Kleine Sauna-Profis. In Finnland sitzen Kinder meist unten auf den Bänken, weil es dort nicht ganz so heiß ist. Sie dürfen auch mit Wasser planschen.
© Aliaksei Lasevich - stock.adobe.

Familiensaunas in Berlin: Im Schwitzkasten mit Baby

Mit dem Kleinkind in die Sauna? Das ist für unsere Autorin ganz normal - ihre Mutter stammt aus Finnland. Wir stellen familienfreundliche Saunas vor.

Und dann lag es da, das gerade mal dreijährige Kind. Ganz oben auf der obersten Saunabank, wo sich gewöhnlich nur die härtesten Badegäste hintrauen. Den Körper hatte es auf einem Handtuch ausgebreitet. Es reckte und streckte sich, entspannte etwa fünf Minuten lang, bevor es wieder ins Schwimmbecken zum Toben mit den anderen Kindern stieß. So geschehen im letzten Familienurlaub in Brandenburg.

Worüber andere Eltern nur staunen, ist in unserer Familie ganz normal. Meine Familie geht in die Sauna, von Geburt an, bis ins hohe Alter. Im Winter, wenn möglich, mehrmals die Woche. Und das seit Generationen. Das liegt daran, dass meine Mutter aus Finnland kommt, ganz oben aus dem Norden.

Doch immer wieder treffe ich Eltern, die sich unsicher sind. Darf ich mein Kind schon in jungen Jahren mit in die Sauna nehmen? Unbedingt, sage ich. Denn schon ganz Kleine mögen es dort, weil es warm und gemütlich ist, sie zur Ruhe finden. Passieren tut dem Kind nichts, da kann man ruhig auf die jahrhundertealte Tradition der Finnen vertrauen.

In den Kneipp-Kitas ist Saunieren ein wichtiges Ritual

Außerdem hat das Saunieren auf kleine Kinder die gleichen positiven Effekte wie auf Erwachsene. Immunsystem und Abwehrkräfte werden gestärkt – das haben Studien immer wieder gezeigt. Der Kreislauf kommt in Schwung. Atemwegsinfekte werden vorgebeugt. Haut, die durch den Winter spröde und rissig geworden ist, wird glatt und zart, die Muskeln können sich entspannen. Und wie sonst kann man seine Knochen wieder aufwärmen – jetzt wo der Frühling zwar schon in greifbare Nähe rückt, es aber trotzdem noch ganz schön kalt sein kann?

In Finnland ist die Sauna kein Luxusobjekt, sondern das erweiterte Badezimmer. Babys werden im Alter von drei bis fünf Monaten ganz langsam an die Sauna gewöhnt. Zunächst, indem die Eltern sie in einer Wanne, die man in die Sauna stellt, badet. Manche Eltern befeuchten ihre Haut auch einfach nur mit einem nassen Waschlappen, denn Babys können noch nicht schwitzen. Mit etwa einem Jahr sitzen die Kinder dann auf der untersten Saunabank oder planschen in einer Wanne, die auf dem Boden steht.

Auch in Berlin hat man mittlerweile Erfahrungen gesammelt: Mehr als 50 Kitas gibt es inzwischen, die eine eigene Sauna haben. Jahr für Jahr werden dort Kinder schon in sehr jungen Jahren an die finnische Holzschwitzkiste gewöhnt. Viele davon sind zertifizierte Kneipp-Kitas. In der Kneipp-Kita Spandau in Staaken gehen die Kinder jede Woche in die Sauna. Die stellvertretende Kita-Leiterin Daniela Wingen hat noch kein einziges Kind kennengelernt, dem diese regelmäßigen Saunagänge nicht gefielen: „Manche Kinder mögen es nicht, sich auszuziehen, doch sobald sie in der Sauna sitzen, merken sie, wie gut es ihnen tut“. Sie gehen in kleinen Gruppen. Je nach Alter dauert ein Saunagang fünf bis zehn Minuten. Und dann wird nicht einfach nur langweilig herumgesessen, sondern gesungen, vorgelesen oder Fingerspiele gemacht. Geduscht wird nach kneippschen Regeln. Anschließend laufen, hüpfen und springen die Kinder eine Runde um das hölzerne Saunafass, das im Garten der Kita steht. Zum Abschluss – nach einem zweiten Saunagang – gibt es eine Apfelschorle oder ein anderes isotonisches Getränk, damit kein Kind dehydriert.

Die Kinder sind seltener krank

Seit zehn Jahren gibt es die Sauna in der Kita, ähnlich lange ist Wingen dort Erzieherin. Sie weiß viel Positives zu berichten: „Die Kinder haben seltener Erkältungskrankheiten als in anderen Kitas und sie lernen, sich zu entspannen“. Feste Ruhezeiten sind im Berliner Bildungsprogramm vorgeschrieben und die Sauna erfüllt den gleichen Zweck wie eine Ruherunde in einer gewöhnlichen Kita. Manche Kinder nehmen sogar ihr Schnuffeltuch oder Kuscheltier mit in die Sauna. Um mitzumachen, brauchen alle Kinder eine Bescheinigung vom Arzt, der sicherstellt, dass keine schwere Erkrankung vorliegt, die gegen einen Saunagang sprechen würde. Ohnehin liegt in der Kneipp-Kita die Temperatur maximal bei unbedenklichen 46 Grad.

Die Finnen mögen es heißer: Eine Sauna hat dort mindestens 80 Grad. Aufgüsse werden alle paar Minuten gemacht und nicht wie in öffentlichen Saunen nur zu jeder vollen Stunde. Desto mehr Wasser in der Luft ist, desto angenehmer ist dies für die Atmung. Zwischen den Saunagängen, davor und danach wird kalt geduscht. Die Kinder duschen so warm oder kalt, wie es für sie angenehm ist. Und sie bleiben so lange in der Sauna bis es ihnen zu heiß wird. Sie entscheiden selbst, abgesehen von Babys, die nach etwa zwei Minuten wieder raus sollten. Die anschließende Ruhe nach dem Saunagang stellt sich automatisch ein – man legt sich aufs Sofa oder setzt sich vor den Kamin. Nicht in die Sauna gehen sollten Kinder wie Eltern bei akuten Infekten, bei Fieber oder starkem Husten.

Für manche Erwachsene mag sich allerdings die Kombination „Ruhe, Entspannung und Kinder“" vollkommen ausschließen. Ein Grund, weshalb viele Eltern lieber alleine in den Spa oder die Therme ziehen – und dann verärgert sind, wenn ihnen dort die Sprösslinge anderer Eltern begegnen. Sicher, ein drei- oder vierjähriges Kind macht aus einer Wellnessoase für Erwachsene schnell ein Spielparadies: Da geht die Saunatür auch mal im Minutentakt auf und zu, weil das Kind sich nicht entscheiden kann, ob es rein oder raus möchte. Die Kneipp-Wanne wird zum Planschbecken. Badelatschen werden aufeinander gestapelt und Aufgüsse am liebsten selbst gemacht. Absolute Stille kann schließlich von keinem Kind erwartet werden.

Und doch kommen Eltern in öffentlichen Saunas meist nicht um die bösen Blicke anderer Erwachsener herum. Die Sauna sollte deshalb gut ausgewählt sein , wenn die Kinder mit sollen. Zum Glück gibt es immer mehr Saunabäder und Thermen, die auch Familientage und -Zeiten anbieten (siehe Kasten), damit sich Kinder und andere Wellnessurlauber nicht in die Quere kommen. Noch besser: Man mietet sich eine private Sauna, etwa bei einem Urlaub in Brandenburg.

Familiensaunas

Wer mit der ganzen Familie in die Sauna möchte, sollte darauf achten, dass Kinder auch tatsächlich mitgenommen werden dürfen. Eine Auswahl von kinderfreundlichen Thermen und anderen Saunas in Berlin und Umgebung:

Kiezsauna

Sonnabends ist hier Familientag bis 19 Uhr. In der Biosauna gibt es bei milden Temperaturen Märchen vom Band zu hören.

Graudenzer Str. 19 (Zugang über Hildegard-Jadamowitz-Straße, Friedrichshain), www.kiezsauna.de

Schokofabrik

Im Hamam, dem türkischen Bad für Frauen in der Schokofabrik, ist jeden Donnerstag Kindertag, Jungen dürfen bis zum Alter von fünf Jahren mit. Eine finnische Sauna gibt es hier außerdem. Mariannenstraße 6, Kreuzberg, www.hamamberlin.de

Wendisch Riez

Eine Märchensauna gibt es im Satama Sauna Resort & Spa, Strandstrasse 12,

15864 Wendisch Rietz, www.satama-saunapark.de

Bad Wilsnack

In der Kristalltherme in Bad Wilsnack gibt es neben verschiedenen Saunen auch ein Kinderspielbecken. Am Kähling 1, www.kristalltherme-bad-wilsnack.de

Ludwigsfelde

In der Kristalltherme Ludwigsfelde muss man meist nackt herumlaufen, auch außerhalb der Saunen. Die bietet sogar Babybetten an, die man neben die Liegestühle stellen kann.

https://kristall-saunatherme-ludwigsfelde.de

Finnfloat

Am Müggelsee kann man ein Saunafloss mieten, damit losschippern und von der Sauna direkt in den See springen. Mehr Finnland geht kaum, allerdings kostet das mindestens 220 Euro für zwei Personen, www.finnfloat.de

Mobiles Fass

Wer es lieber privat mag, kann ein mobiles Saunafass unter www.mobilesaunaberlin.de buchen.

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