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Drama in vielen Akten. Doppelt so lange und fast doppelt so teuer wie ursprünglich geplant gerieten die Arbeiten zur Sanierung der Staatsoper Unter den Linden. Ende kommenden Jahres soll sie nun eröffnen, und zwar wirklich.
© picture alliance/ZB/euroluftbild

Handel mit Bauteilen des denkmalgeschützten Gebäudes: Im Internet werden Stufen der Staatsoper für 75 Euro angeboten

Baustoffhändler bietet Stufen des Baudenkmals Unter den Linden zum Kauf an. Wie Teile aus schwarzem Saalburger Marmor in den Handel kamen, ist unklar.

Das „Hardtop Rallye Roadster“ für einen Mercedes 300 SL ist im Online-Katalog einer privaten Firma zu finden, Kostenpunkt: 8500 Euro. Eine Industrielampe aus der DDR, gefertigt 1983, gibt es für 165 Euro. Und 200 „Stufen Staatsoper Berlin aus Saalburger schwarzem Marmor“ bekommt man für 75 Euro das Stück. Aber wie kommen Treppenstufen der Berliner Staatsoper – jenem Musterbeispiel für das Versagen des Senats auf landeseigenen Baustellen – in die Verkaufsräume eines privaten Händlers historischen Allerleis? Warum übernimmt nicht ein staatliches Auktionshaus den Verkauf? Und ist die Skandalbaustelle nun für die Selbstbedienung pfiffiger Antiquitäten-Händler geöffnet?

Die Senatsverwaltung kennt das Angebot nicht

Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hieß es auf Anfrage: „Ein solches Angebot kennen wir nicht, aber selbstverständlich werden wir der Angelegenheit nachgehen“. Auch die Firma war am Montag nicht zu erreichen.

Überraschend ist das Angebot von Teilen des denkmalgeschützten Gebäudes bei einer Privatfirma schon. Denn üblicherweise bringen Behörden des Bundes sowie der Länder nicht mehr benötigtes, ausrangiertes oder veraltetes Inventar im Rahmen von Versteigerungen an den Mann. Hintergrund: So erzielt die Öffentliche Hand den maximal gegenwärtig erzielbaren Kaufpreis in einem transparenten Verkaufsverfahren und muss sich nicht dem Verdacht einer Bevorzugung ausgewählter Käufer aussetzen. Sogar eine eigens für diesen Zweck eingerichtete Online-Plattform gibt es, „Zoll-Auktion“ genannt, wo aber nicht nur die Grenzbehörde selbst Ausgemustertes anbietet, sondern auch Ämter und Behörden aus allen Bundesländern Waren an den Höchstbietenden versteigern – von Antiquitäten bis Zubehör.

Baudenkmal palettenweise. Die Marmorstufen der Staatsoper Unter den Linden beim Händler für Bauelemente.
Baudenkmal palettenweise. Die Marmorstufen der Staatsoper Unter den Linden beim Händler für Bauelemente.
© promo

Ebenfalls versteigert wurden die Gründungspfeiler des Berliner Schlosses, die während der Arbeiten für den Neubau aus dem Erdreich gezogen worden waren. Bauherr war in diesem Fall der Bund, der die Entsorgung aller Altlasten im Untergrund und das damit verbundene Risiko einer Firma überließ. Diese erkannte den Liebhaberwert des Holzes und ließ die 300 Jahre alten Kiefer- und 400 Jahre alten Eichen-Pfeiler von den „Deutschen Grundstücksauktionen“ versteigern.

Die Stufen sind aus schwarzem Marmor

Nicht so die Stufen der Berliner Staatsoper. Diese liegen im Brandenburgischen zum Verkauf bereit. Die 200 Stufen der Staatsoper stammen nach der Beschreibung des Händlers aus der Zeit „um 1900“, bestehen aus „Saalburger schwarzem Marmor“ und sind in verschiedenen Maßen zu haben: 63 Zentimeter oder gut ein Meter breit, 11,5 oder 34,5 Zentimeter tief sowie drei oder 4,5 Zentimeter stark.

Die Sanierung der Staatsoper begann offiziell im September vor sechs Jahren mit einem Spatenstich des damals Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit und der damaligen Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (beide SPD). Drei Jahre sollten die Arbeiten dauern, hieß es damals und 239 Millionen Euro kosten. Nach den zuletzt genannten Schätzungen wird die Sanierung 400 Millionen Euro kosten und im Herbst kommenden Jahres zum Abschluss kommen.

Das Abgeordnetenhaus setzte einen Untersuchungsausschuss ein

Wegen der teils chaotischen Verhältnisse auf der Baustelle hatte das Abgeordnetenhaus im März vergangenen Jahres einen Ausschuss zur Untersuchung der Skandalbaustelle eingesetzt. Dieser gab in dem in diesem Jahr vorgelegten Abschlussbericht die Schuld an den Pannen auf der Baustelle der Staatsoper dem „seinerzeitigen starren Festhalten am Eröffnungstermin, eine mangelnde Bedarfsabstimmung sowie massive, unvorhergesehene Probleme mit der Bausubstanz und Baugrund“.

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