Trauerstunde im Berliner Dom: Hunderte gedenken der Opfer von Nizza
Mit einem interreligiösen Gottesdienst wurden die Berliner Terror-Opfer verabschiedet. Vor allem Schüler, die den Anschlag miterlebt haben, und Angehörige kamen zur Trauerfeier.
Unterhalb der Orgel des Berliner Doms stehen zwei Figuren: Zweimal der Tod ohne Gesicht, eingehüllt in ein weißes Gewand. Von der Orgel selbst weht ein Adagio des französischen Komponisten Louis Vierne durchs Kirchenschiff, düster, verhalten. Dann tritt Domprediger Michael Kösling vor den Altar. „Wir sind hier“, sagt er, „ weil der Tod, wie so oft in letzter Zeit, ins Leben eingegriffen hat, plötzlich, grausam, erbarmungslos“.
So eröffnete er in bedrückender Stille den interreligiösen Gottesdienst, mit dem Familien, Freunde, Mitschüler und Kollegen Abschied nahmen - Abschied von den beiden Berliner Abiturientinnen und ihrer Lehrerin von der Paula-Fürst-Schule, die dem Terroranschlag von Nizza am Donnerstag zum Opfer gefallen waren.
Eine „abscheuliche, heimtückische, zutiefst menschenverachtende Tat“
Einige hundert Trauergäste, vor allem Schüler, die den Anschlag miterlebt hatten, und ihre Angehörigen füllten die Kirche, gekommen waren außerdem die Botschafter Frankreichs, Israels und der USA, Parlamentspräsident Ralf Wieland, viele Abgeordnete und der Regierende Bürgermeister Michael Müller, der den Gottesdienst mit einem kurzen Schlusswort beendete. Einige muslimische Mütter mit Kopftuch waren dabei, der Imam Kadir Sanci sprach ein Gebet.
Der 69. Psalm, „Rette mich, Gott, denn schon kommt mir das Wasser bis an die Kehle“, vorgelesen im Wechsel von Schülern und Gemeinde, bildete den theologischen Rahmen des Gottesdienstes. Weihbischof Matthias Heinrich erinnerte an die Geschehnisse des 14. Juli in Nizza, „es sollte ein fröhliches Fest sein, und es wurde ein Tag des Schreckens und der Trauer“, ausgelöst durch eine „abscheuliche, heimtückische, zutiefst menschenverachtende Tat“. Der Angriff haben nicht nur den Menschen gegolten, sondern auch den Prinzipien der französischen Revolution, die an diesem Tag gefeiert werden sollten. Der Gottesdienst solle deshalb auch zeigen, dass dieser Angriff keinen Erfolg gehabt habe. Die Tat sei mit keiner Religion zu rechtfertigen.
Hand in Hand das Grauen überwinden
Propst Christian Stäblein stellte seine Ansprache für die evangelische Kirche unter den Satz des Propheten Jesaja, „Siehe, in deine Hände habe ich dich gezeichnet“. Er sprach über die Hand Gottes, über das Glück, das den Schülern unvermittelt aus der Hand genommen worden sei, und darüber, dass die Überlebenden und ihre Angehörigen und Freunde nun Hand in Hand versuchen müssten gemeinsam das Grauen zu überwinden. „Gott will das Leben, Gott ist der Gott des Friedens, das darf uns niemand austreiben“, sagte er.
Michael Müller: "Feier ist Zeichen der Solidarität"
Michael Müller setzte diesen Gedanken fort. Die Antwort dürfe nicht sein, Hass mit Hass und Gewalt mit Gewalt zu vergelten, forderte er und nannte die Feier ein Zeichen der Solidarität. „Besinnen wir uns auf die Berliner Stärke, das friedliche Miteinander“. Im Hinblick auf den muslimischen Glauben des Täters warnte er davor, die Schuld einer Religion zuzuweisen und ganze Gruppen der Gesellschaft unter Generalverdacht zu stellen. Zuvor hatte Müller zusammen mit den Botschaftern Philippe Etienne, John B. Emerson und Yakov Hadas-Handelsman sowie mit Kindern und Jugendlichen der Fürst-Schule Kerzen für die für die Opfer des Anschlags und für die Menschen in Nizza und ganz Frankreich angezündet und vor dem Altar aufgestellt. Anschließend wurde eine Schweigeminute angehalten, die Menschen fassten sich an den Händen.
Viele Tränen
Den Ausklang intonierte wieder Domorganist Andreas Sieling: Er spielte den Walzer von Edvard Grieg, der langsam und getragen immer stiller wird und schließlich zum Stillstand kommt. Viele Tränen.
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