Festivals in Berlin: Hoppegarten bleibt skeptisch bei Lollapalooza
Das Festival ist in Hoppegarten umstritten – besonders bei älteren Anwohnern. Ein Teil des Geländes steht im Naturschutzgebiet.
„Warum wurden wir nicht früher informiert?“ – das war die häufigste Frage auf einer Informationsveranstaltung über das am 9. und 10. September auf der Galopprennbahn in Hoppegarten geplante Musikfestival Lollapalooza. Eingeladen hatten die Organisatoren, und gekommen waren mehr als 200 Anwohner und Naturschützer.
Hoppegartens Bürgermeister Karsten Knobbe (Linke) nahm sich und die Veranstalter in Schutz. „Die Lollapalooza-Leute haben schon vor Wochen gedrängt, eine Informationsveranstaltung durchzuführen“, sagte er am Donnerstag auch dem Tagesspiegel: „Aber wir hätten zu diesem Zeitpunkt noch nichts Genaues sagen können, weil die Planungen und die notwendigen Genehmigungsverfahren noch nicht so weit waren.“
Inzwischen wisse man um das genaue Programm, und einige Genehmigungen seien bereits erteilt worden, sagt Knobbe. In der kommenden Woche fände noch eine große Sicherheitskonferenz mit allen Beteiligten statt und einige Pläne – beispielsweise für Zufahrtswege und Parkplätze – seien mittlerweile auch geändert worden: „Das Naturschutzgebiet ist nicht mehr betroffen.“
Naturschutzbund bereitet Klage vor
Das hatten vor allem Kritiker moniert. Und nicht alle glauben den Versicherungen des Bürgermeisters und der Veranstalter. „Wir kennen die Pläne ja nicht“, sagt Manuela Brecht von der Landesgeschäftsstelle des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu): „Fakt ist, dass die Rennbahn teilweise im Natur- und Landschaftsschutzgebiet steht.“ Deshalb habe der Nabu als Teil des „Aktionsbündnisses für den Erhalt der Rennbahn im Grünen“ einen Anwalt beauftragt.
Der Berliner Rechtsanwalt Tim Stähle ist unter anderem auf Umweltrecht spezialisiert, doch auch er kann noch nicht viel sagen: „Wir haben Akteneinsicht in die Genehmigungsverfahren beantragt, danach müssen wir entscheiden, ob wir den Rechtsweg bestreiten“, sagt er. Dabei gehe es auch um den Lärmschutz für die Anwohner in Hoppegarten und Neuenhagen. Für das im vergangenen Jahr im Treptower Park stattgefundene Lollapalooza hatte das Berliner Verwaltungsgericht festgestellt, dass der Lärmpegel zwar nicht zur Gesundheitsschädigung, wohl aber zu einer „erheblichen Beeinträchtigung der betroffenen Anwohner“ führe.
Bürgermeister betont positive Effekte
„Da müssen wir aufpassen und mit den Leuten reden“, sagt Bürgermeister Knobbe: „Wir haben hier ein Seniorenheim und viele Ältere, die zu Hause leben und auf Pflegedienste angewiesen sind. Für die wird es natürlich während des Festivals Ausnahmegenehmigungen zum Besuch der von ihnen betreuten Menschen geben.“ Aber viele Einheimische würden sich auch auf das Musikfestival freuen, sagt Karsten Knobbe: „An Einwohner von Hoppegarten und Neuenhagen wurden schon 2000 Karten verkauft.“
Insgesamt sollen pro Tag schätzungsweise 80 000 Besucher kommen, die meisten mit der S–Bahn aus Berlin. Für seine Verwaltung bedeute das Festival bislang vor allem viel Arbeit, schätzt der Bürgermeister ein. Für die Region sei es aber gut. „Die Rennbahn braucht solche Veranstaltungen, um weiter zu existieren“, sagt Knobbe: „Wenn alles erfolgreich und ohne besondere Vorkommnisse über die Bühnen gegangen ist, mache ich trotzdem drei Kreuze.“