Lollapalooza-Festival auf dem Tempelhofer Feld: Holla, jetzt kommt Lolla
Auf dem Tempelhofer Feld steigt am Wochenende das Lollapalooza-Festival. Außer um Musik dreht sich das Ganze auch um Nachhaltigkeit – und Kinder.
Geht es nach Fruzsina Szép, dann wird es eine romantische und wilde Liebe: Berlin und das Lollapalooza-Festival. Am Wochenende findet es zum ersten Mal in Europa statt. Auf dem Tempelhofer Feld können Musikfans unter anderem zu Deichkind und Seeed tanzen. Doch das „Lolla“, wie Fans es liebevoll nennen, ist mehr als ein reines Musikfestival.
Festivaldirektorin Szép betont, das Festival mit viel Liebe zum Detail gestaltet zu haben. „Das Auge isst halt mit“, sagt sie. Das Lollapalooza soll ein globales Erlebnis sein, das alle Sinne anspricht. „Nicht 80 000 Besucher machen ein Festival speziell, sondern die Ausstrahlung. Diese Philosophie macht das Lolla so besonders“, sagt Szép. Sie spricht aus Erfahrung: Seit 18 Jahren arbeitet die brünette Frau in der Musikbranche, sie hat acht Jahre lang das Sziget-Festival in Budapest betreut, jetzt ist sie Direktorin des ersten Lollapaloozas in Europa.
Auch beim Sziget hat sich Szép auf die Erlebniswelt konzentriert, die ein Festival so besonders macht. „Das ist sehr wichtig“, sagt sie. Auch Essen und Getränke seien qualitativ hochwertig und mit einem starken Akzent auf vegetarischen, veganen und nachhaltigen Produkten.
1991 das erste Mal in Chicago
Das Lollapalooza-Festival kommt ursprünglich aus den USA und lief 1991 das erste Mal in Chicago. 2011 kamen Ableger in Chile, Brasilien und Argentinien dazu. Das Line-up ist genreübergreifend, mit einer Mischung aus Elektro, Indierock, Hip-Hop und Pop. „Auf einem Lolla spielt auch gerne mal ein Headliner in den frühen Nachmittagsstunden“, sagt Szép.
Traditionell sind außerdem auch Auftritte dabei, die nichts mit Musik zu tun haben – wie Kunstausstellungen und Info-Stände von Nichtregierungsorganisationen. In Berlin geben Seeed ihr einziges Deutschlandkonzert in diesem Jahr, die Libertines um Pete Doherty feiern ihr Comeback, außerdem kommen unter anderem Muse, Deichkind und die Beatsteaks.
Um ein Gefühl für das Lollapalooza zu bekommen, war Szép im März 2015 in Chile, Anfang August dann in Chicago beim Mutterfestival. Besonders für die Lollapalooza-Festivals ist, dass sehr auf Nachhaltigkeit geachtet wird und Non-Profit-Organisationen stark eingebunden werden.
Im Alltag Abfall vermeiden
„In Berlin sind diese Themen ohnehin präsent. Daher haben wir für das Lolla hier den ‚Grünen Kiez‘ erfunden.“ Szép nennt ihn „unser grünes Herzstück“, das sich in der Mitte des Geländes befinden soll. Dort sammeln sich verschiedene Start-ups, Vereine und Non-Profit-Organisationen, die sich mit nachhaltigem Leben beschäftigen.
Einer von ihnen ist „Kunst-Stoffe-Berlin, die Zentralstelle für wiederverwertbare Materialien“. „Uns geht es um Abfallvermeidung in jeder Form“, sagt Frauke Hehl von Kunst-Stoffe. Sie lagern zum Beispiel gebrauchte Materialien in zwei Hallen in Berlin auf insgesamt 360 Quadratmetern – vom Draht über Spiegelglas bis hin zu Holz und Muscheln ist alles dabei.
Diese Materialien gibt der Verein dann an Menschen weiter, die sie brauchen können. „Es geht uns darum, aufzuzeigen, wie man im Alltag Abfall vermeiden kann“, sagt Hehl. Sie findet es grundsätzlich gut, dass sich das Lollapalooza auch mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt. „Da finden wir natürlich zusammen.“ Mit einem Stand will Hehl am Wochenende über ihre Arbeit informieren und auch zum Mitmachen animieren: Man kann kleine Taschen aus Musikkassetten basteln und Lastenräder fahren. „Die Konsumkultur muss sich verändern, daran arbeiten wir“, sagt Hehl.
Lolla Fun Fair und Kidzapalooza
Auch Szép hofft, einen Denkanstoß zu bieten. „Wenn man Sachen sieht und selbst ausprobiert, dann kann das Herzen öffnen und Menschen ändern.“ Dafür seien Festivals die perfekte Plattform – ein Raum außerhalb der Realität, in dem man mit gutem Beispiel vorausgehen und Themen aufgreifen solle, die wichtig für die Gesellschaft sind.
Speziell für das Berliner Lollapalooza wird es auch die Lolla Fun Fair geben, eine Mischung aus Straßentheater, Luftakrobatik und Zirkus. Beim Kidzapalooza gibt es von 11 bis 20 Uhr für die Kleinen Kinderbands und Programm. Kinder können basteln, sich verkleiden und schminken lassen und Filme sehen. „Das Lolla soll ein Festival für die ganze Familie sein“, sagt Szép.
Die Direktorin des Festivals hofft, dass sich das Lollapalooza und die Stadt Berlin mit den Jahren symbiotisch verbinden. „Berlin ist eine Kunst- und Kulturmetropole. Diese Stadt verdient es so sehr, so ein großes Festival zu haben.“ Die Berliner sollen sich mit dem Lollapalooza identifizieren, stolz auf ihr Festival sein und sich darauf freuen, wie es auch in Budapest mit dem Sziget-Festival war. Szép bezeichnet Berlin als „die perfekte Gulaschsuppe mit genau den richtigen Zutaten und Gewürzen“. Da habe das Lolla wunderbar Platz.
Für das Festival gibt es keine Karten mehr zum Normalpreis.