Anwohner zum Schallschutz am Flughafen: "Hoffentlich geht der BER nie in Betrieb"
Der BER hat Anwohner zu Info-Tagen über den Schallschutz am neuen Flughafen eingeladen. Doch die sind vor allem eines - skeptisch.
Harald Abert schaut skeptisch auf den Bildschirm mit der „Fluglärmprognose BER“ vor ihm. Der hat gerade für sein Haus in Blankenfelde ausgerechnet, wie laut es dort einmal sein wird, wenn der neue Flughafen in Schönefeld doch irgendwann eröffnet. „Dauerschallpegel Tag: 58 Dezibel, Nacht: 50 Dezibel“, steht da. „Das wird noch schlimmer“, sagt Abert. Das habe man 2015 gemerkt, als die südliche Start- und Landebahn ein paar Monate in Betrieb war und „alle drei Minuten“ ein Flieger über den Ort gedonnert sei.
Um so mehr bringt ihn in Rage, dass er kaum Schallschutz erhalten soll. Er öffnet den Ordner, den er extra mitgebracht hat, zeigt den Bescheid. „Das ist ein Witz: Nur für ein Küchenfenster“, sagt er. „Dabei wohnen wir in einer Reihenhausanlage, alles ähnliche Häuser, alle zur selben Zeit gebaut. Schon bei den Nachbarn rechts und links ist es mehr.“ Es liege auf der Hand, dass da etwas nicht stimmen könne. Doch auf seinen Einspruch habe er nur eine abschlägige Antwort erhalten, „Textbausteine.“ Deshalb sei er hier.
Organisatoren hatten mehr erwartet
Abert, ein Vorruheständler, gehört zu den ersten gut hundert Anwohnern, die bis Freitagnachmittag zu den „Schallschutztagen“ ins Dialogforum des Flughafens in Schönefeld gekommen sind. Es ist kein Ansturm, aber es sind mehr als die Organisatoren erwartet haben. Auch diesen Sonnabend noch soll dort über das BER-Schallschutzprogramm informiert werden, das nur langsam vorankommt, weiter Ärger macht. Zwar sind nach Auskunft von Flughafenchef Karsten Mühlenfeld rund 14 000 Bewilligungen verschickt, mit denen die Anwohner nun Firmen mit dem Einbau von Schallschutzfenstern und Lüftern beauftragen könnten, die der Flughafen dann bezahlt. Doch erst 2500 haben das bisher getan.
Systematischer Billigschallschutz
Viele warten ab. Oder sie haben mit den Berechnungen ein Problem. Das Misstrauen rings um den Airport sitzt immer noch tief, nachdem die Anwohner von der staatlichen Flughafengesellschaft bis 2012 systematisch mit Billigschallschutz betrogen worden waren. Außerdem mussten sie sich alles erst einklagen mussten.
Das sei Historie, nun müsse man nach vorn blicken, sagte Mühlenfeld und verkündete Zugeständnisse. Man werde bei den Schallschutzvereinbarungen flexibler sein, auf Wünsche eingehen können, etwa bei den Fenstern, bei Dämmungen, hieß es. Eine neue „Schallschutz-Fibel“ wurde aufgelegt. Und der Flughafen hat das Schutzgebiet um Ortslagen erweitert, die bislang nicht dazugehörten, etwa Kiekebusch oder Teile von Dahlewitz und Jühnsdorf, die nun auch Schallschutz erhalten. Der Grund ist die Nichteröffnung des BER. Das bisherige Gebiet beruhte auf Luftverkehrsprognosen für 2015, nun wurde 2023 zu Grunde gelegt, wie Ralf Wagner erklärt, der die Schallschutzabteilung des Flughafens leitet.
"Wir wollen noch einige Jahren draußen sitzen können"
Allerdings trifft man um den BER nicht wenige Anwohner, die eigentlich nur einen Wunsch haben, so wie Werner und Reinhild Helm aus Bohnsdorf: „Wir hoffen, dass der Flughafen nie in Betrieb geht. Wir wollen noch einige Jahre draußen sitzen können.“ Harald Abert aus Blankenfelde glaubt daran nicht. Er hat zumindest sein Anliegen loswerden können, persönlich. Ob es sich gelohnt habe, wisse er noch nicht. „Mir wurde zugesichert, dass ich spätestens in 14 Tagen eine Antwort erhalte.“ Das sei schon mal ein Fortschritt.