FKK-Badestellen in Berlin: Hier herrschen nackte Badsachen
FKK hat Tradition, selbst in der Halle ziehen Schwimmer heute noch blank. Nacktbader pilgern auch wieder an textilfreie Orte im Freien in und um Berlin.
Viele gehen ja sommers gern mal so richtig baden. Endlich wieder draußen am See lang auf der Decke hinstrecken! Die Augen zumachen, die Sonne wärmend auf der Haut spüren. Dann das Bikinioberteil lockern, ach – weg mit dem Ding. Und schließlich streifen viele einfach alles ab, damit Licht und Luft überall hinkommen und einen dieses Sommersonnenbalsam gänzlich umschmiegen kann. Mal wieder so richtig frei fühlen beim Schwimmen, das ist in Berlin und Brandenburg vielerorts möglich.
Nicht nur auf dem besagten Sandstrandstreifen am Tegeler See, für den sich der CDU-Abgeordnete Tim-Christopher Zeelen gerade so stark gemacht hat. Aber keine Sorge, heißt es dazu bei den Bäderbetrieben, die FKK-Zone dort sei gar nicht in Gefahr, man habe doch nur einen Teil des Badbereiches – mit Wald – an die Berliner Forsten abgegeben, weil dort das Baden weniger angesagt sei, man aber zuvor die Kosten wegen der Waldpflege hätte tragen müssen.
Viele fahren raus an die Seen
Mitten im Grünen und mitten in der Stadt liegt einer der Oldschool-Nacktbadestellen Berlins, der Teufelssee in Wilmersdorf. Schon in den 80ern Treffpunkt der Freikörperkultur-Anhänger, heute immer noch beliebt. Viele ehemalige West-Berliner fahren aber auch längst raus zum Heiligen See nahe Potsdam, an den Helenesee kurz vor Polen oder auch an den Tonsee bei Bestensee.
Am Halensee in Charlottenburg-Wilmersdorf hat sich gerade Fotograf Norbert Sander umgeschaut, der kommt aus Jena und hat für sein aktuelles FKK-Buch „Bühne frei – Nackedei“ im Selbstverlag vor allem im Osten Deutschlands Badende in Szene gesetzt. Früher in der DDR war die Freikörperkultur selbstverständlich – vielleicht auch, weil es sonst so wenig Freiräume gab.
Es sind nicht nur Naturfreaks
Ist denn nun Nacktbaden was für Spießer, die mal aus dem Alltag ausbrechen wollen? Was für Spanner, die sonst nichts wagen und sich zumindest trauen, zu starren? Oder einfach was für Naturfreaks, die sich und das Leben so genießen wollen, wie Gott oder wer auch immer sie erschuf? Von allem etwas wird wohl stimmen. Wobei die Tendenz beim Nacktbaden im Berlin des Jahres 2015 eher rückläufig ist, weiß Unternehmenssprecher Matthias Oloew von den Berliner Bäder-Betrieben zu berichten.
Das mag daran liegen, dass mit der zunehmenden Internationalisierung der Metropole auch mehr Menschen nach Berlin ziehen, in deren alter Heimat Oben ohne oder Nacktbaden aus religiösen oder traditionellen Gründen eher verpönt ist. Also etwa bei Amerikanern, Italienern, Spaniern, Türken, Osteuropäern.
Ein Flechtzaun grenzt ab
Jedenfalls spielen sich nunmehr in der guten alten Nacktbadezone am Strandbad Wannsee, mit 200 von 1000 Meter Strandlänge der größte FKK-Bereich der Stadt, zunehmend kurios anmutende Szenen ab. Der FKK-Bereich rechterhand ist ja auch bei Nicht-Heterosexuellen sehr beliebt. Und so finden sich dort an der Schwulenlocation (Fürs Sehen und Gesehenwerden) auf Sand und unter Weiden auch Homosexuelle mit Migrationshintergrund ein, die sich aber züchtig mit Badehose bekleidet niederlassen.
Das befremdet die alteingesessenen Badegäste, die sich beim Strandbadpersonal beschweren, weil sie sich entweder begafft fühlen oder meinen: Wenn schon, denn schon muss man als Badender hinter dem abgrenzenden Flechtzaun FKK-ler sein. Einige migrantische Badegäste bleiben aber aus Scham angezogen und fühlen sich gar diskriminiert, dabei geht es doch nur darum: Wer zur Nacktbadezone geht, sollte eben auch nackt baden gehen, andernfalls ist er am Textilstrand richtig.
Eine Sichtschutzwand ist Anfang der 1990er Jahre auch nach Insistieren des Bezirksamtes im Kreuzberger Prinzenbad gezogen worden. Dort lagen die Leute, vom Eingang aus gesehen, erst angezogen, dann oben ohne und dann weiter hinten nackig auf dem Rasen. Nach der Baumaßnahme war dann aber die gezielte Neugier gewisser Badegäste auf die Nackten hinter dem Blickzaun erst recht groß geworden, sodass sich vor allem einige Frauen da nicht mehr wie auf dem Tablett präsentieren wollten, erinnert sich Bädersprecher Oloew.
Manchmal wird die Polizei gerufen
Das ist natürlich generell ein Problem der Freikörperkultivierten: Auch wenn der herkömmliche Nacktbader oder die Nackbaderin in voller Natürlichkeit in der Regel auf viele nun gar nicht so sexy wirkt wie vielversprechend bedeckt, so zieht so ein Areal doch wahrscheinlich auch einige Gaffer an. Pädophile, die Kinder betrachten, tummeln sich allerdings überall, wo die Kleinen nackt baden, weswegen auch mal die Polizei gerufen wird.
Meist kann man sich aber derzeit an Berlins FKK-Badestellen entspannt vom Windhauch streicheln lassen, auch im Strandbad Grünau oder im Freibad Plötzensee. Und selbst in der Halle werfen Schwimmer immer wieder Badehose und Badeanzug ab und ziehen ohne alles ihre Bahnen. In Berlin immerhin aus alter Tradition noch im Stadtbad Neukölln, wo am Wochenende abends FKK-Fans jeglichen Alters durch die kleine Halle kraulen oder brustschwimmen. Dereinst feierte die Berliner FKK-Bewegung in den 20er Jahren die Emanzipation im Kreuzberger Bad an der Baerwaldstraße. Eine nackte Tatsache, dass das Geschichte ist.
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