Wo es Neuberliner hinzieht: Halleluja Berlin! Alle wollen dahin!
Der Bevölkerungsboom in Berlin hält an – und das nicht nur in den angesagten Stadtteilen. Eine neue Statistik zeigt, wohin die Menschen am liebsten ziehen. Und da gibt es eine Überraschung.
Berlin - 47 803 mehr Einwohner in nur einem Jahr – die Stadt wächst unaufhörlich auf jetzt 3 517 424. Wer noch den Zuzug des Jahres davor addiert, kommt auf die gesamte Einwohnerzahl von Cottbus: So viele Menschen wie in der brandenburgischen Stadt leben, sind in den vergangenen beiden Jahren mehr nach Berlin gezogen als von hier weg. Dies geht aus aktuellen Zahlen des Amtes für Statistik hervor. Spannend wird der Blick auf die Bevölkerungsentwicklung vor allem bei näherer Betrachtung der Gewinne und Verluste in den einzelnen Stadtteilen – denn gleichmäßig verteilen sich die Zuzügler keineswegs auf das Stadtgebiet.
Die größte Überraschung dürfte wohl sein: Plattenbauviertel Marke Industrieproduktion West erleben eine Renaissance. Die Bevölkerung des Märkischen Viertels nahm im vergangenen Jahr um 3,5 Prozent zu – 1260 Menschen zogen in die Reinickendorfer Retortenstadt, wo zwischen 1963 und 1974 rund 17 000 Wohnungen entstanden waren. Der Kern des Bezirks, der Ortsteil Reinickendorf, gewann ebenfalls fast 1000 Einwohner. Verlierer gibt es in dem Bezirk aber auch: Aus dem dörflichen Lübars zogen genau sechs Einwohner mehr weg als hin.
Eher zu erwarten waren die folgenden Gewinne des Bevölkerungsbooms: Immer noch erste Anlaufstelle für Neuberliner ist der Pankower Ortsteil Prenzlauer Berg, der sich über 2880 zusätzliche Bewohner freuen darf. Fast ebenso viele zog es in den Stadtteil Neukölln, jenen Musterfall für Gentrifizierungsforscher, wo sich der Zuwachs von 2809 Bewohnern allerdings wegen der insgesamt größeren Bevölkerungszahl prozentual weniger stark niederschlägt (plus 1,7 Prozent). Ebenfalls ein kräftiges Wachstum verzeichnet der Kern von Mitte: Dieser legt mit fast 2400 Einwohner um 2,9 Prozent zu. Zu den Gewinnern zählt außerdem der Stadtteil Friedrichshain: Mit 2182 zusätzlichen Bewohnern legt die Bevölkerung in dem Quartier um 1,8 Prozent zu.
Wächst wirklich ganz Berlin – oder gibt es neben Lübars weitere Ortsteile, wo die Bevölkerungszahl sinkt? Es gibt sie: Müggelheim verlor zehn Bewohner im vergangenen Jahr, Kaulsdorf 116, und Plänterwald zwei.
Auf der Ebene der Bezirke machen sich diese geringfügigen Verluste in einzelnen Stadtteilen nicht bemerkbar: Alle zwölf Berliner Bezirke gewinnen deutlich an Bevölkerung. An erster Stelle steht Mitte (plus 8128 Einwohner), gefolgt von Pankow (6595). Lichtenberg mit einem Plus von 4353 Einwohnern sowie Friedrichshain-Kreuzberg (4046) legen ebenfalls deutlich zu. Neukölln wächst um 3797 Einwohner. Spandau gewinnt 3563 Menschen – und das überraschenderweise nicht vorrangig dank der Neubauquartiere am Wasser wie Kladow und Gatow, sondern durch Zuzug im Stadtkern des Bezirks sowie in Haselhorst. Reinickendorf kommt auf ein Plus von 3438 Einwohnern. Geringer ist der Zuwachs in den Bezirken Steglitz-Zehlendorf (Plus 2454), Charlottenburg-Wilmersdorf (2581) und Marzahn-Hellersdorf (2347).
Die meisten Kinder werden in Pankow geboren: 3151 waren es im vergangenen Jahr. Viele junge Eltern gibt es auch im Bezirk Mitte, wo 2819 Babys geboren wurden, Neukölln folgt mit 2456 vor Friedrichshain-Kreuzberg (2344). Nur gut halb so viele Geburten gab es in Spandau (1347) und Reinickendorf (1470).
Spannend ist auch die Herkunft der neu nach Berlin ziehenden Menschen. Wer aus dem Ausland in die Stadt zieht, sucht am häufigsten einen Wohnsitz in Mitte: Weit mehr als die Hälfte der überhaupt in den Bezirk gezogenen Neuberliner kamen dort nicht aus Deutschland, und mit fast 12000 Menschen waren es auch absolut die meisten aus dem Ausland stammenden Berliner.
Ob es an der Entfernung zur Innenstadt liegt oder am Ruf des Quartiers – nach Marzahn-Hellersdorf zieht es Ausländer eher selten: nur 1539 waren es.