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Hoffen und treten. Die neuen gelben Leihräder bekommen von unserem Autor zwar wenige Minuspunkte, hauen ihn aber auch nicht vor Begeisterung aus dem Sattel.
© Thilo Rückeis

Leihräder in Berlin: Gutes Rad ist teuer

Ein neuer Anbieter vergrößert die Leihrad-Flotte in der Stadt. Wir haben drei große Firmen getestet.

Seit dieser Woche hat Berlin 688 neue Mietfahrräder. Sonnengelb stehen sie in Charlottenburg und Mitte. Das Singapurer Unternehmen „oBike“ könnte damit zur echten Konkurrenz für die etablierten Fahrradvermietungen werden. Zwei von ihnen sind „Deezer Nextbike“ mit 5000 Rädern und das „Lidl-Bike“, früher bekannt als „Call a Bike“ von der Bahn mit 3500 Rädern. Die Auswahl ist also groß. Wir sind mit den drei Leihrädern Probe gefahren.

LIDL-BIKE

Fahrvergnügen und Sicherheit: Gleich das erste getestete Rad zickt herum. Die Bremse am Hinterrad funktioniert nicht richtig. So traut man sich kaum auf Berlins Straßen. Also kurzes Umsteigen auf das danebenstehende Fahrrad. In sieben Gängen geht es schnell durch Parks und über Kopfsteinpflaster – für das erste Mietraderlebnis nicht unamüsant.

Die App: Sie zeigt relativ genau, wo Räder stehen. Zum Ausleihen gibt man dann die Nummer des Rads ein und bekommt einen Code. Schäden kann man direkt melden, aber ob man dafür entschädigt wird, wenn das Rad wegen der Schäden nicht fahren kann, bleibt unklar.

Verfügbarkeit: Im S-Bahn-Ring ist sie hoch. Dort kann man das Rad auch problemlos überall abstellen. Wer außerhalb des Rings parkt, muss allerdings eine „Servicegebühr“ von 10 Euro zahlen.

Preis: Im Basistarif zahlt man eine Grundgebühr von 3 Euro pro Jahr. Hinzu kommen für die erste halbe Stunde pro Tag 1,50 Euro, für jede weitere 1 Euro. Maximal wird ein Tagespreis von 15,50 Euro fällig. Zudem gibt es eine Menge verschiedener, schwer durchschaubare Tarife.

OBIKE

Fahrvergnügen und Sicherheit: Abgesehen von der schlechten Federung fährt es sich okay. Rasen geht leider nicht, dafür ist das Rad wegen seiner Vollgummireifen zu schwer. Dass es nur einen einzigen Gang gibt, ist in Berlin weniger problematisch. Hügel sind hier ja eher selten.

Die App: Eine Karte soll eigentlich alle freien Räder anzeigen – auf dem Display erscheint aber zunächst nur eines. Ob das so stimmt? Immerhin lässt sich dieses eine Rad reservieren und einfach per QR-Code ausleihen. Außerdem zeigt die App an, wie weit man gefahren ist, wieviel CO2 man gespart hat und wie viele Kalorien dabei verbraucht wurden. Die Streckenmessung scheint zwar nicht recht zu funktionieren, die CO2-Einsparung aber motiviert. Ob aber die Kalorien-Angabe wirklich nötig ist? Nun ja.

Verfügbarkeit: Aktuell erhältlich sind die Räder nur in Mitte und Charlottenburg. Da man sie aber überall im öffentlichen Raum abstellen kann, dürfte sich das bald ändern.

Preis: 1 Euro pro halbe Stunde. Das Kundenkonto muss man vorher aufladen. Außerdem gibt es Abos. Laut Website müssen alle Kunden 79 Euro Kaution zahlen, um den Service nutzen zu können. Im Test hat das dann aber technisch gar nicht funktioniert – zum Glück.

DEEZER NEXTBIKE

Fahrvergnügen und Sicherheit: Hier lautet das Urteil: Daumen runter. Ständig und unangekündigt springt beim Testrad die Schaltung aus dem dritten Gang zurück in den ersten. Das Treten fällt schwer, man wird gar von einer fröhlich kichernden Gruppe Touristinnen auf Mieträdern überholt. Sowas darf nicht passieren!

Die App: Immerhin ist die App einfach zu bedienen, aber in Teilen unlogisch. So könnte man etwa nach bestimmten Fahrradtypen suchen, angeboten wird aber nur einer, der mit tiefem Einstieg. Dafür kann man wie auch beim Lidl-Bike Schäden am Rad melden.

Verfügbarkeit: Innerhalb des S-Bahn-Ringes ist sie hoch, außerhalb gibt es laut einer Karte in der App kaum Räder. Abstellen kann man sie kostenlos an speziellen Stationen, aber auch anderen Orten, wofür jedoch 50 Cent Gebühren anfallen.

Preis: 1 Euro für die erste halbe Stunde, danach 1,50 Euro. Maximal 15 Euro am Tag. Zusätzlich gibt es Wochenpässe und Studentenrabatt.

Johannes Drosdowski

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