zum Hauptinhalt
Trotz der für die Jahreszeit zu kühlen Temperaturen sind die Spargelbauern bislang mit der Saison zufrieden.
© Andreas Arnold/dpa

Brandenburger Spargelbauern sind zufrieden: Gute Spargelernte trotz des kühlen Frühjahrs

Die Brandenburger Spargelbauern sind zufrieden: Trotz der Pandemie und dem kühlem Start ist die Ernte gut. Manchem schmeckt sie sogar besonders.

„Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauern Scheun‘ und Fass.“ Die alte Bauern-Regel galt und gilt leider nur fürs Getreide, sagt Frank Saalfeld, Geschäftsführer vom Verband der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer (Vosba): „Beim Spargel, vor allem aber auch bei den Erdbeeren ist das allerdings etwas anders. Zumindest können da etwas höhere Temperaturen, vor allem aber Sonne nicht schaden.“

Allerdings sei die Situation beim Spargel nicht so schlimm, wie manche wegen des kalten Frühjahrs vermuten, sagt Saalfeld: „Der Start um Ostern herum war wegen der Kälte tatsächlich schwierig, aber inzwischen speichert der Boden tagsüber schon viel Wärme. Und dank der Abdeckfolien wird diese in den Nächten nicht mehr abgegeben.“

Schlimmstenfalls wachse der Spargel etwas langsamer, das mindere aber keinesfalls seine Qualität – im Gegenteil: Die relativ gleichmäßigen Temperaturen seien für Spargel perfekt. Und die Erntehelfer müssten nicht zweimal am Tag die gleichen Flächen absuchen, was wiederum zu einer höheren Ernteproduktivität führe. „So färben sich die Stangen auch nicht so schnell lila“, sagt Saalfeld, „obwohl das keine Qualitätsminderung bedeutet. Aber die Kunden sind nun einmal den guten weißen Spargel gewohnt.“

Für Ernst August Winkelmann vom Spargelhof Klaistow im Beelitzer Anbaugebiet ist der Geschmack des 2021er Spargels sensationell. „Man denkt zwar immer, dass er besonders gut schmeckt, aber dieses Jahr schmeckt er einfach perfekt“, sagt er: „Ich kann mir das nur damit erklären, dass unsere Sorten sehr gut auf die späten Fröste reagiert haben.“

Wegen der Corona-Pandemie gab es bislang in der diesjährigen Ernte keine größeren Probleme. Im Gegensatz zu 2020 hatten sich die Spargelbauern in der Region frühzeitig darauf einstellen können – mit speziellen Hygienekonzepten, Arbeit in Gruppen und vor allem genügend Tests.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Auch im Spargelhof Sallgast bei Finsterwalde im Landkreis Elbe-Elster war man gut auf die etwa 65 saisonalen Erntehelfer aus Polen und Rumänien vorbereitet, sagt Geschäftsführer Eckhard Kuhl: „Wir haben sogar einige unserer Stammbeschäftigten vom Deutschen Roten Kreuz für die Durchführung der Corona-Tests ausbilden lassen, einen Hofladen zur Versorgung eingerichtet und viele weitere Maßnahmen ergriffen, damit alle Hygiene-Regeln eingehalten werden können.“

Trotzdem seien manche Helfer aus Angst nicht gekommen und andere wegen des schlechten Wetters früher als geplant wieder nach Hause gefahren. „Uns hat diese hohe Fluktuation neben der ungünstigen Witterung zu Beginn der Saison sehr geschadet. Der April hat de facto nicht stattgefunden!“

Dieses Jahr 20 Prozent weniger Ernte im April

Im April fahren die Sallgaster Spargelbauern sonst 30 Prozent ihrer gesamten Ernte ein, in diesem Jahr waren es nur 10 Prozent. Allerdings stehen die Chancen gut, dass die Verluste im doch wärmeren Mai ausgeglichen werden können – ein paar Sonnenstunden am Tag reichen, um die notwendige Wärme für die sensiblen Stangen im Erdboden zu sichern.

Außerdem öffnet der Spargelhof Sallgast am Wochenende nach Pfingsten seine Außengastronomie und hofft auf die zahlreichen Stammgäste unter anderem aus Berlin und Dresden, die das Essen oft mit einem Besuch im nahe gelegenen Spreewald verbinden.

Die Witterung führte sogar zu Einbußen bei der Direktvermarktung am Feld oder an eigenen Ständen. Doch der Sallgaster Spargelhof vertreibt seine Produkte auch über den Handel, wo die Nachfrage so groß wie schon in den Vorjahren ist. „Wenn es wie aus Eimern schüttet, hält kaum einer am Feldrand oder am Stand an der Straße“, sagt Kuhl.

In Berlin und Potsdam sei das übrigens nicht so, erzählt Jürgen Jakobs vom gleichnamigen Spargelhof in Beelitz. Dort sei der Andrang ungebrochen, die Städter ließen sich auch vom Regen nicht davon abhalten, direkt vom Erzeuger zu kaufen. „Und sie zahlen auch gern die etwa 10 Euro, die man für ein Kilo von den guten Sorten ausgeben muss“, sagt Jürgen Jakobs.

„Wir können uns dieses Jahr weder über die Erträge noch über mangelnde Nachfrage beklagen. Und wenn jetzt viele gastronomische Einrichtungen wieder öffnen dürfen, kann es ja nur noch besser werden. Immerhin liegt die gesamte zweite Hälfte der Spargel-Saison noch vor uns.“

Die könnte man wegen des verspäteten Starts gerne auch um zwei Wochen verlängern, sagt Winkelmann vom Spargelhof Klaistow, der ab Pfingstsonnabend wieder geöffnet hat. Normalerweise endet die Spargelzeit jedes Jahr offiziell am 24.Juni, dem sogenannten Johannistag, für den übrigens auch eine andere Bauernregel gilt als für den Mai: „Bleibt es an Johanni trocken und warm, macht das den Bauern nicht arm.“

Zur Startseite