Verleihung des Deutschen Filmpreis: „Gundermann“ gewinnt sechs Lolas
Die 69. Gala des Deutschen Filmpreises ist beendet. Neben bisweilen ausufernden Danksagungen gab es auch originelle Ideen zu sehen.
Das nennt man Vorschusslorbeeren. Ulrich Matthes, neuer Präsident der Deutschen Filmakademie, hat noch kein Wort gesagt, da braust schon Applaus auf, man johlt sogar, offensichtlich war er nicht nur für seine Vorgängerin Iris Berben die erste Wahl für das Amt. Er sei noch etwas aufgeregt, bekennt er, von Phantomschmerz erfüllt, da nun nicht mehr sie hier oben bei der Gala zum Deutschen Filmpreis auf der Bühne stehe, aber er habe ein kleines Geschenk für sie mitgebracht. Und schon legt das Orchester los, und Ulrich Matthes mit, als wollte er sich für „Stars in Concert“ als Frank Sinatra bewerben, „That’s why the Lady is a Tramp“.
Standing Ovations sind der hochverdiente Lohn, aber was folgt, ist fast noch besser: Die Antrittsrede, emotional, mitreißend, ein Aufruf an seine Filmkollegen und -kolleginnen wie an sich selbst zu mehr Mut: „Liebe Leute, werdet neugieriger!“
Ein furioser Start, für Matthes wie für die 69. Filmpreis-Gala, die am Freitagabend am mittlerweile gewohnten Ort, dem im Palais am Funkturm ablief. Leider dann doch oft auch auf den gewohnten Bahnen, mit Längen im Programm, bisweilen ausufernden Danksagungen, platten Moderatorenwitzeleien – aber auch immer wieder originellen Ideen, zur nächsten Preiskategorie überzuleiten. Und auch der Laudator-Auftritt Hape Kerkelings, als Caroline Links „Der Junge muss an die frische Luft“ als Kassenknüller der Saison geehrt wurde, war eine prima Überraschung. Obwohl: Ein anderer in dem Job wäre gerade für diesen Film undenkbar geworden.
"Gundermann" mit sechs Lolas
Ein Höhepunkt war natürlich die Ehren-Lola für Margarethe von Trotta, die beim Nominiertenabend noch befürchtet hatte, es werde ihr schwerfallen, beim Applaus stillzustehen und nicht abzuwinken. Aber sie hat es dann doch geschafft, und das bei extralangem Jubel. Und bei ihrer Danksagung war sie dann so ergriffen, dass sie in ihre Lola statt ins Mikro sprach, Laudatorin Katja Rieman musste sie erst ermahnen.
Abgeräumt hat erwartungsgemäß Favorit „Gundermann“ mit sechs Lolas. Schon den Regiepreis hatte Andreas Dresen erhalten, für ihn ein Zeichen, dass aus Ostdeutschland auch andere Geschichten erzählt werden können, „kompliziertere Geschichten, nicht mehr über Gut und Böse, sondern die vielen Töne dazwischen“. Und dann war „Gundermann“ auch noch der beste Film, glänzender Abschluss der Gala, die Dresen so zusammenfasste: „Es war ein verdammt langer Abend. Jetzt lasst uns zusammen feiern. Vor 30 Jahren ist die Mauer gefallen, wie geil ist das denn!“
Und die Lola geht an..die Gewinner im Überblick:
Bester Film: Gold „Gundermann“; Silber „Styx“; Bronze „Der Junge muss an die frische Luft“
Regie: Andreas Dresen für „Gundermann“
Weibliche Hauptrolle: Susanne Wolff in „Styx“
Männliche Hauptrolle: Alexander Scheer in „Gundermann“
Weibliche Nebenrolle: Luise Heyer in „Der Junge muss an die frische Luft“.
Männliche Nebenrolle:Alexander Fehling in „Das Ende der Wahrheit“
Kamera:Benedict Neuenfels für „Styx“
Kinderfilm: „Rocca - verändert die Welt“, Regie: Katja Benrath
Besucherstärkster Film: „Der Junge muss an die frische Luft“, Regie: Caroline Link
Ehrenpreis: Margarethe von Trotta
Bernd-Eichinger-Preis: Produzent Christian Becker („Fack ju Göhte“)
Drehbuch: Laila Stieler für „Gundermann“
Szenenbild: Susanne Hopf für „Gundermann“
Schnitt: Anne Fabini für „Of Fathers and Sons“
Kostümbild: Sabine Greunig für „Gundermann“
Maskenbild: Maike Heinlein, Daniel Schröder, Lisa Edelmann für „Der Goldene Handschuh“
Filmmusik: Band „Hochzeitskapelle“ für „Wackersdorf“.
Tongestaltung: Andreas Turnwald, Uwe Dresch, Andre Zimmermann, Tobias Fleig für „Styx“
Dokumentarfilm: „Of Fathers and Sons“, Regie: Talal Derki