Museumsinsel: Grundstein für die James-Simon-Galerie gelegt
Es herrschten gemischte Gefühle vor, als am Freitag der Grundstein für die James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel gelegt wurde: Freude über den Startschuss, Ärger über die Kostenexplosion. Bei der Zeremonie gab es ehrliche Worte - und es kam auch eine besondere Kapsel zum Einsatz.
So ein schöner Tag: Die Sonne scheint, festliche Laune. Wäre da nicht das riesige Ausstellungsplakat mit dem anspielungsreichen Titel „Jäger und Gejagte“, das von der Seitenfassade des Pergamonmuseums herüberprangt und das Geschehen zu ebener Erde auf seine Art kommentiert. Und würde nicht doch immer wieder eine dunkle Wolke vor der Sonne stehen. Die Grundsteinlegung für die James-Simon-Galerie wird von wechselnden Gefühlen begleitet: Freude über den Startschuss für dieses wichtige Bauunternehmen auf der Museumsinsel, Ärger über die Verteuerung um fast 30 Millionen auf 98,8 Millionen Euro.
Über allem schwebt die bange Frage: Was wird noch kommen? Die gewaltigen Mehrkosten, die dreijährige Verzögerung wurden durch Probleme mit dem Fundament verursacht, das zwar dank einer neuen Baufirma nun endlich steht. Doch die darunter gelegene eiszeitliche Auswaschung, die teilweise bis zu 40 Meter in die Tiefe reicht, und das nach oben drückende Grundwasser dürften auch weiterhin Schwierigkeiten bereiten. Stiftungspräsident Hermann Parzinger sagt es in seiner Festrede in Hinblick auf die explodierten Baukosten lieber gleich: „Ich möchte nicht verschweigen, dass uns das Sorgen gemacht hat und weiter Sorgen macht.“
Und doch ist es ein glücklicher Tag. Mit der James-Simon-Galerie erhält die Museumsinsel ihr Kopfstück. Drei Millionen Menschen sollen hier jährlich auf fast 11 000 Quadratmetern empfangen und in die fünf Ausstellungshäuser des Areals geleitet werden. Für die Logistik des Weltkulturerbes ist dies höchste Zeit, denn gegenwärtig erwerben die Besucher ihre Tickets noch in Containern auf der anderen Straßenseite.
Bis Jahresende soll endgültig alles Wasser abgepumpt sein und bis 2017 dann der Bau selbst stehen. Staatssekretär Michael Odenwald vom Bundesbauministerium, der für den verhinderten Kulturstaatsminister Bernd Neumann sprach, erklärte denn sogleich, dass er sich schon auf die Eröffnung freue. In seiner Ansprache verwies er auf das besondere Engagement des Bundes, der seit 1990 über 800 Millionen Euro für die Museumsinsel gab – für die Sanierung von Alter Nationalgalerie, Bode-Museum und Neuem Museum. Weitere 600 Millionen werden in den nächsten Jahren verbaut.
Und bis das Humboldtforum steht und der Masterplan für die Museumsinsel voraussichtlich im Jahr 2025 vollendet ist, wird der Bund insgesamt 2 Milliarden Euro beigetragen haben. „Baukultur prägt das Gesicht eines Landes,“ sagte Odenwald stolz.
Mit David Chipperfield hat sich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz einen hervorragenden Architekten für die James-Simon-Galerie ausgewählt. Er musste allerdings bei der Grundsteinlegung fehlen, denn gerade wird ihm in Japan der Kunstpreis Praemium Imperiale verliehen – nicht zuletzt für die gelungene Sanierung des Neuen Museums, dem das neue Eingangsgebäude vorgelagert sein wird.
Der Festakt auf dem leeren Gelände vor dem Stüler-Bau war denn auch so etwas wie ein Abschied von der frei ansichtigen Fassade. Schon bald werden sich davor Kräne drehen und Mauern wachsen, bis der neue Kolonnadengang von Chipperfield den historischen Bau in großen Teilen verdeckt. Gestern aber galt das Hier und Heute, die Freude über den Tag, dessen Datum in den Grundstein eingraviert ist. In eine Zeitkapsel wurde neben dem Bauplan und einem Brief des Mäzens und Namensgebers James Simon auch eine Zeitung gesteckt: die gestrige Ausgabe des Tagesspiegels.
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