Quinoa-Schule: Große Erwartungen
Zu Besuch in einer neuen Privatschule für Weddinger Kinder. 26 Kinder lernen dort seit August - Schulgeld zahlen nur vier.
Mit großen Erwartungen ist die Quinoa-Schule im August gestartet: eine Privatschule in Wedding, ausgerichtet auf die Bedürfnisse der Kinder aus dem Kiez. In dieser Gegend Berlins bedeutet das: Die meisten Schüler kommen aus Familien, die auf Transferleistungen angewiesen sind, viele Eltern haben niedrige Bildungsabschlüsse, die Kinder bringen verschiedene Sprachen und Kulturen mit und Schulgeld kann sich kaum jemand leisten. In genau diesen Kindern stecke ein großes Potenzial, davon sind die Quinoa-Macher überzeugt. Auch der Name der Schule erkläre sich so: Quinoa ist ein Getreide, das laut UN eine große Rolle bei der Bekämpfung des Hungers spielen könne, derzeit aber noch unterschätzt werde, sagte Geschäftsführerin Fiona Brunk vor der Eröffnung.
Jetzt ist es Dezember, und Lara, Jusuf, Shanti, Momo und die anderen Siebtklässler sitzen im Klassenzimmer und dividieren Brüche. Moderne Computer stehen im Zimmer und schicke Büromöbel, die ein Unternehmen gespendet hat. 26 Schüler hat Quinoa jetzt, 19 von ihnen sind mit anderen Sprachen als Deutsch aufgewachsen, nur vier Familien zahlen Schulgeldbeiträge. Meist werden die Kinder in zwei Kleingruppen unterrichtet, in einer Büroetage in der Osloer Straße.
Und wie läuft das so? Schulleiter Christian Schwenke lässt die Schüler einen Test schreiben – jede Woche einmal macht er das. Es ist ruhig im Zimmer, die Schüler arbeiten konzentriert, irgendwann sagt ein Junge: „Ich ertrage diese Stille nicht mehr“, da müssen die anderen lachen. Hinterher gehen sie noch mal die Grundregeln durch: Wie multipliziert man mit dem Kehrwert, was ist das überhaupt? Die Stunde lief gut, aber Schwenke sagt: „Ich erwarte noch mehr von meinen Schülern.“ Und ist damit ganz auf Quinoa-Linie: Die Erwartungen hoch- statt runterschrauben. „Mein Ziel ist, so viele wie möglich zum Mittleren Schulabschluss zu bringen.“ Aber das neue Schulkonzept brauche Zeit, für eine Bilanz sei es noch zu früh, sagt Schwenke. Der 37-jährige war zuvor an einer Sekundarschule in Wedding, angefangen hat der Diplomphysiker als Quereinsteiger.
Zum Quinoa-Konzept gehört die frühe Berufsvorbereitung – die Kinder machen schon jetzt Praktika in umliegenden Betrieben –, eine persönliche Betreuung mit wöchentliche Tutorengesprächen und das Fach „Interkulturelles Lernen“, bei dem die Herkünfte der Kinder aufgenommen und reflektiert werden. „Besser als an der alten Schule“ sei es, sagt ein Mädchen.
Auch das Quinoa-Team ist davon überzeugt und zuversichtlich, dass sich wieder genügend Schüler für eine neue Klasse im nächsten Schuljahr finden – und genügend Sponsoren. Denn ohne Spenden geht es nicht, die staatlichen Zuschüsse decken gerade mal ein Viertel der Kosten, sagt Schwenke. Das größte Problem ist aber momentan, ein passendes Gebäude zu finden. Die Quinoa-Macher sprechen optimistisch von Verhandlungen. Doch die Zeit wird knapp, denn für eine weitere Klasse ist in den Räumen definitiv kein Platz. Sylvia Vogt
Sylvia Vogt
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