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Am Knackpunkt. Die ausgetrockneten Bäume werfen Ballast ab.
© Kitty Kleist-Heinrich

Dürre in Berlin: Große Äste brechen wegen anhaltender Trockenheit ab

Weil es monatelang kaum geregnet hat, fallen immer mehr große Äste ab. Die Schlösserstiftung warnt Parkbesucher. Die Grundwasservorräte bleiben aber stabil.

Die monatelange Dürre zeigt neuerdings eine höchst gefährliche Auswirkung: Seit einigen Tagen häufen sich Meldungen über den plötzlichen Abbruch großer Äste von Park- und Straßenbäumen. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat an den Eingängen zu ihren Parks in Potsdam bereits Warnschilder angebracht, die die Besucher mahnen, sicherheitshalber auf den Wegen zu bleiben. Gewarnt wird vor „Ästen mit bis zu 50 Zentimetern Durchmesser und 15 Meter Länge“. Es geht also um Kaliber, die für Passanten lebensgefährlich sind. Das Problem beschränkt sich nicht auf die berühmten Parks – und es wird mit jedem Tag ohne ergiebigen Regen größer.

Nach Angaben der Schlösserstiftung wurden die Warnschilder angebracht, nachdem binnen einer Woche ungefähr zehn große Äste unterschiedlicher Baumarten heruntergekommen waren. Derk Ehlert, Naturexperte bei der Umweltverwaltung, bestätigt die Häufung fürs Stadtgebiet: „Es ist noch nicht beängstigend, aber es ist auffällig im Vergleich zum vergangenen Jahr.“ Die Leitungsbahnen unter der Baumrinde enthielten wegen der Trockenheit weniger Wasser. Dadurch sei das Holz weniger elastisch als sonst – und bruchgefährdet, sobald der Saftstrom von der Wurzel in die Krone abreiße. Das Phänomen sei eine von mehreren Schutzfunktionen, mit denen Bäume auf Trockenheit und Hitze reagierten.

Die Hitze lässt auch die Früchte früher fallen

Die für alle Beteiligten weniger schmerzhaften Alternativen sind ebenfalls schon deutlich zu sehen: Viele Bäume werfen vorzeitig massenhaft Früchte ab, um ihre knappen Vorräte zu sparen. Deshalb prasseln seit Wochen bei jedem Windstoß Eicheln, Kastanien, aber auch Äpfel von Bäumen. Andere Arten, Haselsträucher beispielsweise, haben erst gar keine Früchte angesetzt.

Als weiteren Schutz können Bäume und Sträucher einen Teil ihres Laubs vorzeitig abwerfen. Viele Arten erholen sich davon im Folgejahr, sofern der Boden dann wieder feucht genug ist.

Der „Grünastabbruch“ ist die radikalste Schutzvariante, mit der die Bäume sich zu retten versuchen – und die tückischste, denn man erkennt die plötzlich morsch gewordenen Äste nicht. Einziger Hinweis ist laut Ehlert ein Knacken, das allerdings zugleich die letzte Warnung sein kann, bevor Sekunden später schon das Holz abstürzt. „Das kann jede Astpartie betreffen oder sogar den Gesamtstamm“, sagt Ehlert. Und es braucht keinen starken Wind.

Die Gefahr könnte sich noch verschärfen

Angesichts von mehr als 400.000 Straßenbäumen in Berlin ist die Gefahr also fast allgegenwärtig. Und sie verschärft sich, denn bis in die nächste Woche hinein ist nach Auskunft des Dienstes Wettermanufaktur kein nennenswerter Regen in Sicht. Allenfalls am Freitag kann es kurz schütten, wenn nach zwei weiteren Hitzetagen deutlich kühlere Luft kommen soll. Abgesehen von lokalen Gewittern hat es seit April kaum noch geregnet. Und weil die Dürre mit Rekordhitze einherging, haben die Bäume besonders viel Wasser aus dem Boden gezogen.

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Wobei die Vorräte dort sich als erstaunlich stabil erweisen. Zwar melden die übers Stadtgebiet verteilten Messstellen leicht sinkende Grundwasserstände, aber in großen Teilen Berlins ist die Feuchtigkeit noch dicht genug unter der Oberfläche, dass zumindest alte Bäume sie mit ihren Wurzeln erreichen können. Stephan Natz, Sprecher der eher auf tiefer liegende Grundwasserschichten fokussierten Berliner Wasserbetriebe (BWB), gibt ebenfalls Entwarnung. Selbst die in diesem Hitzesommer erhöhte Frischwasserförderung liege weit unter den Mengen, die um die Wendezeit hochgepumpt wurden. Und in den Sommermonaten bilde sich wegen der Vegetation und der höheren Verdunstung in warmer Luft ohnehin kein neues Grundwasser.

Manche Schäden werden sich erst im nächsten Jahr zeigen

Die Berliner Umweltverwaltung hat am Montag erneut vor extrem hoher Waldbrandgefahr gewarnt. Und jüngere Straßenbäume bleiben darauf angewiesen, dass sie regelmäßig gegossen werden. Meldungen über massenhaft abgestorbene Bäume liegen der Umweltverwaltung laut Ehlert bisher nicht vor, wobei sich manche Schäden auch erst im nächsten Jahr zeigen werden. Die ersten 600.000 Euro, die der Senat den Bezirken zum Wässern zur Verfügung gestellt hatte, sind nach Auskunft von Ehlert vergeben und größtenteils auch schon abgerufen worden. Die vor Kurzem nachgelegten 300 000 Euro seien aber noch nicht aufgebraucht. „Es kann also kein Bezirk sagen, dass es am Geld scheitert.“

Beim Gießen hilft, wie berichtet, auch die Berliner Stadtreinigung. Dass nicht alle Bezirke auf deren Dienste zurückgreifen, liegt nach Tagesspiegel-Informationen daran, dass die BSR relativ teuer ist. Manche Grünflächenämter fahren mit eigenen Kapazitäten oder privaten Dienstleistern günstiger.

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