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Immer wieder müssen Locations schließen, derzeit bangen auch Sage und Kitkat in Mitte um ihren Mietvertrag.
© imago/allefarben-foto
Update

Technoclub in Neukölln: Griessmühle muss vermutlich schließen

Die Griessmühle ist einer der bekanntesten Clubs Berlins. Der Pachtvertrag läuft zum 31. Januar aus, doch die Betreiber wollen noch nicht aufgeben.

Die Griessmühle nahe dem Estrel Hotel an der Sonnenallee ist kaum noch wegzudenken aus dem Berliner Nachtleben. Nun muss der Techno-Club wahrscheinlich schließen. Laut Angaben der Betreiber will der Eigentümer des Geländes - dem Vernehmen nach ist das die österreichische Sparkassengruppe - auf dem sich die Griessmühle befindet, den Pachtvertrag zum 31. Januar auslaufen lassen. Offenbar soll das Grundstück leer neu verkauft werden.

Georg Kössler, Sprecher für Clubkultur der Grünen im Abgeordnetenhaus, will gemeinsam mit der Berliner Clubcomission für den Erhalt der Griessmühle kämpfen. "Wir wollen dem Investor klarmachen, dass er das Grundstück auch mit der Griessmühle verkaufen kann und hoffen dann auf einen Käufer, der offen für eine Koexistenz auf dem Gelände ist - auch wenn der Club dann womöglich kleiner würde", sagte Kössler auf Anfrage.

Der Standort sei für einen Club einfach "ideal", da es auf der Fläche etwa keine Konflikte mit Nachbarn wegen der Lautstärke gebe. In den kommenden Tagen seien mehrere Gespräche mit dem Investor geplant.

Am Dienstag will der Neuköllner Stadtrat für Stadtentwicklung, Jochen Biedermann (Grüne), mit dem Investor telefonieren.

Die „Griessmuehle“ kündigt per Video Aktionen gegen Verdrängung von Clubs an.
Die „Griessmuehle“ kündigt per Video Aktionen gegen Verdrängung von Clubs an.
© Screenschot: Youtube/Tsp

Aus dem Senat hieß es, dass Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sich mit einem Brief an den Eigentümer gewandt habe. Darin bittet er diesen, die Entscheidung zu überdenken. Da es sich um ein rein privates Mietverhältnis handele, seien die Hebel "sehr begrenzt" und "sehr kurz", sagte Lederers Sprecher Daniel Bartsch.

Andere Investoren wollen den Club erhalten

Der Deutschen Presseagentur sagte Lederer kürzlich, dass nicht jede Schließung eines Clubs ein "Weltuntergang" sei. "Aber, wenn sich ein allgemeiner Trend zeigt, dass Clubs aus dem Stadtbild verschwinden, dann muss Kulturpolitik auch versuchen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen", sagte Lederer. Die Vielfalt der Clublandschaft gehöre einfach zu Berlin. "Deshalb probieren wir mit verschiedensten Maßnahmen den Problemlagen in der Clubszene entgegenzuwirken und die Szene zu unterstützen, sich auch weiterentwickeln zu können."

Die Griessmühle wurde 2012 von David Ciura gegründet. 2015 wurde das Gelände von der Sparkassengruppe erworben. Seitdem erhält der Club lediglich sechsmonatige Pachtverträge. Laut Angaben der Betreiber lehnte der Investor Gesprächsanfragen der Griessmuehle bislang ab. Auch andere Investoren, die den Standort des Clubs für bis zu zehn Jahre erhalten wollen, würden nicht angehört. Eine Tagesspiegel-Anfrage an den Eigentümer blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Die Betreiber rund um Gründer David Ciura wollen das nicht hinnehmen. In einem Youtube-Video fordern Sie: "Berlin, don't breake our hearts". Berlin sei die Stadt der unbegrenzten Freiheit, heißt es da, der Freiheit, zu sein und zu tun, was man mag. Insbesondere das Nachtleben der Stadt biete die Gelegenheit, eben diese Freiheit auszuleben.

„Clubs stand for more than just partying“, Clubs stehen nicht nur für Partykultur, heißt es weiter – sondern seien Orte, in denen sich unterschiedliche Menschen entfalten könnten. Aber: Diese Orte seien bedroht. Es sei an der Zeit, den kulturellen Beitrag der Clubs anzuerkennen und ihre Standorte dauerhaft zu sichern, fordern die Griessmuehlen-Betreiber. "Save Grießmühle", lautet der Appell. Auch eine Kampagne gegen das Clubsterben wurde angekündigt.

Technopartys, aber auch Flohmärkte und Filmabende

In der ehemaligen Nudelfabrik finden aktuell rund 150 Partys jährlich statt, der Club ist vor allem in der Technoszene beliebt. Aber auch unter der Woche finden in der Location Veranstaltungen statt, die nichts mit Techno zu tun haben: Flohmärkte, Ping-Pong- und Kino-Abende. Nun sucht der Club bereits einen Alternativstandort, sagte eine Sprecherin – dies gestalte sich allerdings schwierig, da es keine bezahlbaren Objekte mit diesen Möglichkeiten gibt,.

Immer mehr Clubs in Berlin gelten als bedroht: Zuletzt sorgte die mögliche Schließung des Kitkats sowie des Sage-Clubs im Sommer 2020 für Schlagzeilen.

Madlen Haarbach

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