Gala am Potsdamer Platz in Berlin: So wurde nach der Bambi-Verleihung gefeiert
Nach der Verleihung im Stage Theater feierten die Galagäste bis zum frühen Morgen.
Erst hatte es noch etwas seltsam geklungen, ausgerechnet Finanzminister Wolfgang Schäuble unter „die ganz großen Stars“ zu zählen. Denn im Alltag mag sich der Finanzminister wohl eher mit prosaisch fehlendem Geld als mit einem Übermaß an Glamour beschäftigen. Aber spätestens mit den stehenden Ovationen am Schluss der dreistündigen Verleihungszeremonie wurde daraus eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Im Licht der 1000 Scheinwerfer wurde das ganze Leben betrachtet, die Haltung, die dahintersteht, und nicht nur der Finanzsektor. Wen man bei der nächtlichen Party auch fragte, der Empfänger des Millennium-Bambis hatte die Festgemeinde ganz offensichtlich am meisten berührt.
Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, hatte unter anderem Schäubles große Menschlichkeit, Intellektualität, Verlässlichkeit und Loyalität gelobt. Eindruck hatte aber vor allem die Dankrede gemacht. Zunächst erinnerte Schäuble daran, dass der Platz, an dem die glanzvolle Bambi-Fete gefeiert wurde, vor 25 Jahren noch an der Mauer lag. „Wir sind viel besser geworden, als wir es geglaubt hätten“, sagte er. Und warb dann darum, Maß zu halten, da am Ende immer ein Übermaß schuld sei, wenn sich etwas zerstöre. Das solle man gerade vor großen Aufgaben bedenken. „Wir sind ungeheuer offen und hilfsbereit“, sagte er. Es sei aber wichtig, wenn es einem gut gehe, zu wissen, dass es auch wieder anders kommen könne. Das habe er selbst erlebt in den wenigen Tagen zwischen den Höhen der Wiedervereinigung und dem Attentat, das auf ihn verübt wurde. Auch aus Verantwortung für die Zukunft der Kinder sei es wichtig, Maß zu halten.
Musikproduzent Leslie Mandoki etwa zeigte sich beeindruckt von den klugen Worten. Er selber ist 1962 als Kommunismus-Flüchtling nach Deutschland gekommen . „Ist ein tolles Land“, sagte er . Auch der selbst ausgezeichnete Otto Waalkes war begeistert von Schäuble, „wie er geredet hat, sein ganzer Auftritt“. Das fand auch Udo Walz „von Schwabe zu Schwabe“: Der habe so bewegend gesprochen, das könne man alles unterstreichen. Walz ist aus Bewunderung für Angela Merkel in die CDU eingetreten, aber nicht der Haare wegen: „Die hat sie zu kurz.“
Kimberly Emerson, die Frau des US-Botschafters, war begeistert von der Idee, den Bambi nicht an einen einzelnen „Stillen Helden“ zu verleihen. Stattdessen hatte sich Sigmar Gabriel auf der Bühne bei all den unzähligen freien Helfern bedankt, die jeden Tag den Flüchtlingen helfen. „Das ist Deutschland.“ Dafür durfte er auch den ganzen Abend lang neben Hilary Swank sitzen. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller verließ mit ernster Miene die Aftershowparty kurz nach ihrem Beginn schon um Mitternacht. Elisabeth Binder