zum Hauptinhalt
Auf dem Tempelhofer Feld soll Deutschlands "größte Metropolenbibliothek" entstehen, die Entwürfe dafür wurden am Freitag vorgestellt.
© dpa

Tempelhofer Feld: Gewinner-Entwürfe für die neue Landesbibliothek vorgestellt

Der erste von zwei Wettbewerben zur Gestaltung der neuen Zentral- und Landesbibliothek bringt acht Gewinner hervor. Die Bandbreite der Entwürfe für den Neubau am Tempelhofer Feld reicht vom Kubus über einen Glaspalast bis zum Lesehügel.

Es ist das größte eigene Bauprojekt Berlins. Es wurde auf Initiative des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit gegen starke Widerstände auf den Weg gebracht. Und es soll mit 270 Millionen Euro den Start für die Bebauung des Tempelhofer Feldes darstellen. Für die geplante Zentral- und Landesbibliothek liegen nun die ersten architektonischen Entwürfe vor. Der Senat feierte die Sieger des mit 250 000 Euro Preisgeldern dotierten Wettbewerbs: Sie hätten das „ungeheure Potenzial des Standortes“ von Deutschlands größter „zentralen Metropolenbibliothek“ unter Beweis gestellt.

Entschieden ist mit diesem Wettbewerb allerdings noch nichts. Die acht Preisträger sind aber dazu berechtigt, an dem bald folgenden „Realisierungswettbewerb“ für das „neue architektonische Wahrzeichen der Stadt“ teilzunehmen. Begründet wird diese Vorauswahl damit, dass auch junge Büros eine Chance bekommen sollen, das Millionenprojekt zu gestalten. Auf Kritik unter Teilnehmern und in der Architektenschaft war das Verfahren dennoch gestoßen, weil die Jury die Verfasser der prämierten Entwürfe nunmehr kennt. Üblicherweise bleiben die Teilnehmer anonym bis zur tatsächlichen Vergabe des Auftrages. Das soll Mauscheleien und Bevorzugung von Wettbewerbsteilnehmern durch befreundete Jurymitglieder vorbeugen.

Die gute Nachricht ist: Die prämierten Entwürfe zeigen ganz unterschiedliche architektonische Handschriften – und punkten auf ganz verschiedene Weise. Es gibt den Kubus (Mars; Uberbau, TH Treibhaus&Lavaland, Berlin) mit Fensteröffnungen, die nach gegliederten Rastern angeordnet sind – ähnlich wie bei den Neubauten zur Rekonstruktion von Mitte in den 90er Jahren. Es gibt luftige Entwürfe aus Stahl und Glas (Motta-Stapenhorst; Bergamo), die an Berliner Bauikonen der Moderne erinnern wie Mies’ Neue Nationalgalerie. Aber auch kühne Dekonstruktionen (Enves; Madrid) der sonst meistens übereinander gestapelten Ebenen gibt es: gegeneinander verschobene, fließend aufsteigende Geschosse, die eine Hügellandschaft nachempfinden – passend zum Feld eben, das da in Tempelhof noch unberührt liegt.

Nicht nur das äußere Kleid sollte nach dem Willen der Jury die besondere Lage der Bibiliothek reflektieren, sondern auch im Inneren sollte sich die Bibliothek zur Weite des Feldes hin öffnen. Besonders eindrücklich gelingt dies im Fall von Roberto Scarsato, der hinter der Fassade einen einzelnen deckenhohen Vorraum schafft, der auf den verschiedenen Stockwerken durch brückenartige bis zur Fassade heranreichende Arbeitsebenen gegliedert wird. Das schafft spektakuläre Blickbeziehungen und Perspektiven.

Andere Entwürfe (MOA, Zürich) öffnen das Dach großflächig im Zentrum des Gebäudes und schaffen an den Rändern des Baukörpers Arbeitsebenen, die ähnlich wie die Ränge in der Oper gestaffelt sind. Überraschend auch eine andere Idee: Das Magazin mit den tausenden von Büchern setzen die Baumeister einfach auf das Dach des Gebäudes – so ist im Gebäudeinneren der größtmögliche Platz für die Nutzer. Nischen, Plätze, Aussichtsterrassen, die die Bibliothek zu einer kleinen Stadt verwandeln, schlagen schließlich Gussmann und Staubach (Berlin) vor. „Sehr zufrieden mit den innovativen Konzepten“, zeigte sich Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Sie zählte zu den Jurymitgliedern ebenso wie Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD), der sich durch die neuen Entwürfe vor allem „darin bestärkt“ sieht, dass das Tempelhofer Feld der richtige Standort für die Zentral- und Landesbibliothek ist. Daran üben Bürgerinitiativen allerdings Kritik.

Beteiligt an dem Wettbewerb hatten sich 55 Arbeitsgemeinschaften aus Architekten und Landschaftsarchitekten. Neben den acht Wettbewerbssiegern sollen weitere bis zu 42 Teilnehmer im Rahmen eines EU-weiten Bewerbungsverfahrens ausgewählt werden. Alle Entwürfe werden im Flughafengebäude Tempelhof am Columbiadamm 10 (Gebäude A2, Aufgang 1) ab 19. April ausgestellt.

Zur Startseite