Neuer Halt in Mariendorf: Gewerbegebiet kurbelt Ausbauprojekt an
Die S-Bahn-Linie nach Blankenfelde soll schneller um eine Station auf Berliner Gebiet ergänzt werden – wegen eines Gewerbegebiets.
Berlin bekommt einen neuen S-Bahnhof. Zwischen Attilastraße (früher: „Mariendorf“) und Marienfelde soll ein Haltepunkt Kamenzer Damm eingefügt werden. Gesprochen wird über den Bau dieser Station seit vielen Jahren, nun kommt aber Tempo auf. „Ich freue mich, dass die Verkehrsverwaltung in guten Gesprächen mit der Bahn über den S-Bahnhof Kamenzer Damm ist“, sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) dem Tagesspiegel. „Ich bin zuversichtlich, dass der Bahnhof zeitnah bestellt wird.“
Sicher ist das aber nicht. Bislang hatte die ebenfalls grün geführte Verkehrsverwaltung den Kamenzer Damm nicht gerade priorisiert. Mit dem Bau sollte nach dem bisherigen Stand erst 2026 begonnen werden, also nach Fertigstellung der Dresdner (Fern-)Bahn. Pop ist das zu spät, „die Zeit drängt“, hieß es in ihrer Verwaltung. Man könne nicht darauf warten, erst die Fernbahn fertig zu bauen.
„Verbaut“ wird der S-Bahn-Halt nicht durch den Ausbau, heißt es im Planfeststellungsbeschluss zur der Dresdner Bahn. Dass sich die Wirtschaftssenatorin meldet, hat einen einfachen Grund. Der neue Halt soll das ehemalige Gasag-Gelände endlich an den Nahverkehr anschließen. „Die Bahnanbindung ist Voraussetzung für Gewerbeansiedlungen“, sagte Pop.
Dem Vernehmen nach drängt der „Marienpark“ darauf, dies ist der neue Name des Gewerbegebietes zwischen Bahngleisen, Ringstraße und Kamenzer Damm. Etwas abseits der allgemeinen Wahrnehmung entsteht dort gerade modernste Industrie. Im Mai hatte der japanische Telekomkonzern NTT angekündigt, 400 Millionen Euro in ein Rechenzentrum im Marienpark zu investieren. Zudem entsteht dort ein Zentrum für 3-D-Druck.
Zum Vergleich: Siemens musste nur ankündigen, in Siemensstadt 600 Millionen Euro zu investieren, sofort wurde mit der Planung begonnen, wie die alte Siemensbahn reaktiviert werden kann. Die Stichstrecke war 1980 geschlossen worden.
Der Wandel ist bitter nötig
In Mariendorf gab es zuletzt eine weniger gute Nachricht: Die Ausflugsbrauerei „Stone Brewing“ in den alten Gemäuern schloss nach gut zwei Jahren wieder. Der Brauereikonzern teilte damals schriftlich mit, der Standort Mariendorf sei eins der „schwierigsten und frustrierendsten Dinge gewesen“. Tatsächlich war die Gaststätte nur per Auto zu erreichen. Es gibt zwar einen Radweg an den Bahngleisen entlang bis Attilastraße, der ist aber selbst für Berliner Verhältnisse in desaströsem Zustand: Als Belag dient Kriegsschutt aus halben Ziegeln. Nebenan überquert der Kamenzer Damm die Bahngleise.
Darunter soll die neue Station entstehen. Derzeit fährt hier die S2 nach Lichtenrade bzw. Blankenfelde durch, zwischen Attilastraße und Marienfelde gibt es auf knapp drei Kilometer Strecke keinen Halt. Bislang fiel das nicht auf, weil es kaum Wohnhäuser in der Nähe gibt. Dabei ist ein so großer Bahnhofsabstand innerstädtisch selten. Nicht weit entfernt, am Schichauweg, ist 1990 auf dieser Strecke schon eine neue Station eingefügt worden. Auch an anderen Strecken wurden welche nachträglich eingefügt, so an der Wannseebahn an der Kolonnenstraße.
Aller Voraussicht nach liegen die nächsten neuen S-Bahnhöfe in Brandenburg. Mit der BER-Eröffnung wird die S9/S45 über Schönefeld hinaus bis „Flughafen Berlin-Brandenburg Airport“ verlängert. Der Bahnhof unter dem Terminal mit vier Fern- und zwei S-Bahn-Gleisen ist fertig. Bezahlt von der Gemeinde Waßmannsdorf wird es noch einen Halt dazwischen geben. Drum herum sind bislang nur Wiesen. Waßmannsdorf hofft auf Gewerbe.
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