Baumblütenfest - mal anders: Kleine Fluchten auf dem Biohof Werder
Nicht jeder mag den Rummel beim Baumblütenfest. Abseits vom Getümmel gibt es eine idyllische Alternative: Die "Bio-Baumblüte" lockt mit "Wasserbüffelburgern" und glücklichen Hühnern.
Abseits vom Getümmel, zwischen blühenden Kirschen auf einer Obstwiese bei Glindow findet ein Baumblütenfest statt, das einen Kontrastpunkt zum Rummel der Werderaner Innenstadt setzt: Dort stehen die Verkaufsstände von verschiedenen Bauernhöfen der Region, Familien laufen mit Hunden über den Platz, Ponys warten auf die nächste Kutschfahrt mit Kindern. Während in der Havelstadt zum 138. Mal das Baumblütenfest gefeiert wird, organisiert der Biohof Werder zum dritten Mal seine „Bio-Baumblüte“. Auch am kommenden Wochenende findet es noch einmal statt.
„Wir haben mal mit einem kleinen Stand angefangen“, sagt Jochen Fritz, während er über die idyllische Wiese führt. Gemeinsam mit Roland von Schmeling leitet der aus Stuttgart stammende Agraringenieur den Werderaner Biohof.
Im zweiten Jahr der „Bio-Baumblüte“ kamen die ersten Partnerbetriebe hinzu, in diesem Jahr sind bereits zehn verschiedene Stände mit regionalen Spezialitäten vertreten: Familie Querhammer aus Fahrland bietet Bio-Wasserbüffelburger an, bei der Mosterei Ketzür aus dem Westhavelland kann man Säfte probieren, es gibt Bio-Eis aus Templin, der Potsdamer „Sauenhain“ verkauft sein Biofleisch, eine Töpferei aus Glindow stellt ihre Produkte vor. Natürlich ist auch der Biohof Werder selbst vertreten: Wasserbüffelbockwurst, Kirschwein oder Soleier, in Kochsalz eingelegte Eier der hofeigenen Bio-Hühner stehen bereit.
Die Hühner werden von einer Streuobstwiese zur anderen gefahren
Der Obstwein wurde aus der Kirschernte 2016 gewonnen und ist weniger gesüßt als herkömmliche Obstweine, sagt Jochen Fritz (43). Zur Bio-Baumblüte präsentieren er und sein Partner von Schmeling auch ihre mobilen Hühnerställe: Ihre rund 400 Hühner der Rasse „Domäne Silber“ werden in den ausgetüftelten Behausungen von Zeit zu Zeit samt Umzäunung zu einer anderen Streuobstwiese gefahren, sodass die Tiere stets frisches Gras haben. Eine Besonderheit der Bio-Baumblüte ist das Kinder- und Kulturprogramm: Am Samstag etwa kam eine Berliner Funk-Band nach Werder und gab ein Konzert unter freiem Himmel. Am Sonntag und am Maifeiertag spielte ein Mitmach-Zirkus für Kinder.
Viel Organisation läuft über die Werderaner Walldorfschule, sagt Fritz, von dessen vier Söhnen bereits drei dort zur Schule gehen. Man tausche sich aus und komme über Elterngespräche mit anderen regionalen Bauern und Handwerkern ins Gespräch. Dem Geschäftsführer der Schule haben die zwei Bio-Landwirte auch zu verdanken, dass sie ihren Traum vom eigenen Bauernhof verwirklichen konnten: „Er bekam mit, dass ein anderer Biobauer Land verkaufen wollte und fragte uns“, erzählt Jochen Fritz. Beide sind nah am Fach: Fritz organisiert Agrarpolitikkampagnen, von Schmeling besitzt viel Erfahrung als Kontrolleur für Biobetriebe. Noch gehen sie ihren Berufen nach, doch irgendwann soll der ökologische Betrieb die Haupteinnahmequelle für ihre Familien werden.
Zur Bio-Baumblüte kommen an einem Tag geschätzt 500 bis 1000 Besucher. Sie radeln oder spazieren den zwölf Kilometer langen Obstpanoramaweg entlang, wo dieser Tage zum Baumblütenfest viele Werderaner Obstbauern ihre Höfe geöffnet haben. Der Panoramaweg beginnt in Petzow mit Schloss, Schinkelkirche und Lennépark, führt vorbei an den „Glindower Alpen“ und dem Ziegeleimuseum nach Glindow. Dort breitet sich von den Höhen des Telegraphen-, des Fuchs- und Karfunkelberges die ganze Pracht der Obstplantagen und Havel-Seenlandschaft aus. Danach durchwandert man alte Streuobstwiesen mit Kirsch- und Apfelbäumen und erreicht schließlich in Derwitz die Dorfkirche sowie das Lilienthal-Denkmal.
Der Obst-Panoramaweg macht die alte Kulturlandschaft erlebbar
Beschilderungen leiten zu den jeweiligen Sehenswürdigkeiten und Obsthöfen. Der Weg wurde angelegt, „um die alte Kulturlandschaft im Süden und Westen der Stadt Werder wieder erlebbar zu machen“, so die offizielle Begründung. Unterwegs landen die Besucher für eine Verpflegungspause auch bei Jochen Fritz auf dem Glindower Biofest. Als Gegenentwurf zum traditionellen Werderaner Baumblütenfest möchte Fritz seine Bio-Baumblüte aber nicht verstehen. „Ich sehe uns als Ergänzung an. Es geht um Regionalität und darum, dass wir alle ökologische Betriebe sind, die sich gemeinsam weiterentwickeln.“
Auch am kommenden Wochenende hat die „Bio-Baumblüte“ wieder von 12 bis 19 Uhr durchgehend geöffnet. Mehr Infos gibt’s im Internet auf der Website: www.biohof-werder.de
Anne-Kathrin Fischer