Spätsommer in Berlin: Gehen einige Freibäder in die Verlängerung?
Endlich ist wieder Sommer – da naht für Freiluft-Becken schon das Saisonende. Bäderbetriebe und Privatpächter überlegen, Ausnahmen zu ermöglichen.
„Ob wir morgen dicht machen? Kann ich mir nicht vorstellen bei diesem tollen Wetter!“ Der Bademeister im Sommerbad Mariendorf wischt sich am Sonntag bei mehr als 30 Grad Hitze den Schweiß von der Stirn und bemüht sich, optimistisch zu klingen. „Vielleicht klappt’s ja mit einer Verlängerung.“
Klipp und klar steht allerdings auf der Website der Berliner Bäderbetriebe, in Mariendorf an der Rixdorfer Straße ende die Freibadsaison am 29. August – und das trotz Sommerhitze, unternehmungslustiger Kinder und Jugendlicher, die ja noch eine Woche Schulferien haben. Nicht die einzig schlechte Aussicht beim Blick auf die Öffnungszeiten der Schwimmbäder: Auch in den an private Pächter vergebenen Strandbädern Grünau, Friedrichshagen, Lübars und Orankesee endet die Sommersaison offiziell am 31. August.
In Friedrichshagen wird verlängert
Anruf in Friedrichshagen am Müggelsee. „Die Wetteraussichten sind gut, wär’s denn möglich, zu verlängern?“ Klar, das sei schon beschlossen, heißt es. Einen ganzen Monat bis Ende September bleibe das Seebad in der Hoffnung auf einen schönen Altweibersommer weiter offen. Ähnlich flexibel wird vermutlich auch das Strandbad Lübars reagieren. „Wir überlegen das gerade“, heißt es an der Kasse. Und wie sieht es in Mariendorf bei den Berliner Bäderbetrieben aus, Herr Scholz-Fleischmann? „Wir machen das vom weiteren Wetterbericht abhängig“, sagt der neue Chef der Bäderbetriebe. Am Montag bleibe das Sommerbad erstmal zu, dann entscheiden wir kurzfristig.“
Falls sie wenigsten ein bis zwei Wochen länger in die Becken springen können, wäre das für die Fans des Mariendorfer Freibades eine Genugtuung, schließlich mussten sie schon in den vergangenen Wochen Frust ertragen. Das Freibad war bereits vom 9. bis 23. August vorübergehend dicht. Die Bäderbetriebe begründeten das mit den ungewöhnlich kühlen Sommertemperaturen, die viele Berliner veranlassten, lieber ins Hallenbad zu gehen. Deshalb wurde das meiste Personal aus Mariendorf abgezogen und zum familienfreundlichen Hallenbad Lankwitz versetzt, das so früher öffnen konnte.
„Falls wir Mariendorf nun doch länger offen lassen, müssen etliche Bademeister und andere Mitarbeiter wegen unserer Personalknappheit aber wieder dorthin zurückkehren, zu viele Überstunden könne man nicht verantworten“, sagt Bäderchef Andreas Scholz-Fleischmann. Und Lankwitz müsse man folglich wieder schließen. Behalten die Meteorologen Recht, wird es so kommen. Die Temperaturen sollen zwar auf etwa 25 Grad in den nächsten Tagen absacken, aber das ist im jahreszeitlichen Durchschnitt noch ungewöhnlich warm. Es bleibt ein Sonne-Wolken-Mix. Und am 3./4. September soll’s schon wieder heiß werden.
Am 5. September öffnen die Hallenbäder wieder
Das ist dann allerdings der traditionelle Schlusstermin der Berliner Freibadsaison, denn am 5. September öffnen wieder alle im Sommer geschlossenen Hallenbäder. Es gibt nur wenige Ausnahmen unter freiem Himmel. Die Strandbäder Jungfernheide und Plötzensee sowie das Lichterfelder „Spucki“ haben bis Ende September geöffnet, das Sommerbad Olympiastadion bis 11. September, das Strandbad Wannsee bis 17. und das Kreuzberger Prinzenbad bis 18. September.
Bäderchef Scholz-Fleischmann sieht derzeit keine Chance, die Öffnungszeiten von mehr Freibädern selbst bei herrlichstem Spätsommerwetter in den September hinein zu verlängern. „Das schaffen wir mit unserem Personal nicht“, sagt er. Zumal auch die Verträge zusätzlich eingestellter Saisonkräfte Ende der Schulferien auslaufen und nicht einfach verlängert werden könnten. Sommerbäder benötigen wegen ihrer teils weitaus größeren Becken mehr als doppelt so viele Aufsichtskräfte wie Hallenbäder. Und Berlin hat im Vergleich mit anderen bundesdeutschen Städten besonders viele Bäder dieser Kategorie. Betriebswirtschaftlich sind diese wegen des hohen Personaleinsatzes äußerst riskant. Kühlt es plötzlich ab, gucken rasch 30 Bedienstete im Schichtdienst auf leere Becken. Das ist jetzt am Saisonende der Hauptgrund, weshalb sich die Verantwortlichen mit verlängerten Öffnungszeiten so schwer tun.
Abgeordnetenhaus hat 25 zusätzliche Stellen bewilligt
Würden die Bäderbetriebe alle Hallen- und Freibäder ganzjährig offen lassen, bräuchten sie nach Scholz-Fleischmanns Rechnung 280 zusätzliche Mitarbeiter. Das Abgeordnetenhaus hat ihnen aber im Frühjahr 2016 nur 25 zusätzliche Stellen bewilligt. „Das bringt uns etwas weiter“, freut sich Fleischmann. Aber erst ab 2017. Denn Fachkräfte und Lehrlinge für die Bäder sind schwer zu finden. Deshalb werden derzeit gezielt junge Rettungsschwimmer umworben.
Freibad ade? Etliche Berliner habe sich darauf trotz Hitze offenbar schon ein gestellt. Am Sonntag musste das überdachte Stadtbad Schöneberg wegen Überfüllung schließen.