Vogelgrippe in Brandenburg: Geflügelwirtschaft mahnt Halter zu Vorsicht
Nach dem ersten Vogelgrippefalls in Brandenburg ruft die Geflügelwirtschaft die Halter zu Wachsamkeit auf. Auch in Berlin werden laufend tote Vögel untersucht.
In Polen mussten Tausende Hühner getötet werden, die Tierseuche breitete sich in weitere Länder aus – und seit Montag ist der erste Vogelgrippefall auch in Deutschland bekannt geworden. Wegen des Befunds in Brandenburg hat der Geflügelwirtschaftsverband nun die Betriebe auf erhöhte Sicherheitsmaßnahmen hingewiesen.
Die Halter könnten mithilfe einer Biosicherheitsampel selbst überprüfen, ob das Schutzniveau in ihren Ställen ausreiche, sagte Geschäftsführerin Katharina Standke am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.
Nach dem Ausfüllen eines Fragebogens bewertet das kostenlose Tool die betriebliche Biosicherheit, insbesondere die zum Schutz vor Geflügelpest ergriffenen Maßnahmen. „Wir sensibilisieren unsere Halter fortlaufend“, sagte Standke.
Zudem gebe es Checklisten, die der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) gemeinsam mit dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) erstellt habe. Diese Listen könnten an den Eingängen oder Vorräumen der Ställe für die Angestellten angebracht werden, empfahl sie.
Virus soll durch Zugvögel eingeschleppt worden sein
Wie das Brandenburger Verbraucherschutzministerium am Montag mitteilte, wurde der Geflügelpest-Erreger H5N8 bei einem Wildvogel - einer Blessgans - in der Nähe von Forst nahe der polnischen Grenze nachgewiesen. Derzeit werde noch von einem Einzelfall ausgegangen.
Das Virus soll wahrscheinlich durch Zugvögel eingeschleppt worden sein. Es breitete sich seit Jahresbeginn sehr schnell in Osteuropa aus, unter anderem in Polen. Bisher sind keine Fälle bekannt geworden, in denen Menschen am Erreger H5N8 erkrankten
Das Friedrich-Loeffler-Institut geht davon aus, dass das hochansteckende Virus wahrscheinlich durch Zugvögel eingeschleppt wurde. Übergänge von H5N8 auf den Menschen sind bislang nicht bekannt.
Höchste Aufmerksamkeit gefordert
Zweifellos handele es sich um ein ernst zu nehmendes Seuchengeschehen, erklärte Standke. Daher gelte für die Geflügelhalter höchste Aufmerksamkeit für eine optimale Biosicherheit, um die Geflügelbestände vor dem Virus zu schützen.
Auch der Landesverband der Rassegeflügelzüchter ist wegen des Vogelgrippefalls alarmiert. „Ich gehe davon aus, dass unsere Mitglieder vernünftig sind und kranke Tiere melden“, sagte der Verbandsvorsitzende Rolf Graf. Die Halter sollten die Tiere in größeren Beständen im Stall füttern, damit Wildvögel nicht angelockt werden.
Auch nicht organisierte Halter sollten die Vorsichtsmaßnahmen beherzigen. „Es gibt aber überall schwarze Schafe unter Haltern“, räumte Graf ein. Der Verband hat rund 3000 Mitglieder in Berlin und Brandenburg. Sie halten unter anderem Zwerghühner, Puten, Enten und Perlhühner.
Keine besonderen Maßnahmen für Berlin vorgesehen
Für Berlin hat der erste Nachweis von Vogelgrippe in dieser Saison laut Verbraucherschutzverwaltung zunächst keine Konsequenzen. „Derzeit sind keine besonderen Maßnahmen vorgesehen“, teilte ein Sprecher der Senatsverwaltung am Dienstag auf Anfrage mit. Tot gefundene Wildvögel werden demnach laufend auf die Erkrankung untersucht - zuletzt ohne Treffer. Im vergangenen Jahr seien 29 Kadaver untersucht worden.
Mit Verweis auf die Jahre 2006 und 2016 erklärte der Sprecher, Berlin habe „einschlägige Erfahrung mit Vogelgrippe“. Im Winterhalbjahr 2016/2017 wurde der Erreger in der Hauptstadt etwa bei Schwänen und Möwen nachgewiesen. Bundesweit zählte man damals mehr als 1.000 Fälle bei Wildvögeln und mehr als 100 Ausbrüche bei gehaltenen Vögeln. In Berlin wurden als Vorsichtsmaßnahme etwa Sperrbezirke eingerichtet. (mit dpa)