Berlin-Lichtenberg: Gedenkstätte plant Register zu Stasi-Opfern
Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen will „erstmals gesicherte Daten über die Zahl der politisch Verfolgten in der DDR erheben“.
Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen will ein Register mit den Namen aller Opfer des Kommunismus in Deutschland erstellen. Zum Ende des Jahres soll mit der Arbeit begonnen werden. Als Vorbild soll die Datenbank der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem in Israel dienen, in der die Opfer des Holocaust namentlich verzeichnet werden. So heißt es in einer Pressemitteilung aus Hohenschönhausen.
Die Gedenkstätte will damit „erstmals gesicherte Daten über die Zahl der politisch Verfolgten in der DDR erheben“. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben voraussichtlich mit 5,3 Millionen Euro. Die Gedenkstätte arbeitet bei ihren Recherchen mit der Berliner Humboldt-Universität sowie sieben weiteren Universitäten und Gedenkstätten zusammen.
Zu diesem Zweck wird ein „Forschungsverbund zur Erfassung und Analyse der politischen Repression in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR“ gegründet. Koordinator ist Jörg Baberowski vom Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität.
Bisher nur grobe Schätzungen zu SED-Opfern
Der Verbund soll untersuchen, wie viele Menschen in Ostdeutschland aus politischen Gründen inhaftiert, deportiert oder getötet wurden. Dabei sollen nicht nur die Namen und Daten der Verfolgten erfasst, sondern, soweit möglich, auch Biografien, Fotos, Schlüsseldokumente und Zeitzeugeninterviews gesammelt werden.
In mehreren wissenschaftlichen Studien werden zudem die Gründe und Spätfolgen politischer Repression in der DDR erforscht. Nach Angaben der Gedenkstätte gibt es bis heute nur grobe Schätzungen über die Zahl der politisch Verfolgten in Ostdeutschland.
Das BMBF fördert insgesamt 14 Forschungsverbünde zur Geschichte des SED-Staates. Die Ausgaben dafür belaufen sich in den nächsten vier Jahren auf rund 40 Millionen Euro. Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen soll davon 1,4 Millionen Euro erhalten. Durch das Programm soll die DDR-Forschung auch an den Hochschulen besser verankert werden. Über die beteiligten Gedenkstätten sollen die Forschungsergebnisse zugleich an eine breite Öffentlichkeit weitervermittelt werden.