AfD-Großdemo in Berlin: Gauland vergleicht Flüchtlinge mit Barbaren
5000 Demonstranten der AfD zogen durch die Berliner Innenstadt. Die Polizei hatte den Boulevard Unter den Linden abgesperrt. Den Gegendemonstranten gelang es nicht, die AfD aufzuhalten.
Das hört die Polizei nicht oft, dass tausende Demonstranten skandieren: „Eins, zwei, drei, danke Polizei“. Sonst brüllen Autonome zu der Melodie von „Ganz Berlin hasst die Polizei“. Auch über Twitter bedankte sich die Alternative für Deutschland bei den Ordnungshütern: „Super Arbeit der @polizeiberlin #AfDDemo kommt durch“.
Das war nicht selbstverständlich. Ein breites Bündnis hatte angekündigt, sich der AfD in den Weg zu stellen. Und noch etwas überraschte: Es waren tatsächlich – nach Zählung der Polizei – 5000, die unter dem Motto „Asylchaos und Eurokrise stoppen“ vom Roten Rathaus zum Hauptbahnhof zogen. Dank ihrer bundesweiten Mobilisierung schaffte es die rechtspopulistische Partei, die von ihr erhofften 5000 Menschen auf die Straße zu bringen.
So war es die mit Abstand größte Demo der Partei in Berlin überhaupt. Im Vorfeld hatten die Sicherheitsbehörden bis zu 1500 Demonstranten geschätzt. An der Spitze der Demo lief das Führungspersonal der AfD: Parteichefin Frauke Petry, die stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende Beatrix von Storch und der Brandenburger AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland, der bei der Auftaktkundgebung vor einer Völkerwanderung nach Deutschland warnte. Sie sei mit dem Untergang des Römischen Reiches vergleichbar, „als die Barbaren den Limes überrannten“. Im Zug waren neben Familien, älteren Mitbürgern und Kindern auch Hooligans und polizeibekannte Neonazis zu sehen. Einem Fotografen gelang es, NPD-Funktionär Uwe Meenen abzulichten. In den vergangenen Tagen hatte es verschiedene Attacken gegen AfD-Büros gegeben.
Die fünf Parteien, die im Abgeordnetenhaus vertreten sind, also SPD, CDU, Grüne, Linke und Piraten, hatten mit den Gewerkschaften zu einer gemeinsamen Anti-AfD-Kundgebung am Brandenburger Tor aufgerufen.
Zudem hatten sich mehrere tausend Menschen an Karl-Liebknecht-Straße und Unter den Linden eingefunden, um überwiegend friedlich gegen die Politik der AfD zu protestieren. Mehrere hundert Menschen versuchten mit Gewalt, die Absperrungen der Polizei zu durchbrechen, die Beamten setzten Schlagstock und Reizgas ein. Es gab mindestens 40 Festnahmen. In der Vergangenheit hatten Gegendemonstranten mehrfach rechte Demonstrationen gestoppt, auch dieses Mal hatten die Autonomen angedroht: „Die AfD läuft keinen Meter.“ Doch am Sonnabend gelang es den laut Polizei nur insgesamt rund 1000 Gegendemonstranten nicht, die Route zu blockieren – denn die Polizei hatte mit 1100 Beamten schon Stunden vor dem Start der AfD-Demo die Strecke rigoros abgegittert und versperrt. Nicht einmal Touristen durften noch über den Boulevard flanieren, Menschen in schwarzem Demo-Outfit wurden schon im Vorfeld gestoppt. Ein leitender Beamter sprach von einer taktisch guten Vorbereitung. Eine Minisitzblockade zu Beginn wurde von der Polizei resolut beendet.
Im Vorfeld war der Piraten-Abgeordnete Oliver Höfinghoff von einem AfD-Anhänger angegriffen und getreten worden. „Herr Höfinghoff hat Anzeige erstattet“, bestätigte Polizeisprecher Stefan Redlich. Der Abgeordnete twitterte: „AfD Bayern hat gerade unsere Kundgebung gestürmt. Polizei ging kurz vorher weg. Ich wurde von einem geschlagen.“ Sein Fraktionskollege Fabio Reinhardt behauptete: „Polizei ist vorher extra abgezogen.“ Zudem gab es zahlreiche Berichte, dass Hooligans aus der Demo heraus Gegendemonstranten und einen Journalisten attackiert hätten. Die Polizei bestätigte dies zunächst nicht. Die AfD-Demoteilnehmer skandierten immer wieder „Merkel muss weg“, aber auch Parolen wie bei Pegida: „Lügenpresse, auf die Fresse“. Zahlreiche Kamerateams aus dem Ausland verfolgten die Demo. Sobald Gegendemonstranten in Sichtweite waren, wurde immer wieder gerufen: „Sucht euch Arbeit“ , als Antwort folgte: „AfD-Rassistenpack". Um 16.15 Uhr endete die AfD-Demo mit der Nationalhymne, die hört man auch nicht alle Tage.