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Spatenstich für das neue Besucherzentrum der Gärten der Welt.
© dpa

IGA 2017 in Berlin-Marzahn: Für die neue Gartenschau rollen jetzt die Bagger

Größer, schöner und mit spektakulärer Seilbahn nur für Schwindelfreie: Die Planer der Internationalen Gartenausstellung 2017 können aus dem Vollen schöpfen. Als erstes entsteht ein Besucherzentrum.

Das kommt was auf Berlin zu. Die Internationale Gartenausstellung 2017 in Marzahn (IGA) wird größer und aufwendiger, als sie am ursprünglichen Standort auf dem Tempelhofer Feld je hätte werden können. Durch die Symbiose zwischen IGA und Gärten der Welt erhöhen sich die Rahmendaten erheblich: 100 Hektar Parklandschaft, 2,4 Millionen Besucher, ein Investitionsvolumen von rund 100 Millionen Euro. Die „Gärten der Welt“, schon jetzt eine Touristenattraktion mit jährlich 800 000 Besuchern, werden bis zur IGA ihre Fläche verdoppelt haben.

Die Wassergärten gehören künftig zu den "Gärten der Welt" in Marzahn.
Die Wassergärten gehören künftig zu den "Gärten der Welt" in Marzahn.
© Simu: IGA 2017

Die Bauarbeiten haben Anfang November begonnen. Die Gärten der Welt erhalten ein neues zentrales Entrée am Blumberger Damm, für das zweistöckige Besucherzentrum wird nun die Baugrube ausgehoben. Am Kienberg beginnt parallel dazu der Waldumbau. Robinien und Eschenahorne werden gerodet, damit Lichtungen entstehen und Obstbäume sich besser entfalten können. Die Eingriffe sind mit den Naturschutzverbänden abgestimmt. Ziel ist, die Artenvielfalt zu erhöhen.

Der "Wolkenhain" auf dem 103 Meter hohen Kienberg ist eine Aussichtsplattform, die nachts beleuchtet wird.
Der "Wolkenhain" auf dem 103 Meter hohen Kienberg ist eine Aussichtsplattform, die nachts beleuchtet wird.
© Simu: IGA 2017

Bei den Erdarbeiten sind die Bagger auf viel Schutt und Sperrmüll gestoßen, „Kühlschränke oder halbe Motoren“, sagt Grün-Berlin-Chef Christoph Schmidt. Beim Bau der Großsiedlungen Marzahn und Hellersdorf dienten die Flächen um den Kienberg als Müllkippe. Gefunden wurde auch viel Munition aus dem Zweiten Weltkrieg.

Das IGA-Budget liegt bei 40 Millionen Euro

Die Erweiterung der Gärten der Welt war ohnehin geplant. Dafür stehen 47 Millionen Euro an Bundes- und EU-Mitteln zur Verfügung. Hinzu kommen 40 Millionen Euro für IGA-Bauprojekte und die Veranstaltungen während der 170 Tage Gartenausstellung. Die österreichische Firma Leitner baut für 14 Millionen Euro auf eigenes Risiko die IGA-Seilbahn, mit der die Besucher über das Gelände schweben sollen. Die Planer rechnen damit, dass rund 30 Millionen Euro über Eintrittskarten eingenommen werden, damit ließe sich der Landeszuschuss auf rund zehn Millionen Euro begrenzen. Über die Höhe der Ticketpreise ist noch nicht entschieden.

Möglichst alles, was neu gebaut und angelegt wird, soll nach der Gartenausstellung stehen bleiben: Die Freilichtbühne, die neue Tropenhalle, die Seilbahn, die Aussichtsplattform auf dem Kienberg, genannt „Wolkenhain“. Die Marzahner sollen ihren verwilderten Kienberg anschließend als gepflegte Parkanlage zurückerhalten. Auch ein Teil des Wuhletals wird renaturiert und mit Wollschafen und Rindern besiedelt, damit es nicht wieder zuwuchert. Die Gärten der Welt sollen durch die Ausstellung überregional bekannt werden. Das Gelände wächst auf rund 44 Hektar. Im neuen „Englischen Garten“ steht bereits der Rohbau des reetgedeckten Cottage, in dem ein Restaurant geplant ist. Am südlichen Rand entsteht ein „Wassergarten“ mit kleinen Wasserfällen.

Eine Tropenhalle für das balinesische Dorf

Nächstes Frühjahr beginnt der Bau der „Tropenhalle“, die über das bestehende Gewächshaus im Balinesischen Garten gestülpt wird. Die Halle mit 13 Metern Höhe und einer Grundfläche von 2000 Quadratmetern werde kein Energiefresser wie die Biosphäre in Potsdam, verspricht Christoph Schmidt. Statt 20 Millionen Euro würden die Marzahner Tropen nur fünf Millionen Euro kosten und fünfmal weniger Energie verbrauchen als das altersschwache Gewächshaus, in dem das balinesische Dorf derzeit eingezwängt ist.

Ein Prototyp der IGA-Gondel. Jede zehnte Gondel soll einen Glasboden erhalten.
Ein Prototyp der IGA-Gondel. Jede zehnte Gondel soll einen Glasboden erhalten.
© Thomas Loy

Wer eine Eintrittskarte für die Gartenausstellung kauft, soll so oft mit der 1,5 Kilometer langen Seilbahn fahren dürfen, wie er möchte. Seilbahn satt, verspricht der Betreiber Leitner, der einen Anteil des Eintrittpreises erhält. Bedingung für Seilbahnsüchtige sei allerdings, dass sie nach jeder Fahrt aussteigen und sich wieder in die Schlange der Wartenden einreihen.

Für die 65 Gondeln gibt es bereits einen Prototypen, ein Modell aus dunklem Metall und viel Glas. Jede zehnte Gondel soll einen Glasboden erhalten, so dass sich die Fahrgäste auf 30 Meter Höhe gruseln können. Schwindelanfällige verzichten darauf wohl besser.

Anfang Dezember soll die Planfeststellung für die Seilbahn fertig sein, dann kann der Bauantrag eingereicht werden. Nach Intervention der Naturschutzverbände wurde die Station auf dem 103 Meter hohen Kienberggipfel kleiner geplant als ursprünglich vorgesehen. Nach der IGA soll die Seilbahn noch mindestens drei Jahre weiter betrieben werden, mit einer Option auf Dauerbetrieb. Das hängt davon ab, ob genügend Passagiere gezählt werden. Eine einfache Fahrt über den Kienberg in die Gärten der Welt soll 2,40 Euro kosten.

U-Bahnhof soll umbenannt werden

Der U-Bahnhof Neue Grottkauer Straße an der U 5 wird zentraler Bahnhof der IGA. Dazu wird die Station ertüchtigt und behindertengerecht ausgebaut. Dort startet auch die Seilbahn. Die Planer wünschen sich, dass der Bahnhof einen neuen Namen erhält: „Kienberg / Gärten der Welt“.

Die Gärten der Welt werden auch nach der Ausstellung eine kostenpflichtige Grünanlage bleiben, mit erweitertem Angebot. Mit der Freilichtbühne für 5000 Besucher erhält Marzahn eine kleine Schwester von Wuhlheide und Waldbühne. Konzerte der Staatskapelle oder semiprominenter Popstars werden möglich sein. Vielleicht schweben die ja per Seilbahn ein.

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