Ost-Berlins erste Busfahrerin geht in Rente: "Für den O-Bus war ich wohl zu klein"
Barbara Manteufel war die erste Frau am Steuer eines Busses in Ost-Berlin - und eine der ersten stadtweit. Jetzt geht sie in Rente und erinnert sich.
Busfahrerinnen gibt es in Berlin erst seit 1973 – das gilt für BVG (West) wie BVB (Ost), wo Barbara Manteufel in jenem Jahr die Busfahrschule absolvierte. Jetzt wurde sie in den Ruhestand verabschiedet. Zeit für ein Gespräch über Lieblingslinien, hoch hängende Oberleitungen und das Rentnerdasein.
Wie geht es Ihnen an Ihrem ersten Tag als Rentnerin?
Alles in Ordnung. Ich hab gut durchgeschlafen, aber irgendwie bin ich schon traurig. Ich war wirklich sehr gerührt, wie mich die Kollegen am Donnerstag verabschiedet haben: mit Blumen, einer extra Anzeige an der Haltestelle und einer Durchsage. Und dann durfte ich noch mal den alten Ikarus fahren, der jetzt unser Partybus ist.
Die meisten Menschen sind froh, wenn sie ihre Zeit nicht mit wildfremden Leuten im Stau verbringen müssen. Was finden Sie eigentlich so schön am Busfahren?
Mich hat das einfach schon immer gereizt. Als ich 1969 angefangen habe, wollte ich eigentlich zum O-Bus, aber dafür war ich mit 1,62 zu klein. Das hatte wohl was mit dem Einhängen der Stromabnehmer in die Oberleitung zu tun. Also bin ich zur Straßenbahn – und Anfang 1973 zum normalen Bus gewechselt.
Haben Sie diesen Wechsel jemals bereut? Die Straßenbahn dürfte doch für den Fahrer deutlich komfortabler sein – mit Trennwand und Joystick statt Lärm und Lenkradgekurbel.
Nee, ich wollte immer zum Bus. Da ist man irgendwie freier und muss nicht nur den Schienen hinterherfahren.
Erzählen Sie mal den schönsten Schwank aus Ihrer Karriere!
Da gibt’s nichts Besonderes. Meine Fahrgäste waren eigentlich immer sehr freundlich. Ich bin vor allem in Köpenick gefahren. Morgens oft den 164er und nach der Pause den X69er.
Der fährt nach Müggelheim – lange durch den Wald ohne Großstadtverkehr. Ist das eine Lieblingslinie für Busfahrer?
Der X69er ist wirklich schön, stimmt. Aber der 164er ist auch schön. Und ganz früher bin ich ja auf dem 30er gefahren, vom Robert-Koch-Platz an der Charité zum heutigen Ostbahnhof. Auch schön.
Keine Horrorlinien?
Nein. Ich war am Betriebshof Lichtenberg, da haben wir sowas nicht.
Haben Sie mal überschlagen, wie viele Millionen Kilometer mit wieviel Millionen Fahrgästen Sie durch Berlin gefahren sind?
Nein. Ich hab andere wunderschöne Dinge, mit denen ich mich befassen kann: Kinder, Enkel, Freunde. Aber ich will versuchen, ob ich noch ein, zwei Tage die Woche fahren kann. Bei der BVG geht das nicht, aber ich will mal bei unserer Tochterfirma Berlin Transport nachfragen.
Zum Abschied durften Sie nach 20 Jahren Mercedes & Co. noch mal einen Ikarus-Schlenki fahren. Da sah man zu DDR-Zeiten die Fahrer immer mit dem Schaltgetriebe kämpfen. War das ein schauriges Déjà-vu an ihrem letzten Arbeitstag?
Ich hab den Ikarus gern gefahren – trotz des Schaltgetriebes. Servolenkung hatte er auch, auch wenn alles nicht so leicht ging wie bei den neueren Modellen. Aber mir macht das alles nichts aus, ich bin ja gesund und fit, das ist ja das Schöne.