Berlins Straßen: „Für ältere Menschen sind Poller oft ein großes Hindernis"
Die Pfosten bieten nicht nur Schutz und verhindern Falschparken. Manche Menschen werden durch sie behindert, erzählt ein Rentner aus Friedenau.
Wenn Wolfgang Pohl durch seinen Schöneberger Kiez geht, hat er oft eine Kamera dabei. Der Rentner hockt vor hüfthohen Stahlpfählen, knipst und ärgert sich über die vielen Poller auf Berliner Gehwegen. Außerdem sitzt der 65-Jährige in der Seniorenvertretung der Bezirksverordnetenversammlung.
Was haben Sie denn gegen Poller?
Die sind einfach ein großes Hindernis, wenn sie auf dem Fußweg stehen. Gerade für ältere Menschen, die nur noch in Tippelschritten unterwegs sind, und für Behinderte.
Gibt es diese Poller so häufig?
Ich wohne in Friedenau. Von einigen Straßenecken kann man hier 70, 80 Gehwegpoller in der Nähe sehen. Die meisten wurden bereits in den 80er Jahren gebaut und sollen wohl verhindern, dass Pkw auf den Bürgersteigen parken. Die sollen lieber abgeschleppt werden, das kostet und wirkt nachhaltiger.
Wie kamen Sie denn dazu? Das ist ja nicht ganz alltäglich.
Ich bin durch eine Debatte in der Bezirksverordnetenversammlung darauf gestoßen. Danach habe ich im Alltag stärker darauf geachtet und mich mit Vertretern von Behindertenverbänden unterhalten. Für die hat die Debatte schon einen Bart, aber es ändert sich seit Jahren nichts. Selbst in neuen Begegnungszonen wie der Bergmann- und der Maaßenstraße werden neue Poller aufgestellt.
Konnten Sie etwas erreichen?
Ich habe über ein Jahr gekämpft, unzählige Sitzungen mitgemacht. Oft habe ich gehört: „Nicht schon wieder dieses Thema, Herr Pohl!“
Sie sind drangeblieben?
Ja, wir haben jetzt eine Einigung mit der zuständigen Stadträtin. In Schöneberg können Anwohner jetzt Poller melden, die sie behindern. Das wird dann geprüft und diese Poller abgebaut.
Also sollen alle Poller weg?
Nein, sie machen dort Sinn, wo sie tatsächlich Gefahren verhindern. Meist gibt es bessere Alternativen.
Zum Beispiel?
In Kopenhagen werden Fußgänger, Fahrradfahrer und Autos durch unterschiedliche Fahrbahnhöhen getrennt. Es funktioniert. Diese Super-Verpollerung, die in Berlin gerade läuft, kann ich nicht nachvollziehen.
Julius Betschka