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Demonstranten protestieren in Berlin-Friedrichshagen gegen die geplanten Flugrouten des BER über Friedrichshagen und den Müggelsee.
© dpa

Strittige Flugroute am Müggelsee: Früherer Senator Strieder hüllt sich in Schweigen

Kerosin und Abgase von Flugzeugen könnten die Wasserqualität des Müggelsees gefährden. Der frühere Stadtentwicklungssenator Peter Strieder schweigt zur strittigen Flugroute.

Der frühere Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) äußert sich nicht zu dem Vorwurf, er habe im Juni 2000 einen Fachbeamten angewiesen, die mögliche Gefährdung des Grundwassers durch die Müggelsee-Flugroute aus einem Bericht zum Flughafenprojekt BER zu streichen. Es geht, wie berichtet, um das Wasserwerk Friedrichshagen, das ein Drittel des Berliner Trinkwassers liefert. Kerosin und Abgase von Flugzeugen, die den See überfliegen, könnten langfristig die Wasserqualität gefährden. Ganz zu schweigen von Unfällen.

Deshalb sei es „nicht tolerierbar“, das Schutzgebiet zu überfliegen, schrieb vor 13 Jahren der zuständige Mitarbeiter für die Gewässeraufsicht in einer Stellungnahme. Dieser Satz fehlte in der Endfassung des Berichts zum Planfeststellungsverfahren. Diese Streichung wurde nach dem Tagesspiegel vorliegenden Dokumenten von Strieder veranlasst, der Berlin nicht als „Behinderer“ des Flughafenbaus erscheinen lassen wollte. Der Ex-Senator war für Nachfragen auch am Samstag nicht erreichbar und signalisierte auch parteiintern, dass er dazu nichts sagen wolle. Das Oberverwaltungsgericht wird am Mittwoch über die umstrittene Müggelsee-Route entscheiden.

Schon vor zwei Jahren hatte die SPD-Abgeordnete Renate Harant, beheimatet in Rahnsdorf am Müggelsee, nachgefragt: „Wie beurteilt der Senat die Gefährdung der Trinkwasserqualität im Einzugsbereich des Wasserwerks Friedrichshagen durch wasserlösliche Schadstoffeintragungen bei Überflügen?“ Die Stadtentwicklungsverwaltung, damals geleitet von Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD), stufte die Gefährdung in der Antwort auf die parlamentarische Anfrage als „sehr gering“ ein. Im gesamten Berliner Raum gebe es nach Mitteilung der Berliner Wasserbetriebe keine Hinweise auf Verunreinigungen des Grund- und Oberflächenwassers durch Kerosin oder durch Verbrennungsrückstände im Flugbetrieb. „So sind im Gewinnungsgebiet des Wasserwerks Tegel, trotz des Jahrzehnte dauernden Flugbetriebs, bisher keine Kontaminationen des Grundwassers beobachtet worden“, teilte die Behörde mit.

Sollte die Müggelsee-Route vor Gericht Bestand haben, werden nach Eröfnung des BER bis zu 122 Maschinen täglich das nach EU-Recht geschützte Gebiet überfliegen. Die evangelische Gemeinde Friedrichshagen will am heutigen Sonntag ab 11 Uhr in einem Open-Air- Gottesdienst auf der Wiese hinter dem Museum des Wasserwerks 15 Menschen mit Seewasser taufen. Pfarrer Alexander Höner erwartet beim Tauffest gut 200 Besucher.

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