Monika Herrmann zu Sicherheit in Berliner Parks: „Früher bin ich auch in der Hasenheide gejoggt“
Kreuzbergs Bürgermeisterin verteidigt ihren Ausspruch, dass sie als Frau dunkle Parks meidet. „Das hat nichts mit Dealern zu tun.“ Ein Interview.
Frau Herrmann, dass Sie nachts nicht in Berliner Parks gehen, hat einigen Wirbel verursacht und Ihnen gestern sogar Rücktrittsforderungen eingebracht. Stehen Sie zu Ihrer Aussage?
Ich neige nicht dazu, herumzulügen. Ich habe das schon 2013 gesagt und ich bleibe dabei. Ich meine das so und ich mache das so. Es ist vielleicht oldschoolig, aber ich bin damit großgeworden. Das hat nichts mit Dealern zu tun. Ich kann mich erinnern, wie wir schon als feministische Studentinnen dafür gekämpft haben. Vielleicht waren die Vergewaltigungsraten früher höher, das weiß ich nicht. Man kann sich darüber lustig machen, aber das ist ein sehr ernstes Thema für Frauen.
Polizeipräsidentin Barbara Slowik, ebenfalls eine Frau, sagt: „Ich bedauere, dass Frau Herrmann diese Ängste hat. Ich persönlich bewege mich frei davon in unserer Stadt – in ganz Berlin.“
Die hat ja auch eine Uniform! (lacht). Im Ernst: Das ist von der Polizeipräsidentin eine fatale Aussage. Ich glaube nicht, dass sie das garantieren kann.
Auch Frau Slowik weiß natürlich, dass es Orte gibt, an denen mehr Straftaten passieren als anderswo. Sie nennt in Ihrem Bezirk das Kottbusser Tor und den Görlitzer Park. Warum ändert sich da seit Jahren kaum etwas?
Es ändert sich schon etwas. Der Kotti hat durch die mobile Wache, für die ich jahrelang gekämpft habe, deutlich an Kriminalität verloren. Es ist noch kein befriedeter Ort, aber die Situation hat sich deutlich verbessert. Die Polizei ist auch regelmäßig in den Parks unterwegs, das ist ja nicht nur ein Problem im Görli. Früher bin ich auch regelmäßig in der Hasenheide gejoggt, da gibt es die gleichen Strukturen.
Neuköllns Gesundheitsstadtrat Falko Liecke hat diese Woche angeregt, die Hasenheide einzuzäunen. Wäre das die Lösung?
Wir beobachten das in anderen Ländern seit Jahren: In Frankreich, Spanien, Italien ist das ganz normal. Ich persönlich habe mit dem Abschließen der Parks in der Nacht gar kein Problem, beim Tempelhofer Feld klappt das ja auch gut. Nur, man darf sich keine Illusionen machen: Das Drogenproblem löst das nicht. Die Jungs gehen dann raus und verteilen sich über das restliche Gebiet, das reicht ja über den Görlitzer Bahnhof bis zum RAW-Gelände. Man hätte dann nachts vielleicht mehr Ruhe im Park. Aber die Aggressivität auf der Straße würde erhöht.
Führt nicht weniger Platz für Dealer zwangsläufig auch zu weniger Dealern?
Weniger Platz schafft erstmal mehr Auseinandersetzung. Wir reden hier von 600 bis 800 Dealern, die sich über das Gebiet verteilen, es geht um Millionen, die da verdient werden. Das ist hochorganisierte Kriminalität, die löst man nicht mit einem Zaun. Es gibt zig Orte, wo offen gedealt wird. Selbst wenn wir das Problem hier gelöst bekommen, lösen sich die Jungs nicht auf.
Also bleibt einfach alles, wie es ist?
Wir haben ja schon viel erreicht mit dem Parkmanagement, den Sozialarbeitern vor Ort, dem Fixpunkt. Wie komplex das Thema ist, zeigt ja auch, dass die Polizei die Taskforce wieder aufgelöst hat. Weil es nichts bringt. Ich habe keine Lösung parat. Wir müssen weiter gemeinsam mit der Polizei, der Innenverwaltung und der Staatsanwaltschaft daran arbeiten, die Situation zu verbessern.
Könnte nicht kurzfristig mehr Licht im Park zumindest die gefühlte Sicherheit steigern?
Beleuchtung ist ein großes Thema, da kriegen wir viele Zuschriften, auch von Männern. Aufgrund der Sparmaßnahmen ist das schwierig, überhaupt Lampen aufzustellen. Und dann werden die ständig kaputtgemacht. Es gibt tatsächlich viele Leute, wir vermuten Jugendliche, junge Erwachsene, die Spaß daran haben, die Lampen zu zertreten oder mit Steinen zu beschmeißen. Das Thema ist ja nicht nur für die Nacht relevant sondern im Winter auch tagsüber, wenn es früh dunkel wird.
Was ist eigentlich aus Ihrem Handlungskonzept für eine kontrollierte Cannabis-Abgabe geworden?
Wir haben es in den Koalitionsvertrag geschrieben. Es soll diesen Modellversuch geben. Aber die Gesundheitssenatorin scheint dieses Kapitel immer wieder zu überschlagen.
Haben Sie etwas gelernt aus der ganzen Aufregung?
Wenn mich das nächste Mal jemand fragt, ob ich nachts durch den Park gehe, antworte ich einfach: Wozu? Was soll ich da nachts? Da schlafe ich.