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Mehr als 24.000 Muscheln, Minerale, Fossilien und Edelsteine schmücken den Saal.
© dpa

Neues Palais in Potsdam: Frische Muscheln im Grottensaal

Muscheln, Minerale, Edelsteine: Der Grottensaal im Neuen Palais ist aufwendig saniert worden. 300 Millionen Euro sind notwendig, damit es mit der Rettung der Preußenschlösser weitergehen kann.

Ihn zieren mehr als 24.000 Minerale, Edel- und Halbedelsteine, Fossilien, Muscheln und Schnecken: Der eigenwillig ausgeschmückte Grottensaal im Neuen Palais von Potsdam-Sanssouci ist nach jahrelanger Restaurierung wieder zu bewundern. „Eine unserer Hauptattraktionen im Unesco-Weltkulturerbe steht wieder offen“, sagte Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), am Dienstag.

Mit großem Aufwand wurde der Raum seit Mai 2013 restauriert und saniert. Experten reinigten den Wandschmuck. Etwa 1200 Applikationen mussten ersetzt werden. Stücke wurden neu angekauft oder fanden sich noch in Depots.

Das Neue Palais entstand nach Plänen von Preußenkönig Friedrich II. Er ließ das Schloss mit etwa 970 Zimmern in Rekordzeit bauen, wobei der Monarch Baupfusch bewusst in Kauf nahm. Vor allem die lädierte Balkendecke zwischen dem Grottensaal und dem darüberliegenden Marmorsaal stellte die Restauratoren vor große Herausforderungen. Für die Instandsetzung werden etwa 5,9 Millionen Euro veranschlagt. Im kommenden Jahr soll auch der Marmorsaal wieder öffnen.

Zur weiteren Rettung vom Verfall bedrohter Preußenschlösser verlangt die Schlösserstiftung aber künftig deutlich mehr Geld. Für die zweite Auflage des sogenannten Masterplans seien mindestens 300 Millionen Euro nötig, sagte SPSG-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh auf Nachfrage. Bundeskulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) signalisierte Zustimmung: Eine solche Summe sei aus Sicht des Bundes realistisch.

Die Schäden an den Schlössern sind größer geworden

Sollten sich die Stiftungsgeber – neben dem Bund sind das die Länder Brandenburg und Berlin – auf diese Höhe verständigen, bekäme die Stiftung rund doppelt so viel wie derzeit, um ihre maroden Schlösser zu sanieren. Der noch bis Ende 2017 laufende erste Masterplan hat ein Volumen von 155 Millionen Euro. Der Bund bezahlt die Hälfte, die anderen 50 Prozent trägt Brandenburg zu zwei Dritteln und Berlin zu einem Drittel.

Brandenburgs Kulturstaatssekretär Martin Gorholt sagte, die rot-rote Landesregierung werde sich „ohne Zweifel“ an einem neuen Sanierungsfonds beteiligen. So sei es auch im Koalitionsvertrag vereinbart. Auch in Berlin ist die Bereitschaft da: „Wir werden sicher unseren Beitrag leisten“, sagte Günter Kolodziej, Sprecher der Kulturverwaltung des Senats, auf Anfrage. Konkret verhandelt wird über das Paket ab 2016.

Bislang war es öffentlich nur um eine Neuauflage in selber Höhe, also 155 Millionen Euro, gegangen. Der Bedarf sei jedoch inzwischen weitaus höher, sagte Dorgerloh. So seien die Baupreise enorm gestiegen, auch seien die Schäden an jenen Schlössern, die nicht vom ersten Masterplan profitiert haben, noch größer geworden. Beispiele seien die Römischen Bäder im Park von Sanssouci und das Schloss auf der Pfaueninsel.

Doch auch bei Projekten, in die schon enorme Summen geflossen sind, wie das Neue Palais und das Schloss Charlottenburg, gebe es weiterhin großen Sanierungsbedarf. Bei Letzterem müssen unter anderem Dächer, Fassaden, Heizungs-, Lüftungs-, Sanitär- und Elektroanlagen der Großen Orangerie und des Theaterbaus erneuert werden. Insgesamt bezifferte Dorgerloh den Bedarf für die preußischen Welterbeschlösser, die seit 25 Jahren auf der Unesco-Liste stehen, auf knapp eine Milliarde Euro. Daher würde auch ein zweiter Masterplan nicht ausreichen.

Die Stiftung verwaltet 35 Museumsschlösser in der Region, rund 150 historische Gebäude und fast 800 Hektar Garten- und Parkanlagen in Berlin und Potsdam. Kulturstaatsministerin Grütters erklärte, die Erhaltung dieses Weltkulturerbes habe für den Bund eine hohe Priorität. Wie sehr sich die Investitionen des ersten Masterplans auszahlen, könne man im Neuen Palais sehen, sagte Grütters. Das Schloss zähle zu den wertvollsten Anlagen dieser Art weltweit, betonte die Staatsministerin. (mit dpa)

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