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Zu Gast bei Luise. Der Neue Flügel im Schloss Charlottenburg kann wieder besichtigt werden.
© Davids/Darmer

Schloss Charlottenburg: Draußen Glühwein, innen Luise

Nach zwei Jahren ist der Neue Flügel von Schloss Charlottenburg wieder geöffnet. Die Fassaden und das Dach wurden saniert, die Säle modernisiert. Am zweiten Weihnachtstag kamen die ersten Besucher.

Vor dem Schloss Charlottenburg werden am Vormittag auf dem Weihnachtsmarkt die ersten Gläser Glühwein ausgeschenkt und Thüringer Bratwürste verkauft, die Kinderkarussells drehen ihre Runden. Aber einigen Passanten, vor allem älteren, steht an diesem zweiten Feiertag nicht mehr der Sinn nach Weihnachtlichem. Sie möchten nach all den Festlichkeiten der letzten Tage eher wieder in die Kunst und Geschichte Preußens eintauchen. Und dazu haben sie gute Gelegenheit. Um zehn Uhr morgens öffnete nach zweijähriger Sanierungszeit der Neue Flügel vom Schloss Charlottenburg wieder für Besucher – die prunkvollen Säle und die Winterkammern sind wieder eine Attraktion für Berliner und Touristen. In den vergangenen zwei Jahren wurden vor allem die Fassade und das Dach des Neuen Flügels saniert sowie die beiden großen Säle, der Weiße Saal und die Goldene Galerie, mit moderner Klimatechnik ausgestattet. Auch Wasserschäden wurden beseitigt. Insgesamt werden die Sanierungsarbeiten im und am Schloss noch bis 2017 dauern.

„Schau, Schatz, da stehen sie!“, sagt ein Besucher und zupft seine Frau ungeduldig am Arm. „Im Original.“ Aber diese weiß es besser und schüttelt den Kopf: Die marmorne Prinzessinnengruppe, die den Besuchern im Vestibül direkt vor den königlichen Wohnräumen mehr oder weniger als erstes in den Blick fällt, ist nicht die von Schadow geschaffene Originalskulptur von der späteren Königin Luise und ihrer Schwester Friederike. Vielmehr ist es eine Replik des Bildhauers Albert Wolff von Mitte des 19. Jahrhunderts. In unmittelbarer Nähe lässt sich ein japanisches Pärchen vor einer schlafenden Luise fotografieren. Diese wurde geschaffen vom Bildhauer Christian Daniel Rauch. Denn egal ob Original oder Kopie – Königin Luise, der vor vier Jahren zu ihrem 200. Todestag eine große Sonderausstellung im Schloss gewidmet war, zieht immer.

Ebenso wie Friedrich II., der Große, der Alte Fritz, dessen Festsäle und Gemächer man wieder in ihrer ganzen Schönheit bewundern kann. Dieser hatte nach seiner Thronbesteigung im Jahr 1740 den Flügel als eigenständigen Bau nach den Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff östlich an das alte Schloss bauen lassen. „Seien Sie des Königs Gast“, begrüßt einen die Stimme des Audioguides, dessen Benutzung im Eintrittspreis inbegriffen ist.

Hilda Rother war schon viele Male im Schloss Charlottenburg, kennt die Räume gut. Seit 1966 lebt die ehemalige Münchnerin in Berlin. Damals in West-Berlin habe man immer viel Besuch aus Westdeutschland gehabt. Das Schloss war dann stets eine Attraktion. Als sie hörte, dass der Neue Flügel wieder geöffnet wird, war für sie klar, dass sie schnell wieder hin muss. Leider hatte sie sich gemeinsam mit ihrer Schwester Maike, die aus Hamburg zu Gast in der Stadt ist, schon einen Tag zu früh aufgemacht und stand am ersten Weihnachtstag noch vor verschlossenen Türen. Aber die beiden Frauen ließen sich davon nicht entmutigen und freuten sich am Freitag trotzdem über die alte, neue preußische Pracht.

- Der Neue Flügel ist ab jetzt von 10 bis 17 Uhr geöffnet; Silvester und ab Januar immer am Dienstag geschlossen. Der Eintritt kostet 8, ermäßigt 6 Euro.

Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

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