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Vor dem Lageso können Flüchtlinge sich mittlerweile in Wärmezelten aufhalten - für "Moabit hilft" verbessert das die Lage nur bedingt.
© Kay Nietfeld/dpa

Flüchtlinge am Lageso in Berlin: Freiwillige Helferin: "Wir sind häufig verzweifelt"

Das Lageso bleibt über Weihnachten geschlossen - für die Sprecherin der Initiative "Moabit hilft" ist das absurd. Flüchtlinge müssten auch über die Feiertage registriert werden, fordert Diana Henniges.

Die Sprecherin der Flüchtlingsinitiative "Moabit hilft" hat ihre Kritik an den Zuständen am Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) erneuert. Dem rbb-Inforadio sagte sie an Heiligabend, die Lage der Flüchtlinge in Berlin habe sich durch die Veränderungen der letzten Wochen nur "marginal" verbessert.

Zwar gebe es Fortschritte bei der Betreuung von Neuankömmlingen wie Wärmezelte und die Bereitstellung von Notunterkünften, wie Henniges berichtete. Allerdings sei die Versorgung schon länger untergebrachter Flüchtlinge unzureichend organisiert, sodass diese mangels rechtzeitiger Weiterbewilligung von Leistungen mitunter aus Unterkünften ausziehen müssten, obwohl sie dort bereits gut integriert seien. Henniges sprach von einer "Zweiklassengesellschaft" unter den Flüchtlingen.

"Das sind Zustände, die man sich gar nicht vorstellen kann", beklagte die Flüchtlingshelferin. "In jedem anderen Land würde man dies als systemische Fehler bezeichnen, nur nicht in Deutschland." Notwendig sei eine "grundlegende Veränderung in den Abläufen", die dann allerdings langfristig eingehalten und kommuniziert werden sollten.

Henniges warnte vor dramatischen Entwicklungen. Das ungewöhnlich milde Wetter begünstige derzeit die Situation am Lageso. "Aber geben Sie uns mal noch vier Wochen, dann haben wir hier in Berlin Minusgrade und dann wird es den ersten Schwerstkranken oder Toten geben." Schon im Herbst, als es noch keine Wärmezelte gab, hatte die Berliner Caritas vor Kältetoten gewarnt, weil Flüchtlinge sich nachts anstellten, um einen guten Platz in der Warteschlange zu ergattern.

Die Bedingungen am Lageso setzen auch den ehrenamtlichen Helfern zu. "Wir sind häufig sehr, sehr verzweifelt und sehr, sehr traurig, das muss ich ehrlich sagen", erzählte Henniges. Über die Feiertage würden sie die Arbeit reduzieren und "Kräfte tanken" für das neue Jahr. Gleichwohl seien rund um die Uhr Betreuer vor Ort - während das Amt selbst geschlossen von Heiligabend bis Sonntag und auch über den Jahreswechsel jeweils vier Tage am Stück geschlossen ist. Henniges forderte trotz der Feiertage eine Möglichkeit für die Flüchtlinge, "rund um die Uhr registriert und versorgt zu werden".

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