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Den Eichhörnchen in Köpenick wird künftig über die Straße geholfen.
© imago

Müggelseedamm in Berlin-Köpenick: Freitag kommt die Eichhörnchenbrücke

Weil die Bäume am Müggelseedamm zu weit voneinander entfernt sind, müssen die Eichhörnchen bisher den gefährlichen Weg über den Asphalt nehmen – und werden immer wieder von Autos überrollt. Nun soll ein über die Straße gespanntes Seil Abhilfe schaffen.

Für Autofahrer ist der Weg durch Köpenick noch mühsamer als zuvor, seit die Verkehrsverwaltung vor zehn Tagen die baufällige Salvador-Allende-Brücke zur Hälfte sperren lassen hat. Dagegen gibt es für Eichhörnchen eine deutliche Verbesserung: An diesem Freitag ab 8 Uhr soll in Höhe des Wasserwerks Friedrichshagen ein Seil über den Müggelseedamm gespannt werden, das den Eichhörnchen den allzu oft tödlichen Weg über die Fahrbahn erspart. Damit sich die neue Verbindung schnell herumspricht, werden an beiden Enden Futterkästchen montiert.

Angefangen hatte das in Berlin bisher einmalige Verkehrsprojekt mit dem Hinweis eines regelmäßigen Passanten. Nachdem Bezirksamt und Wasserbetriebe sich über Versicherungsfragen geeinigt hatten, wurden zwei geeignete Bäume ausgewählt, und der Verein „Aktion Tier“ kaufte für 500 Euro ein besonders stabiles und griffiges Seil. Der Bezirk steuert zur Montage die Hebebühne sowie ein Grußwort des Baustadtrats bei. Eine Kamera soll den Verkehr auf dem Eichhörnchenseil beobachten. Das gibt’s sonst nur auf großen Hauptstraßen.

Laut der Aktion Tier wurde die erste Eichhörnchenbrücke 1963 in Longview (USA) installiert. In Deutschland gebe es erst seit Ende 2012 eine: im ostwestfälischen Vlotho.

Weil die Baumkronen für die vielen Eichhörnchen am Müggelseedamm zu weit voneinander entfernt sind, wird ein Seil über die Straße gespannt.
Weil die Baumkronen für die vielen Eichhörnchen am Müggelseedamm zu weit voneinander entfernt sind, wird ein Seil über die Straße gespannt.
© Aktion Tier

Gefahr auch auf der Heerstraße

Derk Ehlert, der Wildtierreferent des Senats, hat bereits weiteren Bedarf ausgemacht: Rund 20 Hinweise habe er erhalten, nachdem der Tagesspiegel im Oktober 2013 erstmals über den tierischen Drahtseilakt berichtet hatte. Mehrfach sei die Heerstraße als Gefahrenort genannt worden. Die Achse zwischen Spandau und Berlin ist von Grün gesäumt, aber die Straßenbäume bilden kein Dach, so dass wechselwilligen Eichhörnchen nur der Weg über die fünf stark befahrenen Autospuren bleibt. Ehlert will sich an die Bezirksämter wenden, aber er ahnt: „Es wird bautechnisch schwierig sein, diese lange Strecke zu überwinden.“

Nach Auskunft von Ehlert haben einige Eichhörnchen schon Junge. Auch an den Krötenzäunen, die Freiwillige von Ökowerk, Naturschutzbund und Schulen jährlich neu errichten, seien schon die ersten Tiere im Eimer. Der werde zweimal täglich über die Straße getragen. Das große Quaken beginnt aber erst, wenn es mal kräftig regnet und nachts milder wird: Dann machen sich auch Moor- und Grasfrösche auf den Weg.

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