Volle BVG-Busse in Berlin: Freie Fahrt für Corona
In der Schule wird Corona der Kampf angesagt, doch auf dem Schulweg müssen sich Schüler in volle Busse quetschen. Wie irrsinnig ist das denn? Ein Kommentar.
Corona hat unser Leben fest im Griff. Fitnessstudios und Restaurants sind geschlossen, Theater und Kinos haben Zwangspause. Auf der Arbeit, beim Einkaufen, beim Arzt gilt: Abstand halten, Maske aufsetzen, Hände waschen, lüften - solange es weder Impfstoff noch Medikamente gibt, sind das die Mittel der Wahl.
Doch einige Menschen können keinen Abstand halten, selbst wenn sie es wollen. Es sind die Schülerinnen und Schüler, die auf Bus oder Tram angewiesen sind, um zur Schule zu kommen. Jeden Morgen müssen sie sich - meist nur notdürftig mit Alltagsmasken geschützt - in übervolle Busse pferchen, um rechtzeitig im Unterricht zu sein.
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Was soll das? Im Klassenraum sitzen die Kinder und Jugendlichen am offenen Fenster oder im Durchzug, damit das Virus weggeweht werden kann. Lieber Frieren als Viren, so offenbar die Devise der Behörden zur Corona-Abwehr - auch wenn das Erkältungen begünstigt. Für das größere Ziel, die Pandemie zu bekämpfen, wird das in Kauf genommen.
Die Lösung: mehr Busse, mehr Abwechslung bei den Unterrrichtszeiten
Doch warum beginnt der Kampf gegen Covid-19 dann nicht schon an der Bushaltestelle? Warum setzt die BVG - notfalls finanziell unterstützt vom Senat - nicht mehr Busse ein, damit sich die Schüler verteilen können? Warum heuert man nicht private Busfirmen an, falls die BVG keine zusätzlichen Kapazitäten hat?
Oder warum entzerrt man nicht die Anfangszeiten, damit sich die Schüler nicht alle in dieselben Busse quetschen müssen? Mit ein bisschen Organisationsgeschick und gutem Willen müsste das doch zu machen sein.
Im Kampf gegen Corona spielt Geld bislang keine Rolle. Der Schutz der Schüler sollte doch da keine Ausnahme sein.