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So lässt es sich aushalten.
© IMAGO
Update

Hitze in Berlin und Brandenburg: „Fragen zu Ventilatoren können wir nicht beantworten“

37 Grad und mehr werden am Mittwoch in der Region erwartet. Die Ventilatoren sind schon aus. Wie sich die Stadt auf die Hitze vorbereitet.

Es ist nicht eine Hitzewelle, die Berlin und Brandenburg abbekommen, sondern es sind zwei: Am Mittwoch werden bis zu 37 Grad im Schatten in der Region erwartet, am Abend soll es dann allerdings deutlich abkühlen. Für Donnerstag und Freitag erwartet Jörg Riemann vom Dienst "Wettermanufaktur" nur noch höchstens 27 Grad. "Die Hitze vom Mittwoch rückt ein Stück nach Westen und kommt am Wochenende noch mal zu uns zurück", sagt der Meteorologe. Knapp 35 Grad könnten es am Sonntag wieder werden, bevor die Temperaturen zum Monatswechsel wohl für längere Zeit unter 30 Grad sinken.

Dass der Wind aus Südosten kommt, war in Teilen Berlins bereits am Dienstag zu riechen: Ein leichtes Rauch-Aroma hing in der Luft, das offenbar von dem großen Waldbrand in der Lieberoser Heide kam. "Mittwochfrüh dreht der Wind dann erst auf Südwest, nachmittags auf Nordwest", sagt Riemann. "Der Rauch dürfte dann eher nach Polen ziehen. Aber der Wind wird auffrischen bis hin zu starken Böen, was für die Löscharbeiten natürlich ganz schlecht ist."

Großflächiger Regen ist nicht in Sicht

Ab Mittwochabend seien zwar einzelne Hitzegewitter möglich, "aber es wird keinesfalls flächendeckend nass". Das gelte wohl bis weit in die nächste Woche hinein: Zwar könnten mit der Abkühlung zu Wochenbeginn einige Schauer übers ausgetrocknete Land ziehen, aber großflächiger und ergiebiger Regen sei einfach nicht in Sicht.

Nichts dreht mehr: Ventilatoren sind fast ausverkauft

Vermutlich werden die letzten Ventilatoren nun auch ausverkauft sein. Karstadt am Ku’damm verkaufte am Dienstag das Restsortiment im Viertelstundentakt, am Herrmannplatz waren die Standventilatoren bereits ausverkauft, zwei Tischventilatoren und eine Miniklimaanlage waren am Vormittag noch zu haben. Bei Saturn und Mediamarkt landet man am Telefon direkt bei derselben automatischen Callcenter-Ansage: Fragen zu Ventilatoren werden angesichts der aktuell hohen Nachfrage nicht beantwortet. Man soll direkt in den jeweiligen Markt kommen und sich vor Ort erkundigen.

Bitte nicht nachfragen!

Bei Saturn und Mediamarkt landet man am Telefon bei derselben automatischen Callcenter-Ansage: Fragen zu Ventilatoren werden angesichts der aktuell hohen Nachfrage nicht beantwortet. Man soll direkt in den jeweiligen Markt kommen und sich vor Ort erkundigen. Zum Saturn im Gesundbrunnen wird man allerdings vergeblich kommen: Hier sind die Ventilatoren komplett ausverkauft. Bei Mediamarkt in Wedding soll es immerhin noch einen letzten Tischventilator für 27 Euro geben, wobei...

Im KaDeWe dauert der Abverkauf der letzten zehn Ventilatorenexemplare vielleicht noch ein kleines bisschen länger: Sie kosten zwischen 550 und 600 Euro.

Besser mit der BVG

Laut BVG sind alle Berliner Busse mit Klimaanlagen ausgestattet. Also hinein in den Bus und einfach mal zu den entlegensten Ecken der Stadt chauffieren lassen, zum Beispiel nach Eiskeller. Übrigens: „chauffieren“ kommt vom französischen „chauffer“, was „anheizen“ heißt – aber damit war wohl mal etwas anderes gemeint. Wobei: Laut BVG sind die Klimaanlagen so ausgelegt, dass sie im Vergleich zur Außentemperatur nur etwa vier Grad herunterkühlen. Bei 37 Grad sind das immer noch lauschige 33 Grad Businnentemperatur. Allerdings empfiehlt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz bei Klimaanlagen ohnehin nur eine maximale Differenz von fünf bis sechs Grad zur Außentemperatur, um einen Hitzeschock zu vermeiden.

In rund zwei Drittel der Straßenbahnen können Sie ebenfalls einigermaßen wohltemperiert fahren, auch hier sind Klimaanlagen vorhanden. Straßenbahnen schützen überdies vor Sonnenbrand: Sämtliche Fenster sind getönt oder mit UV-Schutzfolie beklebt.

U-Bahnen können nicht klimatisiert werden

Schwieriger ist die Lage in den U-Bahnen: Wegen der Tunnel lassen sich Klimaanlagen nicht installieren. Die Hitze würde in die Tunnel und auf die Bahnsteige gepumpt, wodurch sich die Tunnelanlagen aufheizen würden und der Kühlbedarf der Züge steigen würde. Die Lösung der meisten Fahrer: Fenster auf.

In neueren Wagen ist aber laut BVG eine „zugfreie Lüftung mit Luftwechsel“ vorhanden, die ebenfalls mit Zugluft funktioniert, in der man den Zug aber nicht spüren soll. Immerhin 40 Prozent der Züge sollen mit diesem Lüftungssystem ausgestattet sein.

Und bei der S-Bahn ist zumindest ab 2021 Besserung in Sicht: Die neuen Wagen werden mit Klimaanlage geliefert. Zur Abkühlung empfiehlt die BVG den Bahnhof der U55 am Brandenburger Tor. 17 Meter unter der Erde gelegen, kann es dort schon mal bis zu zehn Grad kälter sein als obendrüber Unter den Linden. Noch besser dran sind die Bauarbeiter, die momentan die Museumsinsel mit einer U-Bahn-Haltestelle versehen: Das Grundwasser wurde für den Rohausbau vereist. Aktuelle Temperatur im Tunnel: Circa zehn Grad. [Schöne Sommerferien! Wo auch immer Sie stecken - wir schicken Ihnen gern unsere Bezirks-Newsletter vom Tagesspiegel und erzählen, was zuhause in Ihrem Kiez los ist. Einmal pro Woche, ganz unkompliziert und kostenlos bestellen unter leute.tagesspiegel.de]

Der beste Arbeitsplatz Berlins

Zur Abkühlung empfiehlt die BVG den Bahnhof der U55 am Brandenburger Tor. 17 Meter unter der Erde gelegen kann es dort schon mal bis zu zehn Grad kälter sein als obendrüber Unter den Linden. Noch besser dran sind die Bauarbeiter, die momentan die Museumsinsel mit einer U-Bahn-Haltestelle versehen: Weil die neue Station von Grundwasser umgeben ist, wurde für den Rohausbau der umgebende Boden vereist. Aktuelle Temperatur im Tunnel: Circa zehn Grad.

Kühlende Kirchen

Auf großen Plätzen mit viel Stein, Asphalt und Beton sind Fußgänger der Sonne besonders ausgeliefert. Auch auf dem Alexanderplatz fehlt jeglicher Schatten. Geht man aber ein paar Schritte weiter, auf die andere Seite des Fernsehturms, steht dort die gotische Marienkirche, deren Geschichte bis ins Jahr 1250 zurückreicht. Für vor der Hitze Zuflucht Suchende heißt das vor allem: alte, dicke Mauern, die vor der Wärme schützen. Das Gebäude ist täglich zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. Weitere kühle Kirchen und ihre Öffnungszeiten:

St. Paulus, Waldenserstr. 28, 10551 Berlin, geöffnet von 8.30 bis 19 Uhr, Mater Dolorosa, Röbellweg 59/61, 13125 Berlin-Buch, geöffnet von 7 bis 18 Uhr, St. Ludwig, Ludwigkirchplatz, 10719 Berlin, geöffnet von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 19 Uhr, Rosenkranzbasilika, Kieler Str. 11, 12163 Berlin, geöffnet von 7 bis 19 Uhr, und Peter und Paul, Am Bassin 2, 14467 Potsdam, geöffnet von 10 bis 17 Uhr.

Gefährliches Alter

Im von der Caritas geführten Seniorenheim St. Kamillus auf dem Dach der gleichnamigen Kirche in Charlottenburg ist die große Terrasse momentan wegen Baumaßnahmen gesperrt. Hinauf lassen würden die Mitarbeiter ihre Bewohner momentan jedoch ohnehin nicht – viel zu gefährlich bei der Hitze! Stattdessen achten die Mitarbeiter darauf, dass die älteren Menschen nicht in der prallen Sonne sitzen und vor allem: Dass alle genug trinken. Bei den Senioren wird das auch sorgfältig dokumentiert. 

Tierische Dusche

Die Elefanten wurden am Dienstag bereits geduscht, die Erdmännchen bekamen einen Eis-Cocktail aus Fleischhappen und Weintrauben – die meisten Tiere in Zoo und Tierpark kämen aber gut klar mit den Temperaturen, sagt Kurator Tobias Rahde, „der Großteil von ihnen kommt aus warmen Regionen.“ Und die anderen? Die beiden Pandas Meng Meng und Jiao Qing können sich im Wasserlauf auf ihrer Außenanlage abkühlen – und der Innenbereich ist sogar klimatisiert. Der kälteste Ort im Zoo ist das Pinguinhaus mit neun Grad.

Auch der Tierschutzverein für Berlin (TVB) schränkt die Tiervermittlung vorerst stark ein, weil der Transport zusätzlich zu den hohen Temperaturen eine große, häufig gesundheitsgefährdende Belastung für die Tiere sei, teilte der Verein am Dienstag mit. Hundebesitzer sollen ihre Tiere auf keinen Fall in geparkten Autos lassen. 

Eiszeit

Die Anfragen nach Catering steigen in den vergangenen Tagen enorm in die Höhe. Sauerbraten, Hüftsteak und Schweinehaxe? Nein, natürlich wollen alle: Eis. Das teilt die Eismanufaktur in Moabit mit. Vor allem Firmen würden Eiswägen bestellen, um ihre Mitarbeiter zu versorgen (und bei Laune zu halten). Fruchteis mit hohem Säureanteil ist besonders gefragt.

 Klimawandel-Tipps von 2009

„Die Stadt rüstet sich für den Klimawandel“, berichtete der Tagesspiegel 2009. Der Deutsche Wetterdienst entwickelte damals auf Bitten des Senats Strategien, wie Berlin auf den Klimawandel reagieren sollte. Große Alleen sollten als Frischluftschneisen für die Ventilation freihalten werden. Parkanlagen würden wichtiger. Brunnen könnten mit Sprühwasser die Stadt kühlen. Überdachungen und Arkaden würden wichtiger. Für Klimaanlagen bräuchte man mehr Energie.

Wie wär's mit Baden?

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