Zum 100. Geburtstag von Frank Sinatra: Fly me to Berlin
Heute wäre Frank Sinatra 100 Jahre alt geworden. Bald kommt deswegen sein bester Imitator Stephen Triffitt nach Berlin – und bringt die alten Kumpels mit.
Der Whisky steht natürlich schon bereit. Drei Gläser, in die eine junge Bardame schnell noch ein paar Eiswürfel plumpsen lässt. „Für Sie ist das vielleicht noch ein bisschen früh“, nuschelt Frank Sinatra mit dieser unverwechselbaren tiefen Stimme, als er die kleine Bühne in der Bristol Bar am Ku’damm betritt und, natürlich, als Erstes zum Glas greift. „Aber wir waren noch gar nicht im Bett.“
Alles sitzt. Die Stimme, die Fliege, der Smoking mit dem roten Einstecktuch – und die Jokes. All das gehört dazu, wenn der Mann, der eigentlich Stephen Triffitt heißt, auftritt. Ob er das eigentlich selbst noch weiß? Seit mehr als zehn Jahren tourt er mit Dean Martin (Mark Adams) und Sammy Davis Jr. (George Daniel Long) um die Welt. „The Rat Pack“, heißt eine der erfolgreichsten Shows dieser Art, die diese drei Briten am Londoner West-End begonnen haben.
Am 12. Dezember wäre Frank Sinatra 100 Jahre alt geworden
Diesmal aber ist alles ein bisschen anders. Am 12. Dezember wäre Frank Sinatra 100 Jahre alt geworden und findige Showveranstalter haben die Sache kurzerhand umbenannt in „Sinatra & Friends“. Sinatra Superstar, das funktioniert auch 17 Jahre nach dem Tod des Entertainers. Das dunkle Ambiente der Bristol Bar, die rote Holzvertäfelung, das Blumenmuster auf dem alten Teppich – das passt zum Las Vegas der 60er Jahre. Man fühlt sich zurück versetzt in die Zeit, als es noch in Ordnung war, auf der Bühne zu trinken, nein, vielmehr: erwartet wurde. Zumindest von diesen dreien. Dass sie im Laufe der Show immer betrunkener wurden, die Texte vergaßen und dann so sehr lachen mussten, dass sie nicht mehr weitersingen konnten, war Teil des Erfolgskonzepts. „Ich trete mit meinen Freunden auf und habe mehr Spaß als das Publikum“, zitiert Stephen Triffitt einen bekannten Sinatra-Satz.
Und das trifft offenbar auch auf die drei Double-Versionen zu. George Daniel Long gibt den Sammy Davis Jr. als ernsthaften Entertainer, auch wenn die kurze Steppeinlage des „Mr. Bojangles“ an diesem Vormittag im dicken Teppich versackt. Schmalzlocke Dean Martin alias Mark Adams mit seinen verzierten Mokassins schmachtet „That’s Amore“ in den Raum, verteilt Rosen an die Damen und mimt den verletzlichen Frauenschwarm, der mit Alkohol versucht, seine Unsicherheit zu kaschieren. „Ich brauche Drinks, um ein großer Entertainer zu sein“, sagt er, Hundeblick, Faltenstirn. „Ohne den Alkohol bin ich Kai Pflaume.“ Moment, was? „Ich weiß nicht, wer das ist, aber man hat mir gesagt, Sie würden das lustig finden.“ Ha! So hätte es das echte Rat Pack auch gemacht: Witze zum Land machen, nicht den Anschein erwecken, man sei in Las Vegas. „Wir sind da, wo wir sind“, sagt Stephen Triffitt, „und das Publikum ist immer ein wichtiger Teil der Show.“
Triffitt, 52, sieht nicht wirklich aus wie Frank Sinatra. Er hat sich angepasst, die Haare angeklebt, ein bisschen was von den Allüren übernommen: Bitte keine Fotos im Sitzen! Früher hat er Kopierer verkauft, seinen eigenen Laden gehabt. Doch dann, so sagt die Legende, kam er eines Nachts spät und angetrunken aus einer Karaoke-Bar auf Teneriffa und erzählte seiner Frau, er habe genauso wie Frank Sinatra geklungen. „Nichts von dem, was dann passiert ist, war meine Entscheidung“, sagt Triffitt und lacht. Seine Frau nahm die Sache in die Hand. Er selbst sei nie sehr ambitioniert gewesen. „Ich habe einfach Glück gehabt.“
Das Singen war also nicht das Problem. „Ich habe Sinatra gehört, seit ich 13 war“, sagt Triffitt, er habe schon immer versucht, sein Idol zu kopieren. Aber das Sprechen, dieses leicht weggenuschelte, tiefe Lallen, das Gestik, der Gang – „dafür habe ich unzählige Aufnahmen geguckt.“
Groupies? "Ohne Ende, aber die sind alle 85"
Und wie ist das, berühmt zu sein dafür, jemand anderes zu sein? „Es ist sehr viel von uns selbst in den Rollen“, sagt George Daniel Long. „Wenn es reines Schauspiel wäre, würde es nicht funktionieren.“ Und langweilig wäre es! Obwohl: „Es gibt so viele Lieder, dass wir ein Jahr lang jeden Tag eine andere Show machen könnten.“ In Berlin werden sie von neun Musikern begleitet, eine Feel-Good-Show mit hohem künstlerischen Anspruch – und bewährten Gassenhauern. „Auf Frauen und Geliebte“, prosten sich die drei zu, „auf dass sie sich niemals treffen!“ Apropos, wie sieht’s mit den Groupies aus? „Klar, ohne Ende“, sagt Triffitt. „Aber die sind alle 85.“
Immerhin. Bleibt nur noch eine Frage zu klären: Ist das echter Whisky? „Es wäre sehr unprofessionell, wenn wir auf der Bühne trinken würden“, sagt Triffitt und nimmt einen großen Schluck. „Aber zum Glück sind wir ja nicht professionell.“ Der Witz ist, sagt Long: Auf der Bühne gibt es zwei Flaschen, eine mit echtem Whisky und eine mit Apfelsaft. „Wir können immer entscheiden, nach was uns gerade ist.“ Und das Publikum, fügt Triffitt grinsend hinzu, wird es niemals erfahren.
24.–28. Februar, Admiralspalast, Friedrichstr. 101–102, Mitte, Karten ab 27,50 €. Mehr Infos unter: www.semmel.de
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